Fortuna Düsseldorf Arena: Erstes Spiel mit Stehplätzen

Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben viele Jahre für Stehplätze gekämpft, nun brauchten sie einige Minuten, um sich an die umgebaute Tribüne zu gewöhnen. Bei Stimmungs-Engpässen half zum Glück der Schiedsrichter – und zumindest minutenweise die eigene Mannschaft.

Die Stehplatz-Premiere
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Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben viele Jahre für Stehplätze gekämpft, nun brauchten sie einige Minuten, um sich an die umgebaute Tribüne zu gewöhnen. Bei Stimmungs-Engpässen half zum Glück der Schiedsrichter — und zumindest minutenweise die eigene Mannschaft.

Die Südtribüne der Esprit-Arena ist eine Stunde vor dem Anpfiff des Zweitliga-Spiels zwischen Fortuna und Hertha BSC schon komplett gefüllt, aber kaum zu hören. Andächtig stehen tausende Düsseldorfer Fans auf ihren Plätzen, lesen ein wenig, trinken ein bisschen, drücken gelegentlich eine SMS ins Handy. Es scheint, als wollten sie nicht bemerkt werden. Oder als sollte ihr Platz nicht bemerkt werden, denn mit diesem Spiel gibt es erstmals die freie Wahl, weil es erstmals eine Stehtribüne in der Arena gibt. Wer seine Position verlässt, verliert sie für den Rest des Abends.

Die Bewegungen der Fans auf der Tribüne sehen immer gleich aus: Treppe runter, Blick rauf, Suche nach einem offensichtlich freien Platz, Resignation, vorsichtiges Durchfragen in die Reihen zwischen den schon vorhandenen Fans. Die Fans müssen sich umstellen, denn die bisherigen Sitzreihen waren nummeriert und relativ geräumig. Mit den Stehplätzen kehrt die große Nähe zum Mitmenschen zurück. Deshalb verteilen sich die Zuschauer erst auf die Metallstufen, dann auf die Betonstufen dazwischen. Einer von ihnen versucht, einen Kaffee bis zu seinem Platz im Becher zu halten.

In den Metallstufen ist die Technik für die neuen Plätze verborgen. Darin sind Klappsitze versenkt, die die Arena-Betreiber immer hoch- und ausklappen lassen können, wenn im Stadion ein Konzert oder ein internationales Fußballspiel stattfindet.

"Die neue Wand"

Die Fans auf den Stehplätzen erhalten ihren eigenen Platz bei den Aufstellungen. Zwischen den elf Berliner und den elf Düsseldorfer Fußballern begrüßt Stadionsprecher André Scheidt "die neue Wand", die damit langsam Fahrt aufnimmt. "95 olé" schallt es aus 7000 Kehlen, Schals rotieren über ebenso vielen Köpfen. Leider bietet die eigene Mannschaft wenig Anlass zur Freude, dankenswerter Weise gönnt sich der Schiedsrichter frühzeitig die erste Entscheidung zu Gunsten der Berliner und versorgt die neuen Plätze so mit Stimmung. Noch leiser als zu Beginn wird es allerdings mit dem zweiten Tor für Berlin. Die Komplexität des Liedguts nimmt ab, Trotz ("kämpft den Gegner nieder"), Verklärung ("Wir hätten 2:0 führen müssen") und Resignation ("Dritte Liga, olé") bestimmen Gesänge und Gespräche. In die "Fortuna, Fortuna"-Rufe zur Pause mischen sich Pfiffe.

In Minute 46 beginnt das Spiel auf den Stehplätzen noch einmal von vorn. Gewonnene Zweikämpfe im Mittelfeld werden zu Fest-Auftakten, die umgebaute Tribüne erlebt schließlich sogar den ersten Statiktest durch hüpfende Fans. Tore fallen trotzdem nicht.

Als der brasilianische Angreifer Wellington in der 81. Minute das Tor für Fortuna schießt, sind viele Steh-, schon zu Gehplätzen geworden. Die, die zurückbleiben, finden endlich Zeit für ein Gespräch und damit für die Fragen der Liebsten: "Sind Sitzplätze eigentlich teurer?"

(RP)
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