Schalke feuert Trainer Keller muss sich dem "Ergebnissport Fußball" beugen

Gelsenkirchen · Jens Keller ist "auf Schalke" Geschichte. Die Realitäten des Trainerjobs führten zur Zwangsdemission des Schwaben bei den Gelsenkirchenern.

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Foto: dpa/Arne Dedert

Dass es im Fußball mit dem Heuern und Feuern häufig ganz schnell gehen kann, hatte Keller schon vor seiner Zwangsdemission bei Schalke 04 erkannt: "Ich weiß gut, dass Fußball eine Ergebnissportart ist. Ich bin auch Realist und weiß, wie es im Trainerberuf zugehen kann." Nun ist er "auf Schalke" Geschichte.

Als Keller im Dezember 2012 bei den Gelsenkirchenern "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens beerbte, galt diese interne Lösung als Interimsmaßnahme. Doch Keller, der frühere U17-Ausbilder der Königsblauen, hielt sich erstaunlich lange im Amt, allen Kritiken und Kritikern zum Trotz.

Noch am Wochenende, trotz des 1:2 bei 1899 Hoffenheim und der schwachen Bilanz von acht Punkten aus sieben Bundesligaspielen, war Keller davon ausgegangen, dass ihm aktuell kein Ungemach drohe: "Ich denke nicht, dass der Verein ohne mich plant. Wir sind immer offen miteinander umgegangen, und ich bin immer noch Trainer." Diese Worte, die er bei "Sky" von sich gab, sind nun Makulatur.

Keller war und ist kein Mann lauter Töne, weder intern noch extern. Eigentlich durfte man immer wieder erwarten, dass er — in der Manier eines Rudi Völler — mal öffentlich aus der Haut fahren würde ob der vielen negativen Beurteilungen seines Tuns bei Fußball-Fans und im Umfeld. "Ich habe manchmal das Gefühl, er kann machen, was er will - für die Medien macht er es nie recht", ließ Schalke-Chef Clemens Tönnies einst wissen.

Die Schalker Verantwortlichen waren vom einstigen Erstligaprofi Keller, der für den VfB Stuttgart, 1860 München, den VfL Wolfsburg, den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt 142 Bundesligapartien bestritt, eigentlich überzeugt: "Er ist ein taktischer Trainer mit einer klaren Ansprache", kommentierte Tönnies bei der Amtsübernahme im Dezember 2012 die Fähigkeiten.

Keller selbst war immer gelassen - zumindest äußerlich. "Ich bin ruhig, aber ich kann auch mal rumpoltern - aber nur intern. Aber ich bin dabei immer sachlich." So hatte er sich "auf Schalke", zumindest bei Chefs und Spielern, Respekt erworben.

Er galt indes während vieler Tage seiner Amtszeit als Chefcoach auf Abruf. Noch im Dezember 2013 führten Krisensituationen fast zum Kulminationspunkt: Tabellensiebte waren er und sein Team zu jenem Zeitpunkt, die sportliche Lage war misslich. Zu wankelmütig präsentierte sich das Team, tolle und halbherzige Auftritte wechselten sich in schöner Regelmäßigkeit ab.

Schalke hielt an ihm fest, ging mit ihm "ohne Wenn und Aber" (Tönnies) in die Rückrunde, in der Keller die Mannschaft wachrütteln konnte und am Ende mit Rang drei hinter Bayern München und Borussia Dortmund die direkte Qualifikation für Europas Königsklasse schaffte.

Nie habe er ans Aufgeben gedacht, allen Widrigkeiten und Fan-Anfeindungen zum Trotz. Stattdessen scherzte er noch im Frühjahr 2014 über Vertrags-Langfristigkeit: "Das wär' schön." Aber: "Das gibt es nicht im Fußball." Nun muss er sich den Branchenmechanismen beugen - ausgerechnet bei dem Klub, den er als "großen Verein, tollen Verein mit tollen Fans und einem tollen Umfeld" im Gedächtnis behalten wird.

(dpa)
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