Last-Minute-Sieg gegen Sporting Di Matteo lernt den Wahnsinn auf Schalke kennen

Roberto Di Matteo hat mit Schalke 04 auch sein erstes Champions-League-Spiel gewonnen. Das 4:3 gegen Sporting Lissabon war aber ganz anders, als es sich der neue Trainer vorgestellt hatte.

FC Schalke 04 bekommt einen "Gesichtselfmeter" gegen Sporting Lissabon
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Schalkes "Gesichtselfmeter" gegen Sporting

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Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel wollte sich Roberto Di Matteo gar nicht richtig über seinen Einstand nach Maß bei Schalke 04 freuen. "Die Zuschauer hatten mehr Spaß als ich. Als Trainer werde ich wahnsinnig", gab der Italiener nach dem turbulenten 4:3 (1:1) in der Champions League gegen Sporting Lissabon zu.

Der Last-Minute-Sieg dank eines unberechtigten Handelfmeters brachte Di Matteo mit seinem neuen Klub auf Achtelfinalkurs. Er offenbarte zugleich aber vor allem: Auf den 44 Jahre alten Perfektionisten und Ordnungsfanatiker wartet noch sehr viel Arbeit.

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In den 94 Minuten gegen den portugiesischen Vizemeister hatte sein neues Team nicht nur gezeigt, welche Möglichkeiten es aufgrund seiner individuellen Fähigkeiten hat. Di Matteo war auch klar geworden, was alles noch fehlt: taktische Disziplin, defensive Ordnung, Ruhe und Übersicht am Ball.

Dass er damit im Positiven wie im Negativen schon alles von seiner Mannschaft gesehen hatte, glaubte der Nachfolger von Jens Keller nicht. "Es ist erst mein zweites Spiel hier", sagte Di Matteo, "ich weiß es noch nicht."

Verärgert hatte ihn 885 Tage nach seinem Champions-League-Triumph mit dem FC Chelsea vor allem das anfängerhafte Abwehrverhalten. Beim frühen Rückstand durch Nani (16.) fühlte sich niemand zuständig. Dem 2:3 durch den Foulelfmeter von Adrien Silva (64.) ging ein dummes Foul von Kaan Ayhan voraus. Und beim Ausgleich stand der erneute Torschütze Silva ebenso wie Flankengeber Cedric völlig frei, obwohl die Schalker am und im eigenen Strafraum in Überzahl waren (78.).

"Wir haben Ordnung und Konzentration verloren", bemängelte Di Matteo. Nach dem 2:0 bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Hertha BSC hatte er sein Team im Defensivverhalten offenbar schon weiter gesehen.

Der Italiener registrierte aber auch Positives: Chinedu Obasi, auf Schalke längst als Fehleinkauf abgestempelt, bedankte sich für seine überraschende Aufstellung mit einem Tor (34.) und einer Vorlage und sprang dem neuen Trainer gleich in die Arme. "Er hat sich in die Startelf hineintrainiert", lobte Di Matteo den Nigerianer: "Er war sehr, sehr gut."

Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der von Obasis Vorarbeit profitierte, bewies mit seinem 44. Europapokaltreffer (51.) einmal mehr seine internationale Klasse. Weltmeister Benedikt Höwedes zeigte nicht nur wegen seines Kopfballtores (60.) Führungsqualitäten. Und der für den enttäuschenden Kevin-Prince Boateng zur Halbzeit eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting überzeugte mit Durchsetzungsvermögen und Kaltschnäuzigkeit. Erst überredete der Kameruner Huntelaar, ihm den Elfmeter zu überlassen, dann verwandelte er eiskalt (90.+3).

Die Diskussion auf dem Feld zwischen den beiden Stürmern nach der Fehlentscheidung des russischen Schiedsrichtergespannes stellte Di Matteo gleich auf eine besondere Probe, die er souverän bestand. Viermal fragten die Journalisten nach, wer denn als Elfmeterschütze vorgesehen war. "Wir haben zwei", antwortete er. Beim letzten Mal stand er auf und verließ den Raum — begleitet vom Lachen der Medienvertreter.

Überhaupt nicht zum Lachen zu Mute war den Portugiesen, die sich für ihren aufopferungsvollen Kampf in Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Mauricio (33.) um den verdienten Lohn gebracht fühlten. Als in der Nachspielzeit Huntelaars Kopfball gegen Jonathan Silvas Gesicht klatschte, entschied Schiedsrichter Sergej Karasew (Russland) auf Drängen seines Torrichters auf Handelfmeter und schenkte Schalke damit den späten Sieg.

"Diesmal muss ich sagen: Super-Idee von Platini", meinte Sportvorstand Horst Heldt schmunzelnd. In der Vergangenheit hatte der Schalker Manager die von UEFA-Präsident Michel Platini initiierten Torrichter unter anderem als "Pappnasen" und "Heinis" bezeichnet. Allerdings gab er zu: "Wenn ich der Betroffene gewesen wäre, hätte ich die Fassung verloren."

(sid)
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