Sané ist teuerster Schalker Königsblaue Goldschmiede

Gelsenkirchen · Schalke 04 bildet immer wieder Stars wie Leroy Sané aus, die irgendwann für viel Geld verkauft werden. Der 20-Jährige ist nun der Rekordspieler der Königsblauen durch seinen Wechsel zu Manchester City

Leroy Sané ist der teuerste der Goldschmiede des FC Schalke 04
Foto: Ferl

Leroy Sané ist mit seiner Entscheidung sehr zufrieden. "Ich fühle mich gut, ich bin froh, hier zu sein, und froh, dass alles geklappt hat", wird der 20-Jährige in einer Mitteilung seines neuen Arbeitgebers Manchester City zitiert. Ausschlaggebendes Argument für seinen Wechsel sei für ihn Trainer Guardiola gewesen. "Er hat mich überzeugt, hierher zu kommen und dass ich weiter Fortschritte machen kann." Um ihm diesen Schritt zu ermöglichen, musste der FC Schalke 04 den Offensivspieler ein Jahr früher als vertraglich festgelegt ziehen lassen. Und der Verein hat das sehr gerne gemacht. Auch wenn Sportvorstand Christian Heidel staatstragend verkündet: "Uns allen blutet auch ein wenig das Herz. Mit Leroy verlieren wir einen tollen Fußballer mit gutem Charakter, dem Schalke einiges zu verdanken hat." Vor allem viel Geld. Manchester City überweist für ihn rund 50 Millionen Euro plus Bonuszahlungen und macht ihn damit zum teuersten deutschen Transfer.

Der FC Schalke 04 ist auf Kohle gebaut und auf die Knappenschmiede, so wird die Jugendabteilung des Vereins genannt. In der Branche genießt die königsblaue Nachwuchsarbeit einen ausgezeichneten Ruf. Das liegt in der jüngeren Vergangenheit vor allem an der Arbeit von Norbert Elgert, Cheftrainer der U19-Junioren. Elgert, 59, gilt als Entdecker und Förderer von unter anderem Mesut Özil. Neben dem Mittelfeldspieler, der mittlerweile bei Arsenal London spielt, hat er noch eine Reihe weiterer Spieler der gehobenen Kategorie ausgebildet. Manuel Neuer zum Beispiel. Benedikt Höwedes. Oder Talente wie Julian Draxler, Max Meyer und Sané.

Besonders erstaunlich ist dabei, dass viele der Talente, die auf Schalke den Feinschliff bekommen, nicht kreuz und quer in der Republik zusammengekauft wurden, sondern in der Mehrzahl im Revier aufgewachsen sind. So wie Elgert. Er wurde in Gelsenkirchen "auf Kohle geboren und mit Emscherwasser getauft" und ist seit 1996 beim Bundesligisten im Nachwuchsbereich angestellt. Vor ein paar Monaten hatte er etwas lautstärker mit einem Wechsel zum FC Bayern München kokettiert. Er entschied sich schließlich nach einem offenbar überzeugenden Gespräch mit Schalke-Boss Clemens Tönnies für einen Verbleib in seinem Revier.

Die Ausbildung von immer neuen Talenten ist mittlerweile bei fast allen Bundesligaklubs zentrale Strategie. Der Sprung vom Nachwuchsspieler zu den Profis wurde unter anderem auch deshalb erleichtert, weil in der Regel von unten bis oben dasselbe Spielsystem trainiert wird. "Bei unseren Konkurrenten ist im Moment der Teufel los", sagt Elgert. "Bei uns wäre es nicht anders. Man muss aber auch realistisch bleiben: Es wird auch Spielzeiten geben, wo wir nicht so einen Erfolg haben werden. Es gehört auch Glück dazu." Der Trainerstab auf Schalke ist bereits im Jugendbereich mit absoluten Spezialisten besetzt, darunter ein Pädagoge, ein Psychologe und Individualtrainer - das alles lassen sich die Knappen rund fünf Millionen Euro pro Saison kosten.

Herauskommen Spieler wie Leroy Sane, der bei der SG Wattenscheid 09 anfing und bis auf einen kurzen Ausflug zu Bayer Leverkusen seit 2005 in Gelsenkirchen ausgebildet wurde. Erst in der vergangenen Saison ist der gebürtige Essener, Sohn des ehemaligen senegalesischen Bundesligaspielers Souleymane Sané, Stammspieler bei den Profis geworden. Er kommt bislang auf gerade einmal 47 Partien in der Bundesliga. Das reicht mittlerweile aus, um die Fantasie der großen Klubs in Europa zu beflügeln. Sané hat eine Fähigkeit, die man nur bedingt lernen, die man aber immens fördern kann: Er ist in seiner Spielweise unberechenbar und geht immer wieder in die wichtigen Eins-gegen-Eins-Situationen. Das macht ihn so wertvoll.

(gic)
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