Fortuna Düsseldorf Analyse: Pinto, Bodzek und Liendl sind gesetzt

Düsseldorf · Zweitligist Fortuna Düsseldorf scheint bestens gerüstet für die in elf Tagen beginnende neue Saison. Jede Position ist mindestens doppelt besetzt, Cheftrainer Oliver Reck hat viele taktische Variationsmöglichkeiten.

Fortuna Düsseldorf: So lange laufen die Verträge
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So lange laufen die Verträge der Fortuna-Profis

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Foto: dpa/David Inderlied

Der Saisonstart hätte härter kaum ausfallen können. In Eintracht Braunschweig kommt am 1. August gleich ein Erstliga-Absteiger und Mitfavorit nach Düsseldorf, eine Woche später steht bei Union Berlin eines der schwersten Auswärtsspiele der gesamten Saison an, dann gastiert der Karlsruher SC in der Esprit-Arena, der in der vergangenen Spielzeit als Aufsteiger sogleich auf den fünften Platz gestürmt war. Doch wen auch immer man bei der Fortuna darauf anspricht, die Antworten ähneln sich auffallend. "Dann wissen wir wenigstens gleich, wo wir stehen", sagt Routinier Axel Bellinghausen, und Zugang Julian Schauerte ergänzt: "Wir müssen ja ohnehin gegen jeden zweimal spielen, warum also nicht gleich am Anfang?"

Austria Salzburg - Fortuna 1:5
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Ängstlich klingt das nicht. Die Düsseldorfer sind selbstbewusst und zuversichtlich - ohne dabei überheblich zu wirken. Im soeben zu Ende gegangenen Trainingslager im österreichischen Maria Alm lebte der neue Cheftrainer Oliver Reck, unter dessen Ägide als Interimscoach Fortuna im Saisonendspurt 16 von 18 möglichen Punkten holte, die Mischung aus Lockerheit und Konzentration vor, die den Klub erfolgreich durch die Spielzeit bringen soll.

Wer stellt das Gerüst des Teams? Reck hat sich bei dieser Frage in einer Deutlichkeit festgelegt, die für die Branche ungewöhnlich ist. "Wenn nichts Außerplanmäßiges geschieht, sind bei uns drei Spieler gesetzt", erklärt der Trainer, "Adam Bodzek, Sergio Pinto und Michael Liendl. Adam ist nicht nur ein Führungsspieler, weil er unser neuer Kapitän ist, sondern weil er sich auf und neben dem Platz stets vorbildlich verhält. Sergio bringt viel Erfahrung mit und kann den Unterschied ausmachen, Michael hat die Klasse, mit einem einzigen Pass oder Abschluss eine Partie zu entscheiden." Um dieses Trio herum will er sein Team basteln.

Fortunen feiern mit den Fans ein Grillfest
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Welches System spielt Fortuna? Der Kader gibt dafür mehrere Möglichkeiten her. Die Grundformation ist ein 4-2-3-1, das allerdings sehr offensiv angelegt ist. Wenn in diesem System Charlie Benschop hinter der einzigen echten Spitze Jimmy Hoffer spielt, wird daraus bei Ballbesitz bereits ein Zwei-Stürmer-System. Die Düsseldorfer können jedoch auch ein 4-1-4-1 mit Pinto als einzigem Sechser anbieten, und in Maria Alm brachte Reck sogar ein klassisches 4-3-3 ins Gespräch: "Wenn es nötig ist, können unsere WM-Teilnehmer Ben Halloran und Mathis Bolly als echte Außenstürmer agieren."

Was ist die größte Stärke? Wie sich bei den Systemen schon andeutet: die zahlreichen taktischen Variationsmöglichkeiten. Durch die geschickte Transferpolitik von Sportvorstand Helmut Schulte ist im Düsseldorfer Kader jede Position mindestens doppelt besetzt, ohne dass ein Leistungseinbruch erfolgt. Ausfälle durch Verletzungen oder Sperren können besser kompensiert werden als in den vergangenen Jahren. Viele Spieler sind in der Lage, selbst während einer Partie die Position zu wechseln und von einer defensiven zu einer offensiven Ausrichtung oder umgekehrt umzuschwenken.

Trainingslager in Maria Alm: 7. Tag
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Wo hat Fortuna Schwächen? Die Chancenverwertung war in den ansonsten guten Testspielen noch nicht optimal. Mit dem Offensivpotential, das Liendl, Hoffer, Benschop, Bolly und Halloran entwickeln, müssten die Düsseldorfer deutlich häufiger treffen, als es ihnen in der Vorbereitung (u. a. 1:0 gegen Dukla Prag und 1:1 gegen Lokomotive Moskau) gelungen ist.

Wie steht es um den Teamgeist? Es hat die Mannschaft zusammengeschweißt, dass sie gemeinsam schwere Zeiten überstanden hat. 18 Profis sind noch dabei, die den Karren nach dem Fehlstart in die Vorsaison, als Fortuna nach dem Bundesliga-Abstieg bis auf Rang 15 gestürzt war, aus dem Dreck gezogen haben. Auch die durch die lange Krankheit des früheren Trainers Lorenz-Günther Köstner ausgelöste Krise haben sie gemeinsam mit Reck bewältigt - das hat den Teamgeist erkennbar gestärkt. Die Nagelprobe Ligaspiele muss dieser allerdings noch bestehen.

Wo liegen Gefahren? Reck, früher selbst ein ausgezeichneter Bundesliga-Torhüter mit sogar einem Länderspieleinsatz, will sich auf keine klare Nummer eins im Kasten festlegen. "Ich wäre ja töricht, wenn ich zu einem Torhüter sagte, dass er jetzt 34 Spiele absolvieren werde, und dann verletzt er sich am fünften Spieltag", erklärt der 49-Jährige. "Dann hätte ich den anderen Keeper demontiert." Nachvollziehbar, und dennoch bleibt abzuwarten, ob die Torhüter Michael Rensing und Lars Unnerstall ohne klare Hierarchie zu Top-Leistungen finden.

(RP)
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