Fortuna Düsseldorf Arena-Prügelei: Angeklagte schweigen

Düsseldorf · Drei Anhänger von Fortuna Düsseldorf sollen einen Fan-Betreuer niedergeschlagen haben. Seit Dienstag verhandelt das Amtsgericht den Fall.

 Am Dienstag begann der Prozess um zwei mutmaßliche Schläger.

Am Dienstag begann der Prozess um zwei mutmaßliche Schläger.

Foto: Wulf Kannegiesser

Jörg Emgenbroich ist immer noch schockiert. Der Fanbeauftragte der Fortuna will, wenn es seine Zeit zulässt, an jedem Verhandlungstag im Gericht sein, "ansonsten wird ein anderer von uns den Prozess beobachten", sagt Emgenbroich. Es geht um einen Vorfall aus dem Jahr 2012. Ein Fan-Betreuer hatte nach Abpfiff des Erstliga-Spiels gegen Bayern München, das die Fortuna mit 0:5 verlor, pöbelnde Zuschauer zur Rede gestellt. Sie hatten dort unter anderem Bierbecher ins Publikum geworfen.

"Dass man sich bei uns im Stadion benimmt — und was deren Aktion unter dem Tribünendach sollte", habe der Fan-Betreuer den zwei 28-jährigen Männern vorgehalten. Als Reaktion habe er sofort Faustschläge geerntet, wurde von einem Mann festgehalten, ein zweiter rammte ihm so oft und wuchtig das Knie ins Gesicht, dass der Fan-Betreuer mit schwersten Kopfverletzungen in die Notaufnahme musste. Seit Dienstag verhandelt nun das Amtsgericht über den Vorfall, an dem noch ein dritter Angeklagter beteiligt gewesen sein soll.

"Durch Kniestöße die gesamte Stirnfront zertrümmert"

Der 35-jährige Fan-Betreuer war als Opfer und Nebenkläger am Dienstag im Zeugenstand um Sachlichkeit bemüht: "Das dauerte 30 Sekunden, maximal eine Minute. Dann bin ich wohl zusammengebrochen, habe auch von den anderthalb Stunden der Not-OP nichts mitbekommen. Aufgewacht bin ich erst am nächsten Nachmittag."

Und erst da erfuhr er: Die Täter hatten ihm durch die Kniestöße die gesamte Stirnfront zertrümmert, durch Platten musste der Bereich rekonstruiert werden, auch die Nebenhöhlen waren zertrümmert. Zurückbehalten hat er eine lange Kopfnarbe, "tägliche, andauernde Kopfschmerzen. Ein Taubheitsgefühl von der Nasenwurzel bis in den Nacken, einen Dauer-Tinnitus auf beiden Ohren", Schlafstörungen und Platzangst bei Menschenansammlungen. Sechs Monate war er krank geschrieben.

Keine Reaktion

Die Angeklagten ließen sich bei diesen Schilderungen keine Reaktion anmerken. Ein 28-Jähriger, der das Opfer damals noch mit einer Fahnenstange malträtiert haben soll, ließ seinen Anwalt ausrichten: "Der Tatvorwurf stimmt nicht." Ein anderer Angeklagter, dem die massiven Kniestöße angelastet werden, will sich erst am nächsten Prozesstag äußern. Der dritte Angeklagte, der auf das Opfer zuerst eingeschlagen und während der Kniestöße dessen Arme festgehalten sowie dessen Oberkörper nach unten gedrückt haben soll, "wird sich schweigend verteidigen", so dessen Anwalt.

Da keine offiziellen Videos vom Vorfall existieren, bleibt dem Gericht jetzt nur, durch Anhörung aller erdenklichen Augenzeugen den Vorfall aufzuklären - und die Rolle jedes einzelnen Angeklagten. Bei gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung sind Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren möglich.

Emgenbroich sagt: "Man muss den Fall wohl eher als furchtbare Gewalttat bewerten", ähnlich wie Gewaltdelikte in U-Bahnen. Auch Markus Schneider, Vorsitzender vom Supporters Club Düsseldorf, will den Fall nicht mit der Fanszene in Verbindung bringen: "Das hätte überall passieren können", so seine Meinung. Zufällig sei jener Exzess eben in der Arena passiert. Ihn mit Gewaltausbrüchen unter Fortuna-Fans in Zusammenhang zu bringen, sei verfehlt.

(RP)
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