Fortuna Düsseldorf "Lumpis Weg": Ein Tor für die Unsterblichkeit

Düsseldorf · Am Tag, an dem Andreas Lambertz Fußball-Geschichte schreibt, duckt sich Deutschland unter einer dichten Wolkendecke. Die trübe Suppe liegt schwer über Heerscharen von Fortuna-Düsseldorf-Fans, die sich zu einer Reise in den Süden aufgemacht haben.

Andreas Lambertz: "Lumpi", der ewige Fortune
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Das ist Andreas Lambertz

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Foto: Christof Wolff/Wolff, Christof

Es ist der 9. März 2013. Die Rot-Weisen drehen auf den Autobahnen 8 und 9 in ihren Bussen die Boxen mit ihren Fanliedern auf volle Pulle, denn an diesem Tag kommt es extrem darauf an, bei Laune zu bleiben. Lautstarke und Leidenschaft sollen Panikschube schon im Keim ersticken. Schließlich muss die Fortuna beim großen FC Bayern antreten. Genauso gut konnte man zu seiner eigenen Hinrichtung aufbrechen.

Bis zu 10 000 Düsseldorfer fahren in einer endlosen Wagen-Karawane gen München, die genaue Zahl der Globetrotter lässt sich nur schätzen. Einer von ihnen ist Mathias Brühl. Er war schon in den 90er-Jahren ein durch keinen peinlichen Team-Auftritt zu erschütternder Fortune. Brühl und seine Kumpels tuckern mit einem VW-Bus Richtung Rekordmeister, dicht gedrängt in drei Reihen sitzend. Das Bierchen schmeckt, die Lautsprecher wummern, die Sprüche sitzen. "Wir gewinnen heute 1:0 . und Lumpi macht die Bude", ruft Brühl, als sich die Vernunft komplett aus dem Bulli verabschiedet hat. Dann bearbeitet der 29-Jährige seinSmartphone, um bei einer Online-Wetten-Klitsche ein paar Euro auf das kühn vorhergesagte Resultat zu setzen.

Als er die Quote sieht, leuchten die Eurozeichen in seinen Augen. Ein paar Hunderter waren im Sensationsfall drin. Man beschließt, nach einem Erfolg den Bulli in München stehenzulassen, die Nobel-Disco P1 unsicher zu machen und anschließend in einem schicken Hotel einzukehren.

Derartige realitatsferne Vorhersagen wird man von Peter Frymuth nicht hören. Der Boss der Fortuna, ein Mann mit grauem Kurzhaar, ruhiger Bass-Stimme und Besonnenheit in jeder Lebenslage, sitzt im Flugzeug und verspürt ein nervöses Grummeln im Bauch. Am Flughafen in Freising angekommen, lässt er sich gleich ins Stadion fahren. Er betrachtet die zur Arena pilgernden Scharen von Fortunen und muss sich zwicken, denn er kann es kaum glauben. München. Endlich wieder Munchen. Endlich wieder die Bayern und damit die ganz große Bühne. 15 lange Jahre waren die Düsseldorfer aus der Bundesliga verschwunden. Der letzte Sieg beim Abonnement-Meister ist eine Ewigkeit her.

(are)
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