Von der Realität eingeholt Wellenreuthers "Doppelfehler" bringt Schalke unter Zugzwang

Berlin · Nach der Gala bei Real Madrid ist Schalke 04 schnell von der Realität eingeholt worden. Nach zwei Fehlern von Torhüter Timon Wellenreuther gegen Hertha müssen die Knappen um die erneute Qualifikation für die Königsklasse bangen.

Timon Wellenreuther patzt im Derby Borussia Dortmund gegen FC Schalke
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Schalke-Torwart Wellenreuther patzt im Derby

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Wortlos und mit hängenden Schultern trottete der traurige Timon Wellenreuther in die Kabine. Von allen Champions-League-Sieger-Besiegern war der Torhüter von Schalke 04 vier Tage nach dem 4:3-Coup bei Real Madrid am härtesten auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Sein "Doppelfehler" beim enttäuschenden 2:2 (1:1) im Bundesliga-Auswärtsspiel bei Hertha BSC hat die Königsblauen im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königsklasse enorm unter Zugzwang gebracht.

Zwar nahmen Trainer, Teamkollegen und Sportvorstand Horst Heldt den erst 19 Jahre alten Schlussmann öffentlich in Schutz. Wegen seiner aber nicht mehr wegzudiskutierenden Unsicherheiten hoffen dennoch alle Schalker auf ein Comeback von Stammkeeper Ralf Fährmann schon am nächsten Spieltag gegen den Mitkonkurrenten Bayer Leverkusen.

"Da brauchen wir nicht drumherum reden: Dass Timon den Ball zweimal nach vorne abprallen lässt, ist bitter", sagte Heldt zu den "Flutschfinger"-Aktionen seines Torwarts vor den Gegentreffern von Änis Ben-Hatira (21.) und Genki Haraguchi (81.). Zweifellos würde auch Heldt lieber heute als morgen wieder Fährmann zwischen den Posten sehen: "Entweder es klappt gegen Leverkusen oder spätestens nach der Länderspielpause. Am Ende kann nur Ralf grünes Licht geben."

Sollte Fährmann, der sich nach einem Kreuzband-Teilriss wieder im Aufbautraining befindet, das Risiko nicht eingehen, muss Schalke mit einem verunsicherten Wellenreuther in das vermeintliche "Endspiel" um die Champions League gehen. Routinier Christian Wetklo dürfte weiterhin keine Alternative sein, die eigentliche Nummer zwei, Fabian Giefer (Adduktoren-Verletzung), fällt definitiv aus.

Ben-Hatira jubelt als Spiderman
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Ben-Hatira jubelt als Spiderman

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Foto: dpa, car lof

Deshalb vermieden es die Schalker, Wellenreuther, der zuvor schon in Frankfurt, gegen Bremen und im Hinspiel gegen Madrid gepatzt hatte, öffentlich zu kritisieren. "Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen", sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Auch Trainer Roberto di Matteo betonte: "Wir geben dem Jungen weiter unser Vertrauen."

Das Vertrauen hatte zumindest Leroy Sane gegen Berlin gerechtfertigt. Weil Eric Maxim Choupo-Moting (Wadenprobleme) kurzfristig passen musste, kam der 19-Jährige zu seinem Startelfdebüt, das er mit einem herrlichen Lupfer-Tor (40.) krönte. Schon gegen Real hatte der Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Souleymane Sane getroffen. Joel Matip rettet Schalke dann mit seinem Last-Minute-Ausgleich (90.) zumindest einen Punkt.

Hertha BSC - FC Schalke 04: die Bilder zum Spiel
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Hertha - Schalke

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Berlins Trainer Pal Dardai ärgerte sich über die vergebenen Punkte: "Am Ende waren wir etwas zu naiv, zu nett." Ein Herthaner war jedoch ziemlich frech: Ben-Hatira feierte sein erstes Tor nach langer Verletzungspause mit einer Spiderman-Maske. Das war aber keine Replik auf den "Batman und Robin"-Jubel der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus im Revierderby vor zwei Wochen.

"Ich wollte Aubameyang nicht nachmachen. Es ging um meinen kleinen Freund Jannik, der an Krebs erkrankt ist. Ich habe ihm versprochen, dass er, wenn er die erste Etappe seiner Chemo-Therapie schafft, mit mir aufläuft und ich die Spiderman-Maske aufsetze, wenn ich treffe", sagte der Deutsch-Tunesier bei Sport1.

Ben-Hatira machte dem Jungen damit ein großes Geschenk. "Kinderaugen lügen nicht, und seine haben gestrahlt bis zum Geht-nicht-mehr", verriet der Offensivspieler: "Es war ein bisschen viel für den kleinen Jungen. Er braucht ein paar Tage, um das alles sacken zu lassen."

(sid)
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