Fortuna Düsseldorf Der neue Coach hat mehrere Baustellen

Düsseldorf · Oliver Reck ist zwar nicht mehr Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf, die in den vergangenen Wochen aufkeimenden Probleme sind damit aber natürlich nicht vom Tisch. Neben der in dieser Saison fast schon chronischen Heimschwäche muss sich der neue Coach auch mit anderen Baustellen befassen.

Taskin Aksoy leitet erstes Training bei Fortuna Düsseldorf
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Taskin Aksoy leitet erstes Training bei Fortuna

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Drei Spiele, ein Remis, kein Sieg — Fortuna Düsseldorf steckt nach den ersten Wochen der Rest-Rückrunde in einer Krise. Das erkannte auch der Vorstand und trennte sich von Cheftrainer Oliver Reck. Sein Nachfolger, interimsweise übernimmt Taskin Aksoy diese Aufgabe, muss die akuten Problemfelder nun erkennen und bestmöglich beheben. Eine Übersicht.

Fangen wir mit dem einfachsten und offensichtlichsten Problem an — das aber größtmögliche Auswirkungen hat: die Heimschwäche der Fortunen in dieser Saison. Erst drei Siege feierten die Düsseldorfer in elf Spielen, kassierten 20 Gegentreffer — so viele wie kein anderes Team in der Liga. Bereits mit zwei Heimerfolgen mehr auf dem Konto wären sie aber mittendrin im Aufstiegskampf.

Die gegnerischen Mannschaften spielten in der Esprit-Arena zumeist defensiver und nutzten mithilfe von schnellen Kontern das schwache Umschaltspiel der Fortuna aus. Das Team muss gegen diese Mannschaften schnellstmöglich einen klaren Plan haben. Noch mehr Kopfzerbrechen dürfte dem Verein aber das Spiel gegen Nürnberg bereitet haben, die Gäste spielten munter mit — und gewannen letztlich problemlos.

Dabei wirkte es, als ob das Team mit dem Druck vor heimischer Kulisse schlicht nicht umgehen könnte. "Ich glaube nicht, dass wir die Nerven verlieren, nur weil wir zu Hause spielen", sagte Oliver Fink nach der Pleite. Wie dem auch sei, Fakt ist: Der Druck steigt für Spieler und vor allen Dingen Trainer immens, wenn ausgerechnet die Heimspiele nicht gewonnen werden.

Damit sind wir direkt beim nächsten Aspekt: In einer Krise wächst der Druck, mental ist das eine große Herausforderung. Die Spieler suchten nach der Partie händeringend nach Erklärungen für den Einbruch nach dem Gegentor. "Es bleibt unerklärlich, dass wir nach eigener Führung innerhalb kurzer Zeit zwei Tore kassieren", sagte Fink.

Das Team zeigte viel Einsatz, die nötige Ruhe ließ es aber vermissen. Vor allen Dingen für eine spielstarke Mannschaft wie die Fortuna könnte das ein großes Dilemma werden. Für ihre Passkombinationen brauchen die Spieler Selbstvertrauen, über den Kampf kommen Michael Liendl, Joel Pohjanpalo und Co. nicht ins Spiel.

Eine mentale Schwäche zu beheben, ist möglicherweise das schwerwiegendste Problem, das ein Trainerteam zu bewältigen hat. Siehe — man wagt es fast nicht zu sagen — Borussia Dortmund. Ein Trainerwechsel kann diesbezüglich Wunder vollbringen. Das weiß auch Aksoy. "Wir wollen den Spaß am Fußball wecken", erklärte er nach seinem Amtseintritt.

Während Reck in der Hinrunde ein glückliches Händchen bei seinen taktischen Experimenten bewies, schien ihm später rein gar nichts mehr glücken zu wollen. Die Schattenseiten seiner Philosophie taten sich auf. Einige Wochen lang suchte Reck nach dem passenden System, in den drei Spielen nach dem Start der Rest-Rückrunde kam er auf drei verschiedene Formationen.

Der letzte Versuch, ein recht defensives 3-6-1-System, erfüllte über 70 Minuten seinen Zweck: Fortuna hatte viel Ballbesitz im Mittelfeld, setzte immer wieder die Flügelspieler in Szene, dominierte dadurch die Partie und ließ wenige Chancen zu. Aber: Echte Torchancen waren Mangelware, Charlison Benschop als einzige Spitze reichte nicht aus.

Zusätzlich wurde das Team durch die ständigen personellen Variationen immer wieder durchgewechselt, eine Stammelf hatte sich nicht gefunden — lediglich ein paar unverzichtbare Leistungsträger. Dabei würde eine schnellstmögliche Lösung dem Zusammenspiel des Teams natürlich guttun.

Zumindest unter Aksoy dürfte das möglich sein: Die defensive Dreierkette dürfte demnach erstmal hinfällig sein, er spielte als U23-Coach fast ausschließlich mit einer 4-2-3-1 bzw. 4-4-2-Formation.

(cfk)
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