Schalke stellt Roberto Di Matteo vor Der starke Mann aus den Abruzzen

Gelsenkirchen · Schalkes neuer Trainer Roberto Di Matteo hat Mängel in der defensiven Ordnung ausgemacht.

FC Schalke 04 stellt Roberto Di Matteo vor
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Schalke stellt Di Matteo vor

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Der Himmel über Gelsenkirchen ist seit Tagen königsgrau. Es regnet seit Stunden. Auch bei der Ankunft von Roberto Di Matteo, dem neuen Hoffnungsträger im Revier. Zumindest dem Teil, der sich dem FC Schalke 04 verschrieben hat. Di Matteo, 44, trägt einen dunklen Designeranzug, Krawatte, die Haare kurz geschoren. Beim Schlendern durch die Gänge der Arena seines neuen Arbeitgebers, hat er die Hände lässig in den Hosentaschen. Seine Augen scannen die Umgebung ganz genau ab. Der Mann, der in Schaffhausen geboren wurde, ist ein guter Beobachter.

Er hat sich auf diesen Tag akribisch vorbereitet. Er hört gut zu, wählt seine Worte genau und antwortet kurz und präzise. Er lässt sich nicht aus seiner Deckung locken, als Journalisten versuchen, von ihm markige Sätze zu bekommen. "Herr Di Matteo, sehen Sie sich in der Lage, mit Schalke den Titel zu holen?", lautet einer dieser Versuche. "Ich glaube nicht", sagt er, "dass ich diese Frage am ersten Tag beantworten möchte." Nächstes Thema.

Natürlich ist er an diesem Mittag darum bemüht, den Sport in den Mittelpunkt zu stellen. Er habe sich, erzählt er, in den letzten 24 Stunden so viele Spiele wie möglich von den Knappen angesehen. Durchaus ein ambitioniertes Projekt. Er habe "Potenziale nach vorne" aber auch "Probleme in der Defensive" gesehen. "Wir müssen viel auf dem Platz arbeiten und die Organisation verbessern", befindet er. Mit seinem Vorgänger Jens Keller hat er sich nicht ausgetauscht. "Das habe ich auch nicht vor", sagt er. Neben einem neuen Assistenten hat er auch einen Torwarttrainer mitgebracht.

Di Matteo hat schnell verstanden, dass Schalke ein besonderes Fußball-Pflaster ist. Der Frankfurter Profi Lucas Piazon, der Di Matteo aus gemeinsamen Tagen beim FC Chelsea kennt, hatte unlängst verkündet, der Italiener sei ein ähnlicher Typ wie Jürgen Klopp. "Ich glaube, der war betrunken", erwiderte Di Matteo darauf. Für einen kurzen Augenblick scheint er aus der Konzentration gebracht. Ein Vergleich mit Klopp vom Erzrivalen aus Dortmund - da schrillen bei ihm alle Alarmglocken.

Vor eineinhalb Jahren hat der FC Schalke schon mal bei ihm angeklopft. Ein erstes Kennenlernen sei das gewesen, alles ganz unverbindlich. Damals hatten sich die Verantwortlichen aus Gelsenkirchen gegen ihn und für die Übergangslösung Keller entschieden - die hielt sich beachtliche 22 Monate im Amt. Ob Di Matteo sich gewappnet fühle, das traditionell chaotische Umfeld bei den Königsblauen zu bändigen, wird er gefragt? "Sehen Sie, das hat in über 100 Jahren noch keiner geschafft. Man muss sich auf die Situation einlassen und bereit sein zu kooperieren. Ich bin jetzt seit 24 Jahren im Fußballgeschäft, mich beunruhigt nichts mehr." Die Familie von Di Matteo stammt aus dem Ort Paglietta, der Provinz Chieti, der Hügellandschaft der Abruzzen. Die Menschen dort in der Abgeschiedenheit gelten als eigenwillige, manchmal sture Typen - die Westfalen Italiens sozusagen.

Als Di Matteo 2012 mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen hatte, gehörte er plötzlich zu den Großen der Branche. Nach seiner Demission beim Klub des Oligarchen Roman Abramowitsch hat er den Markt sondiert. Er wurde als Schweizer Nationaltrainer gehandelt, und auch die Italiener sollen um ihn gebuhlt haben. Von 1994 bis 1998 wirkte er im Mittelfeld der Squadra Azzura. Entschieden hat er sich schließlich für Schalke.

In den vergangenen Tagen kam immer wieder auf, die Spieler von Schalke seien zerstritten, es gebe eine Grüppchenbildung innerhalb des Teams. "Natürlich ist es meine Zielsetzung, dass die Mannschaft als Einheit auftritt. Jeder muss seinen Beitrag dazu leisten", sagt Di Matteo, dessen Frau und die drei Kinder haben ihn zunächst nicht nach Gelsenkirchen begleiten. "Es wird bei mir feste Regeln geben. Es gibt nur einen Boss. Niemand darf sich über die Gemeinschaft stellen. Über allem steht das Team. Meine ganze Konzentration gehört dem ersten Spiel in der Liga gegen Hertha - bis dahin wollen wir fit sein."

(RP)
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