Fifa-Verbot gegen Dritteigentümerschaft Wer gehört eigentlich wem?

Frankfurt/Main · Menschenhandel oder Mittel zum Zweck für chronisch klamme Klubs: Die Dritteigentümerschaft im Profi-Fußball wird zum Politikum. Die spanische und portugiesische Liga wollen gegen das Verbot der lange gängigen, aber höchst umstrittenen Praxis die Wettbewerbskommission der Europäischen Union (EU) einschalten - auf den Weltverband Fifa kommen im schlimmsten Fall Strafen im hohen Millionen-Bereich zu.

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Foto: AP/Andre Penner

"Das Verbot der Dritteigentümerschaft stellt ein Wirtschaftsabkommen da, dass die wirtschaftliche Freiheit der Klubs, Spieler und dritten Partien ohne jede Begründung und Verhältnismäßigkeit beschneidet", teilten die Ligen in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Es ist ein Alleingang im europäischen Fußball.

Der Dachverband Uefa "ist absolut gegen" das Konstrukt, mit dessen Hilfe Firmen und Gesellschaften die Transferrechte an Profis übernehmen können, heißt es: "Es ist schlecht für die Spieler, schlecht für die Klubs, schlecht für den Fußball!" Die Dritteigentümerschaft widerspreche höchstwahrscheinlich selbst der europäischen Gesetzgebung, so die Uefa nach eigener rechtlicher Prüfung. In Spanien und Portugal wird das Gegenteil behauptet.

Talente nicht mehr Herr ihrer selbst

Dort geht es nicht darum, dass junge Fußballer nicht mehr Herr ihrer selbst sind, einfach von A nach B geschoben oder gegen ihren Willen nur Teil eines größeren Deals werden können.

Die Ligen sorgen sich um die kleinen Vereine, die mit Hilfe der Dritteigentümerschaft ihr Überleben sichern. Ohne den Zuschuss von Dritten, die dafür logischerweise eine Gegenleistung fordern, fallen viele Transfers ins Wasser.

"Das Verbot schädigt die Klubs mit geringen Ressourcen, indem es sie davon abhält, die wirtschaftlichen Rechte an Spielern mit Dritten zu teilen und somit ihre finanziellen Verpflichtungen in einer bedachten Art und Weise zu managen", hieß es in der Stellungnahme von der iberischen Halbinsel. Spielerberater Jorge Mendes (Portugal), unter anderem Agent von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, James Rodriguez und Trainer-Star Jose Mourinho bezeichnete das Verbot als "Katastrophe".

Änderung greift ab 1. Mai

Der Weltverband hatte die Statuten-Änderung, die vollständig ab dem 1. Mai greift, vor allem auf Druck der Europäischen Fußball-Union (Uefa) beschlossen. "Das kann nicht umgehend umgesetzt werden, aber es wird eine Reformperiode geben, um das Verbot durchzusetzen", hatte Fifa-Präsident Joseph S. Blatter gesagt. Verbreitet ist die bisherige Praxis vor allem in Südamerika und Afrika.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte die Dritteigentümerschaft bereits vor dem Fifa-Beschluss als "nach wie vor größte Schwäche des ganzen Systems" bezeichnet. "Dass unfassbar viel Geld an Leute fließt, die mit dem Fußball nichts am Hut haben und nur die Popularität des Fußballs missbrauchen, um das Geld abzuziehen", sagte er.

Auch Uefa-Präsident Michel Platini gilt als großer Gegner. Durch die "Third Party Ownership" würden die Spieler "immer häufiger undurchsichtigen Gesellschaften mit Sitz in Steuerparadiesen" gehören, "bei denen unklar ist, welcher Spielervermittler oder Investmentfonds dahintersteckt", sagte Platini: "Einige Spieler sind schlicht und ergreifend nicht mehr Herr ihrer sportlichen Karriere und werden Jahr um Jahr weiterverkauft, um die Gier dieser Unbekannten nach dem Geld aus dem Fußball zu stillen."

(sid)
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