Fortuna Düsseldorf Die neuen Machtverhältnisse bei Fortuna

Düsseldorf · Der Marketingexperte Dirk Kall wird Nachfolger von Peter Frymuth als Vorstandsvorsitzender des Fußball-Zweitligisten. Die Anforderungen an den bezahlten Manager sind hoch. Der Klub muss jetzt vor allem um Geschlossenheit kämpfen.

 Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender: Dirk Kall.

Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender: Dirk Kall.

Foto: rpo, Falk Janning

In der Nacht zu Dienstag hat Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf sich neu aufgestellt. In einer hitzigen Sitzung des Aufsichtsrates fiel um 1.15 Uhr die Wahl auf Dirk Kall als neuen Vorstandsvorsitzenden des Klubs. Pikant: Bis dahin war er Vorsitzender des Kontrollgremiums. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage bei Fortuna.

Wann ist die Übergabe von Peter Frymuth an Dirk Kall?

Offiziell ist Kall erst ab dem 1. Februar in neuer Funktion tätig. Frymuth verabschiedet sich am 31. Januar in Richtung DFB-Präsidium. In wichtige Entscheidungen, wie zum Beispiel die Verpflichtung eines neuen Cheftrainers, wird Kall ebenso wie der designierte Sportvorstand Helmut Schulte (Dienstantritt 1. Januar) natürlich schon vorab eingebunden.

Wie sieht die neue Aufgabenverteilung in Fortunas Vorstand aus?

Künftig arbeitet kein Ehrenamtler mehr in dem Führungsgremium des Vereins. Kall als Vorstandssprecher ist für Marketing, Vertrieb und die Unternehmenskommunikation zuständig. Er erhält dafür nach Informationen dieser Zeitung ein Jahresgehalt von rund 150 000 Euro. Paul Jäger verwaltet weiter den Bereich Finanzen. Sven Mühlenbeck ist für Organisation und Veranstaltungen verantwortlich. Helmut Schulte ist Sportvorstand. In dieser Funktion verbleibt zudem bis zum 30. Juni auch Wolf Werner — in dieser Zeit leistet sich Fortuna fünf Hauptamtler.

Wie war die bisherige Struktur?

Das Ehrenamt hatte ein besonderes Gewicht — in Person von Peter Frymuth, hauptberuflich Leiter der Bezirksverwaltungsstelle in Eller. Er führte Fortuna neun Jahre, ohne dafür ein zusätzliches Gehalt zu beziehen. Bis zu seinem Rücktritt vor wenigen Wochen arbeitete auch Ex-Nationalspieler Thomas Allofs ehrenamtlich im Vorstand.

Hätte nicht eine Mitgliederversammlung über diese grundsätzliche Ausrichtung im Management entscheiden müssen?

Rein formal ist einzig der Aufsichtsrat für diese Entscheidung verantwortlich. Es entspricht auch der Satzung. Es wurden fünf der neun Aufsichtsräte in der Mitgliederversammlung direkt gewählt. Alle anderen sind vom Wahlausschuss bestellt worden. Dieses Mandat legitimiert sie auch zu derartigen Beschlüssen. Gleichwohl wäre es klüger gewesen, das nun umgesetzte Konzept auf eine breitere Basis zu stellen.

Steht der Verein geschlossen hinter Kall?

Nein. In den vergangenen Wochen hat sich eine Opposition unter den Mitgliedern immer wieder deutlich zu Wort gemeldet. Hauptkritikpunkt ist die Zahl der Hauptamtler und die daraus entstehenden Kosten für den Verein. Viele haben kein Verständnis für die Praxis, dass der Aufsichtsrat aus seinem eigenen Kreis heraus das wichtigste Vorstandsamt besetzt. "Postengeschacher", betitelten User im Internet den Vorgang.

Kann die Zusammenarbeit zwischen dem Vorsitzenden Kall und seinem bisherigen Konkurrenten Paul Jäger funktionieren?

Ja, beide Funktionäre haben sich im Vorfeld besprochen. Jäger ist seit 24 Jahren einer der wichtigsten Strippenzieher bei Fortuna und hat daher ein gutes Gespür für aktuelle Machtverhältnisse. "Ich bin vor allem froh, dass die Diskussion um die Position beendet ist", kommentierte der Finanzvorstand. "Denn am Ende schadet sie nur allen Beteiligten. Ich bin mir sicher, dass Dirk Kall als Erster unter Gleichen prima ins Vorstandsteam passt. Was mich betrifft, so wäre der Höhepunkt meiner Fortuna-Laufbahn nicht die Position des Vorstandsvorsitzenden gewesen, sondern meine Einwechslung in einem Pflichtspiel."

Was sind die wichtigsten Aufgaben für die neue Führung?

Die Einheit des Vereins sicherstellen. Es droht eine gefährliche Entwicklung, wenn im nächsten Herbst der Aufsichtsrat in großen Teilen neu gewählt wird. Reinhold Ernst, früherer Gremiumschef und 2009 im Streit mit seinem damaligen Stellvertreter Kall zurückgetreten, kann sich eine Rückkehr durchaus vorstellen. Wenn es dazu kommt, müssten die beiden im Interesse des Vereins alte Animositäten schnell begraben, sonst droht Fortuna eine noch schlimmere Krise als derzeit.

(RP)
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