Erst fast entlassen, jetzt unkündbar Schalke-Coach Keller: "Die Ausschläge sind mir zu extrem"

Gelsenkirchen · Mit dem 2:1-Derbysieg gegen Borussia Dortmund hat Schalke 04 den Fehlstart korrigiert und Trainer Jens Keller wieder einmal aus der Schusslinie genommen.

 Schalke-Trainer Jens Keller.

Schalke-Trainer Jens Keller.

Foto: dpa, bt hak

Jens Keller antwortete mit einer Gegenfrage. "Vor zwei Wochen war ich noch entlassen. Jetzt soll ich unkündbar sein?", meinte der Trainer von Schalke 04 nach dem 2:1 (2:1) im Revierderby gegen Borussia Dortmund. Nach dem Fehlstart noch kurz vor dem Aus, nach seinem zweiten Sieg im Ruhrpottklassiker plötzlich unersetzbar — das ging dem 43-Jährigen viel zu schnell.

"Die Ausschläge sind mir zu extrem", sagte Keller im ZDF-Interview. Am Tag nach dem Befreiungsschlag gegen den Revierrivalen war das einstige "Gesicht der Krise" auf dem Boulevard auf einmal der "Derby-King".

Dass die Schalker mit dem zweiten Sieg in fünf Tagen den BVB in der Bundesliga-Tabelle überholten und ihren verkorksten Saisonauftakt korrigierten, verschaffte Keller eine Atempause. Wieder einmal rettete sich der Trainer, als der Druck besonders groß war.

Doch Keller weiß, dass bei der nächsten Niederlage die Diskussionen wieder losgehen. Seit er im Dezember 2012 sein schwieriges Amt antrat, steht er fast ständig in der Kritik. Obwohl er zweimal in Folge die Königsblauen in die Champions League führte, wurde immer wieder über und auch mit möglichen Nachfolger geredet. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus, über eine Verlängerung wurde noch nicht gesprochen.

Klopp stellt sich auf Kellers Seite

BVB-Trainer Jürgen Klopp, an den er quasi die Krise weiterreichte, sprang Keller zur Seite. "Ich gratuliere Jens zum Sieg und wünsche ihm, dass zumindest dieses Ergebnis Wirkung zeigt bei euch", sagte Klopp in der Pressekonferenz.

Schon sein erstes Revierderby hatte Keller vor anderthalb Jahren 2:1 gewonnen — doch der Rückschlag folgte schnell und nahm ihm die neue Luft gleich wieder. Mit 2:3 gegen Galatasaray Istanbul schieden die Schalker nur drei Tage später völlig überraschend im Champions-League-Achtelfinale aus. Am Ende der Woche folgte ein 0:3 in Nürnberg — und die Stimmung war wieder im Keller.

Diesmal müssen die Königsblauen am Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) gegen den krassen Außenseiter NK Maribor verhindern, dass dem Derby-Rausch wieder der Kater im Europapokal folgt. Sorgen bereitet Keller die weiter angespannte Personallage. "Wir haben nicht allzu viele Optionen, frische Leute nachzulegen", sagte der Coach, dem gegen Dortmund sieben Spieler fehlten. Zumindest der gesperrte Julian Draxler kehrt zurück, dagegen klagten die ausgewechselten Sidney Sam, Kevin-Prince Boateng und Marco Höger über Blessuren.

Von einem, der gerne auf der Bank sitzt, hatte Keller vor dem Revierderby Unterstützung der besonderen Art erhalten. Ersatztorhüter Christian Wetklo, gebürtiger Gelsenkirchener und von klein auf Schalke-Fan, hatte seine Profikollegen in der Kabine zusätzlich motiviert. "Er hat nach der Ansprache des Trainers eine sehr emotionale Samstagspredigt gehalten", berichtete Sportvorstand Horst Heldt, "es war so laut, ich bin rausgegangen."

(sid)
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