Weltklasse-Leistung in Porto Neuer - so gut wie sein Idol Lehmann

Düsseldorf/Porto (RPO). Dass Schalke 04 ins Viertelfinale der Champions League einzog, hatten Mannschaft und Trainer Slomka vor allem ihrem Torhüter zu verdanken. Der 21-Jährige zeigte beim Rückspiel in Porto Weltklasseparaden - nicht erst im Elfmeterschießen.

Manuel Neuer: Weltmeister, DFB-Kapitän und Welttorhüter im Porträt
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Das ist Manuel Neuer

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Als Mirko Slomka mitten auf dem Platz Manuel Neuer umarmt, möchte man wenige Augenblicke lang denken, dass sich zwei Youngster in den Armen liegen: Schalkes Torwartheld, 21 Jahre, der immer noch ausschaut wie ein großer, braver Junge.

Und der Trainer, 40, von seinen Gefühlen übermannt nach dem größten Triumph seiner Laufbahn. Slomka weiß nur zu gut, wem er mehr als jedem anderen Spieler den Einzug ins Viertelfinale der Champions League zu verdanken hat. Denn ohne die Weltklasseleistung des Blondschopfs hätte Schalke mit seiner mutlosen, spielerisch armen Vorstellung sein blaues Wunder erlebt.

Vor fast elf Jahren feierte Manuel Neuer als kleiner Junge im Parkstadion den Triumph der Schalker "Eurofighter". Den Sieg gegen Inter Mailand im Hinspiel des Uefa-Cup-Finales, dann, zwei Wochen später vor der Großleinwand das dramatische Elfmeterfinale von San Siro.

Auch an diesen denkwürdigen Mai-Abenden war den "Knappen" daheim ein 1:0-Sieg geglückt, hatten sie in den 120 Minuten des Rückspiels erst das 0:1 hinnehmen müssen, bevor sie im Elfmeterschießen den größten Erfolg der Schalker Vereinsgeschichte erzwangen. Und auch damals, beim Wunder von Mailand, hatte S04 einen Helden im Tor. Jens Lehmann, das große Idol des kleinen Manuel.

Neuer übertrifft Lehmann

Mit seinen Elfmeterparaden gegen Bruno Alves und Lisandro Lopez übertraf Neuer sein Vorbild sogar noch - lässt man außer Acht, dass er mit den Königsblauen erst mal nur das Viertelfinale erreicht und noch keine Trophäe gewonnen hat. Mit vier grandiosen Reaktionen brachte der Schlussmann, der sich in dieser Saison schon so manchen Fehlgriff leistete, die Gastgeber bereits in der regulären Spielzeit und in der Verlängerung schier zur Verzweiflung.

Damit gab er all jenen Recht, die in ihm nach wie vor eines der großen deutschen Torwarttalente neben dem Leverkusener René Adler und dem Münchner Michael Rensing sehen. Einen möglichen Kronprinzen Lehmanns, wenn der 38-Jährige spätestens nach der EM die Karriere im Nationalteam beendet.

Neuer kommentierte seine Großtaten im Drachenstadion ohne jeden Anflug von Großspurigkeit. "Es ist doch klar, dass ich keine Kullerbälle aufs Tor kriege", betonte er, "schließlich ist das Champions League." In Gelsenkirchen geboren und seit seinem vierten Lebensjahr Mitglied des Klubs, kann er zur neuen Kultfigur des FC Schalke werden - auch weil er einst selbst Fan der "Knappen" war und weiß, wo er seine Wurzeln hat.

Bezeichnend sein Verhalten nach dem Finale furioso, kurz nachdem Jermaine Jones souverän Schalkes vierten Elfmeter verwandelt und den Sieg perfekt gemacht hatte: Neuer mischte sich hinter "einem" Tor unter die Schalker Anhänger, von denen er, wie er später erzählte, 15 bis 20 erkannt habe, ohne dass er all ihre Namen kenne. Für Schalkes Jung-Siegfried war der kurze Ausflug auf die Ränge ein bewegendes Bad in der Menge nach seinem bisher größten Spiel für Königsblau.

Als sei er längst einer der erfahrenen, sturmerprobten Schalker Profis, bescheinigt er seinem Coach Minuten später im Interview via Fernsehen: "Der Mirko hat uns wie immer eingestellt." Und auch jetzt will man fast wieder glauben, dass die beiden gute Kumpel aus der Nachbarschaft sind - und der Chef nicht schon fast doppelt so alt ist.

(RP)
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