Fortuna Düsseldorf Bolly — Fortunas schnelles Schnäppchen

Düsseldorf · Eigentlich hatte der Bundesligist in Norwegen einen ganz anderen Spieler beobachtet. Dann machte Mathis Bolly auf sich aufmerksam, vor allem durch sein unglaubliches Tempo.

 Hat sich viel vorgenommen: Mathis Bolly.

Hat sich viel vorgenommen: Mathis Bolly.

Foto: rpo, Falk Janning

Ein bisschen Zufall darf gerne einmal mit im Spiel sein. Als Mark Ulshöfer, Chefscout des Fußball-Bundesligisten Fortuna, und Sportvorstand Wolf Werner auf Beobachtungstour in Norwegen weilten, konnte sie der eigentlich ins Auge gefasste Spieler nicht sonderlich beeindrucken. "Dafür war uns schon in der Halbzeit klar, dass dessen Kollege Mathis Bolly ein interessanter Mann für uns ist", berichtet Werner schmunzelnd. "Wir haben dann schnell bei ihm angefragt, und zum Glück haben wir das Ding über die Bühne gebracht. Wir mussten die Gespräche lange unter der Decke halten, da einige andere Klubs an Mathis dran waren."

Am Ende wurde es sogar ein richtiges Schnäppchen. Eine halbe Million Euro Ablöse für einen 22-Jährigen, der bei seinem Klub Lilleström SK noch ein Jahr unter Vertrag gestanden hätte - das ist nach internationalen Maßstäben ein Butterbrot. Ob es gut investiertes Geld ist, muss man abwarten. "Ebenso wie Genki Omae hat auch Mathis angedeutet, welche Qualitäten in ihm stecken", sagt Werner. "Jetzt müssen beide allerdings den Beweis antreten, dass sie sich auf Erstliganiveau in ein bestehendes System einfügen können."

Bolly - dessen Name übrigens französisch ausgesprochen, also jeweils auf der letzten Silbe betont wird - zerbricht sich deswegen nicht den Kopf. "Ich habe sofort gemerkt, dass ich in eine wesentlich bessere Mannschaft gekommen bin", versichert der Flügelspieler. "Die einzelnen Spieler sind besser als in Norwegen, entsprechend ist auch die Liga stärker. Aber ich bin nach Düsseldorf gekommen, um zu spielen." Bei diesem Unterfangen wird ihm seine Schnelligkeit besonders zugute kommen. Schon im Training, besonders jedoch im Testspiel gegen den belgischen Erstligisten Mons in Marbella (4:1), beeindruckte Bolly mit seinen sagenhaften Antritten. Einen davon schloss er mit seinem ersten Treffer im Fortuna-Trikot ab.

Trainer Norbert Meier verpasste seinem Schützling daraufhin den Spitznamen "unser norwegischer Bolt" - doch den Vergleich mit dem jamaikanischen Sprint-Weltrekordler scheut Fortunas schnelles Schnäppchen schon ein wenig. "Ich weiß ja überhaupt nicht, wie schnell ich über 100 Meter bin", erklärt er, "ich bin diese Strecke nie auf Zeit gelaufen. Ich kann nur sagen, dass ich bei einem 40-Meter-Sprint mal mit 4,53 Sekunden gestoppt wurde." Dann fügt Bolly lächelnd hinzu: "Schreiben Sie also bitte nicht, ich sei so schnell wie Bolt, das würde zu viel Druck auf mich erzeugen."

Der Druck einer größeren Öffentlichkeit blieb dem 22-Jährigen, dessen Vater von der Elfenbeinküste stammt, am Sonntag erspart. Trainer Meier setzte ihn beim Stadtwerke Wintercup nicht ein, verwies auf eine ältere Verletzung Bollys. Der Angreifer wiegelt ab: "Mein Bein macht ein wenig Ärger. Vielleicht, weil ich etwas müde vom Trainingslager war. Ich denke aber, dass ich Mittwoch wieder ins Training einsteigen kann, unsere Physiotherapeuten sind sehr zuversichtlich."

Diese Haltung passt ideal zur Lebenseinstellung des Norwegers, der aus jeder Faser Optimismus ausstrahlt. Zudem ist Mathis Bolly eine ehrliche Haut. Danach gefragt, warum er denn nach Deutschland gewechselt sei und nicht nach England, ins Traumziel vieler seiner Landsleute, fabuliert er nicht lange herum. "Weil ich kein Angebot aus England bekommen habe", antwortet Bolly grinsend. "Allerdings liebt mein Berater Deutschland. Er hat immer zu mir gesagt: Wenn ich dir irgendetwas raten darf, dann geh in die Bundesliga."

Jetzt will der Junggeselle möglichst schnell Deutsch lernen. "Ich halte das für ganz wichtig", sagt er und ergänzt: "Bis jetzt kann ich nur drei Wörter: rechts, links und Scheiße." Da hat er ja schon einmal drei ganz wichtige zusammen.

(can)
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