Fortuna Düsseldorf Das Derby entscheidet über Recks Zukunft
Cottbus · Bei einem Sieg gegen Köln bleibt der jetzige Interimstrainer wohl im Amt.
Die Geräuschkulisse kam den Fußballprofis von Fortuna Düsseldorf erschreckend bekannt vor. "Vorstand raus!" und "Wir haben die Schnauze voll" — so schallte es von den Rängen, ganz ähnlich wie zwei Wochen zuvor bei der 0:2-Heimniederlage gegen den Karlsruher SC, die letztlich zur Beurlaubung von Trainer Mike Büskens geführt hatte. Den feinen Unterschied dokumentierte jedoch der dritte Klassiker, der an diesem Samstagnachmittag von den Zuschauern zu hören war: "Wir sind Cottbus und ihr nicht".
Nein, diesmal waren nicht die Düsseldorfer Spieler das Ziel des Publikumszorns, sondern die Akteure ihres Gegners. Viele Fans waren ja ohnehin nicht mehr ins Stadion der Freundschaft gekommen, und die wohlwollend hochgerechneten 6000 rechneten nach der 1:3-Pleite gegen Fortuna mit Zweitliga-Schlusslicht FC Energie ab.
Die knapp 1000 mitgereisten Düsseldorfer dagegen feierten so richtig ab, sangen sich für das rheinische Derby gegen den 1. FC Köln am kommenden Sonntag warm. Was für ein Gegenpol zur Tristesse auf der anderen Seite, die die Stadionregie mit ihrer Musikauswahl noch unterstrich. "The Show must go on", der Gänsehaut-Appell des Queen-Sängers Freddie Mercury, passte auf fast schon gespenstische Weise zur Misere der mit weit höheren Ambitionen gestarteten Lausitzer.
Fortuna konnte es gelassen nehmen. Nach dem 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern fünf Tage zuvor feierte sie in Cottbus den zweiten Auswärtssieg in Folge — ein Kunststück, das in der Liga zuletzt im Oktober 2011 nach den Erfolgen auf St. Pauli (3:1) und beim FSV Frankfurt (5:2) gelungen war. Mehr als zwei Auswärtstreffer hatten die Düsseldorfer seit 21 Monaten nicht mehr erzielt (5:0 beim KSC), und ein Sieg mit zwei Treffern Differenz war in dieser Saison ebenfalls noch nicht herausgesprungen.
Passend zum Derby hat Interimstrainer Oliver Reck die so lange dahintaumelnden Düsseldorfer wieder in die Spur gesetzt. Seine Chancen, denCheftrainerposten länger als nur bis Weihnachten behalten zu dürfen, sind durch die sechs Punkte unter seiner Ägide gestiegen. Bei einem Sieg über den FC ginge an Reck kein Weg mehr vorbei, und selbst bei einem Remis nach ordentlicher Leistung wäre die feste Verpflichtung des 48-Jährigen mehr als nur wahrscheinlich.
Fast noch wichtiger als die Zahlen ist die stark veränderte Außendarstellung der Mannschaft. In Cottbus startete sie schwach in die Partie, fand keinen Zugriff auf die Spieler des Tabellenletzten und geriet in der siebten Minute in Rückstand. Noch vor wenigen Wochen wäre die Truppe angesichts dieser Vorzeichen zusammengebrochen — am Samstag jedoch schlug sie zurück, kämpfte sich engagiert in die Begegnung hinein.