Fortuna Düsseldorf Demontage eines Aufstiegskandidaten

Aalen · Fortuna Düsseldorf blamiert sich mit dem 0:2 bei Schlusslicht Aalen. Nur die Gästefans überzeugen.

Die einzigen positiven Szenen eines aus Düsseldorfer Sicht fürchterlichen Fußball-Nachmittags gibt es erst nach dem Spiel. Mit hängenden Köpfen schleichen die Fortuna-Profis nach der 0:2-Blamage beim Zweitliga-Schlusslicht VfR Aalen in die Gästekurve, bleiben zunächst mit respektvollem Abstand zu ihren 1000 Anhängern stehen und applaudieren ihnen - der Beifall ist nur angemessen angesichts der Unterstützung, die das Team trotz seiner desolaten Darbietung bis zum Schlusspfiff genossen hat.

Aalen - Düsseldorf: Einzelkritik
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Aalen - Düsseldorf: Einzelkritik

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Dann geschieht das Unerwartete. Die Fans beschimpfen die Spieler nicht etwa, sondern applaudieren ihnen ebenfalls, winken sie an den Zaun heran. Dort klatschen sich Profis und Zuschauer ab, die Kicker bekommen Gelegenheit, ihr Versagen zu erklären. "Es tut mir leid für die Fans, die den langen Weg auf sich genommen und dann leider kein gutes Spiel von uns gesehen haben", schreibt Michael Liendl noch auf der Bus-Rückfahrt bei Facebook. "War leider nicht unser Tag, und bei mir läuft es auch nicht so, wie ich mir das vorstelle."

Fortunas Anhänger bewiesen ein gutes Gespür. Die ehrlich klingende Reue, die die Profis am Zaun und später im Netz zeigten, machte die unfassbar schwache Darbietung von Aalen zwar nicht ungeschehen. Aber die Fans hatten eben auch nicht vergessen, dass die Mannschaft ihnen in den vergangenen Monaten viel Freude bereitet hatte. "So ein Ding darf zwar eigentlich nicht passieren, kann aber passieren", sagte ein Besucher beim Verlassen des Stadions. "Ein Mal." Ein Zusatz, den man dick unterstreichen muss. Denn sollte die Truppe von Trainer Oliver Reck am Freitag im Heimspiel gegen den SV Sandhausen (18.30 Uhr) eine auch nur ähnlich schlechte Leistung anbieten wie in Aalen, müsste man nicht mehr von einem bösen Ausrutscher, sondern von einer handfesten Krise sprechen. Am Samstag machten noch Formulierungen wie "rabenschwarzer Tag" (Sportvorstand Helmut Schulte), "seit langem wieder Mal ein richtiges Scheißspiel von uns" (Mittelfeldspieler Christian Gartner) oder "gebrauchter Tag" (Reck) die Runde.

Fehlentscheidung leitet 0:2 von Fortuna Düsseldorf gegen Aalen ein
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Fehlentscheidung leitet 0:2 der Fortuna gegen Aalen ein

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Angebracht waren diese Einschätzungen allemal. Die als Tabellenzweiter und Aufstiegskandidat angereiste Fortuna war von allen guten Geistern verlassen, erlebte ihre Demontage durch einen Gegner, der bestimmt nicht übermächtig war. Das sah auch Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck so: "Wir dürfen jetzt nicht zu euphorisch sein, das war kein überragendes Spiel von uns. Fortunas Fehler haben uns in die Karten gespielt. Der Gegner hat nicht so stattgefunden, wie Olli Reck das gern gehabt hätte."

Wahre Worte. Die Düsseldorfer agierten eine Hälfte lang in einem abenteuerlich lahmen Tempo und gaben so den Aalenern immer wieder Gelegenheit, die Räume zuzustellen. "Die wollten, dass wir die Bälle immer wieder lang in die Mitte kloppen", erklärte Rechtsverteidiger Julian Schauerte hinterher. "Und wir haben ihnen diesen Gefallen getan." Reck ergänzte: "Wir haben nie die richtige Lösung gewählt, hatten nie Zugriff, waren nie drin im Spiel." Nach dem Wechsel schoss dann Charlie Benschop am leeren Tor vorbei - die einzige wirklich gute Chance Fortunas, die in Hälfte zwei lediglich ihr Tempo steigerte.

Fortuna Düsseldorf: Charlison Benschop lässt Großchance gegen Aalen ungenutzt
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Benschop lässt Großchance gegen Aalen ungenutzt

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Nur der gute Torhüter Lars Unnerstall bewahrte den indisponierten Favoriten vor einem Debakel. Zum Glück führte niemand den unberechtigten Handelfmeter, der das 2:0 brachte, als Entschuldigung an: Der 80 Meter entfernt stehende Linienrichter zeigte den Strafstoß an, nachdem Jonathan Tah den Ball an die Brust bekommen hatte. "Ganz ehrlich", kommentierte Mittelfeldspieler Axel Bellinghausen. "Wir hätten heute noch stundenlang spielen können und hätten immer noch keinen Treffer erzielt."

Alle Beteiligten waren angemessen zerknirscht. Wirklichen Wert hat das jedoch nur, wenn das Team am Freitag auch auf dem Feld eine Reaktion zeigt. Reck forderte dies unmissverständlich ein.

(RP)
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