Untersuchung der Ethikkommission Fifa sperrt Beckenbauer provisorisch für 90 Tage

Berlin · Der Fußball-Weltverband Fifa hat Franz Beckenbauer provisorisch für 90 Tage für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Auch Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge stand offenbar im Fokus.

 Der Weltverband begründete die Sperre mit einem mutmaßlichen Verstoß gegen das Ethikreglement. Beckenbauer habe in einer Untersuchung der Ethikkommission nicht kooperiert.

Der Weltverband begründete die Sperre mit einem mutmaßlichen Verstoß gegen das Ethikreglement. Beckenbauer habe in einer Untersuchung der Ethikkommission nicht kooperiert.

Foto: dpa, adb sam nic

"Kaiser" Franz Beckenbauer am Pranger: Der Weltverband hat den 68-Jährigen, einst Mitglied im Fifa-Exekutiv-Komitee, provisorisch für 90 Tage für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Hintergrund ist Beckenbauers Verweigerung einer Aussage gegenüber Fifa-Chefermittler Michael J. Garcia in Zusammenhang mit der umstrittenen WM-Vergabe 2022 an Katar.

"Ich habe erst einmal auf das Datum heute geschaut. Ich dachte, es wäre der erste April und damit ein Aprilscherz", sagte Beckenbauer bei Sky Sport News HD.

Er hatte zuletzt den Vorwurf schon in der Bild vehement bestritten. "Das ist ein bisserl andersherum. Ich war bereit, alle relevanten Fragen zu beantworten, nur die kamen in Juristen-Englisch, die ich bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe", sagte er: "Ich bat daraufhin höflich um eine Unterredung in deutscher Sprache, und diese wurde abgelehnt. Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht."

Der Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974 und Teamchef des Weltmeisterteams von 1990 weilt zurzeit nicht in Brasilien, will allerdings zum Halbfinale ins Land des Rekord-Weltmeisters reisen.

Beckenbauer, der lediglich noch als Ehrenpräsident von Bayern München ein Amt im Fußball bekleidet (Beckenbauer: "Wenn der Ehrenpräsident für 90 Tage ruht, wird er das überleben"), war bis März 2011 Exko-Mitglied der Fifa. Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der Bild für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt.

Sperre gilt ab sofort

Die Sperre wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag von Garcia ausgesprochen und gilt ab sofort. Das teilte der Weltverband am Freitagnachmittag mit. "Ich habe von der Fifa noch nichts bekommen. Man wird mich aber wohl noch benachrichtigen. Mal sehen, was da drin steht", sagte Beckenbauer.

Sein Name war zuletzt erstmals von der britischen Zeitung Sunday Times ins Spiel gebracht worden. Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs hatte sich gegen die Vorwürfe aber gewehrt. "Ehrlich gesagt: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe oft genug erklärt, dass ich für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner bin", hatte er erklärt.

Fehlende Kooperation

Die Entscheidung, ihn zu sperren, basiere auf den Fifa-Ethikreglements, da davon ausgegangen werden könne, dass es zu einem Vergehen gegen das Ethikreglement gekommen sei und dass es nicht möglich sein werde, früh genug eine reguläre Entscheidung zu treffen, teilte der Weltverband nun mit.

Die Fifa wirft Beckenbauer fehlende Kooperation vor, obwohl er wiederholt angefragt wurde, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, Informationen zu liefern. Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Untersuchungsverfahren, das von Vanessa Allard, Mitglied der Untersuchungskammer, geleitet wird.

"Die Sperre durch die FIFA hat mich überrascht, ändert aber nichts an meiner Einschätzung. Franz Beckenbauer ist für mich ein Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat. Ich gehe davon aus, dass er zur Aufklärung der offenen Fragen beitragen wird", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Auch Rummenigge im Fokus

Neben Beckenbauer stand offenbar auch Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für kurze Zeit im Fokus der Untersuchungen der Fifa-Ethikkommission. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, haben die Ermittler um den früheren US-Anwalt Michael Garcia den Bayern-Vorstand um eine Stellungnahme zu seinem Zollvergehen vom 7. Februar 2013 gebeten.

Damals war Rummenigge aus Doha kommend bei der Einreise nach Deutschland mit zwei nicht angemeldeten Luxusuhren im Gepäck kontrolliert worden. Das Landshuter Landgericht verurteilte ihn später zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 249.900 Euro, Rummenigge ist seitdem vorbestraft. Er gab an, die Uhren von einem Freund geschenkt bekommen zu haben.

Das wollte die Fifa-Ethikkommission offenbar genau wissen und forderte die Stellungnahme bei Rummenigge an.

(sid)
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