Schalker Startkrise beendet Höwedes: "Ruhe gibt's hier trotzdem nicht"

Gelsenkirchen · Nach dem 1:1 gegen Bayern München geht Schalke 04 mit ein wenig mehr Ruhe in die Länderspielpause. Auch Trainer Jens Keller kann erstmal durchatmen.

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Erst beendete Benedikt Höwedes höchstpersönlich mit dem ersten Tor gegen seinen alten Kumpel Manuel Neuer die Startkrise von Schalke 04, dann rechnete er mit dem unruhigen königsblauen Umfeld ab. "Ruhe gibt's hier trotzdem nicht", prophezeite der Weltmeister nach dem 1:1 (0:1) gegen Rekordmeister Bayern München, "vieles wird uns kaputt geredet."

Nach dem DFB-Pokal-Aus in Dresden und der Bundesligapleite in Hannover war beim Champions-League-Teilnehmer schon wieder Trainer Jens Keller in die Kritik geraten. Dass der Coach in der Länderspielpause erstmal durchatmen kann, hatte er vor allem seinem Kapitän zu verdanken. Der 26-Jährige hatte die schwächelnde Mannschaft mit vorbildlichem Kampf und Einsatz, aber auch mit deutlichen Worten aufgerichtet.

"Ich habe gesagt, dass alle an einem Strang ziehen müssen, dass wir nur als Mannschaft stark sind. Wenn einer nicht richtig mitzieht, funktioniert es nicht", berichtete Höwedes. Die Ansprache in der Halbzeitpause wirkte: Schalke, in sieben Duellen mit Bayern mit insgesamt 2:23 Toren siebenmal chancenlos, wehrte sich endlich.

Und wurde belohnt: Nicht von ungefähr gelang Höwedes der Ausgleich, als er mit großem Willen - und der Hilfe seines Unterarms - den Ball über die Linie drückte (62.). Dass Neuer vehement Handspiel reklamierte, konnte der Schalker Kapitän nicht nachvollziehen. "Er wollte es mir streitig machen", sagte Höwedes, "aber wenn mir einer aus 30 Zentimetern an die Hand schießt, ist es ein reguläres Tor."

Es war das erste Gegentor, das der Nationaltorwart seit seinem Wechsel zum FC Bayern 2011 an alter Wirkungsstätte kassierte. "Es wurde ja mal Zeit", meinte Höwedes grinsend. Der Nationalspieler hatte auf der linken Abwehrseite begonnen, am Ende verteidigte er den ersten Punktgewinn gegen den Rekordmeister seit über vier Jahren in der Zentrale. "Ich bin Kapitän, ich muss vorangehen - allein schon durch die Präsenz in den Zweikämpfen", sagte er.

Seinem Trainer verschaffte Höwedes mit seinem Tor eine Atempause. Nach dem Saison-Fehlstart war schon spekuliert worden, ob Keller angesichts der ständigen Kritik freiwillig seinen Job abgeben würde. Er überlege sich sehr gut, wie er damit umgehe, hatte er nach dem 1:2 in Hannover gesagt. Doch von möglichen Rücktrittsgedanken wollte er nichts wissen. Er habe weiter Spaß an seiner Arbeit, "wenn es irgendwann mal auf die Gesundheit geht, werde ich es rechtzeitig sagen."

Seit 21 Monaten ist Keller im Amt, hat Schalke zweimal in die Champions League geführt, viele junge Spieler eingebaut, die erfolgreichste Rückrunde der Vereinsgeschichte gespielt, eine klare Spielidee aber noch nicht umgesetzt. Die latente Skepsis im Umfeld äußert sich immer wieder dann, wenn es - ziemlich regelmäßig - sportliche Rückschläge gibt.

Wie lange Keller und Schalke mit diesem Zustand leben müssen und wollen, ist offen. Der Vertrag des Trainers läuft zum Saisonende aus, über eine weitere Zusammenarbeit ist noch nicht entschieden. "Jetzt muss der Verein auf mich zukommen", sagte Keller. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies stellte bei Sport1 klar: "Er ist unser Trainer und bleibt's auch."

(sid)
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