Fortuna Düsseldorf Düsseldorf soll dauerhaft erstklassig werden

Düsseldorf · Fortuna startet am Freitag gegen Eintracht Braunschweig in die Zweitliga-Saison. Hoffnungen sind erlaubt.

Fortuna Düsseldorf hat ein Problem. Der Verein war quasi zwei Jahrzehnte lang von der Bildfläche verschwunden. Ausgerechnet in den Boom-Jahren, die den deutschen Fußball zu einem Wirtschaftsfaktor werden ließen, dümpelten die Rot-Weißen in den Niederungen der Viertklassigkeit herum, so dass der leidende Fan und Kabarettist Dieter Nuhr frotzelte: "Wer Fortuna kennt, braucht das Leben nicht zu fürchten."

Fortuna war nicht nur sportlich viertklassig, sondern auch finanziell am Rande des Ruins. Bis zu zehn Millionen Euro Schulden drückten den Klub, was damals gigantisch war. Es bedurfte verschiedener Persönlichkeiten, um die Sanierung einzuleiten und zu vollenden: einer Vereinsführung mit Peter Frymuth an der Spitze, die auf Seriosität und Solidität setzte, auf die langfristige Gesundung anstatt auf kurzfristigen Erfolg. Vor allem aber auch eines Oberbürgermeisters Joachim Erwin, der den Aufsichtsratsvorsitz übernahm und gegen allen Widerstand bereit war, eine neue Arena zu bauen. Dass die Fortuna das 54.600 Zuschauer fassende Stadion füllen würde, die (Alt-)Stadt davon profitieren würde - davon konnte er träumen, es allenfalls erahnen.

Wo steht die Fortuna heute vor dem Zweitliga-Auftakt am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker) gegen Eintracht Braunschweig? Der langfristige Trend stimmt, und nach einer kurzen, aber heftigen und auch notwendigen Korrektur deutet vieles auf einen weiteren Aufschwung hin.

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Kein anderer Verein in Deutschland wurde von der ersten bis in die vierte Liga durchgereicht und ist dann wieder in die höchste Klasse zurückgekehrt. Daher kann der Rückschlag nicht überraschen. "Wenn wir jetzt in die Bundesliga aufsteigen sollten, wären wir sicherlich besser aufgestellt als vor zwei Jahren", sagt Paul Jäger, der im Vorstand die Finanzen verantwortet.

Der Verein hat zwar deutlich aufgeholt, liegt aber noch immer im Hintertreffen. Der Umsatz der Bundesliga-Klubs liegt bei durchschnittlich 100 Millionen Euro. Fortuna machte während der einen Saison 2012/13 in der Bundesliga aber nur halb so viel Umsatz. Der Vorstandsvorsitzende Dirk Kall will die Nachwuchsarbeit und die Infrastruktur verbessern, das Nachwuchs-Leistungszentrum am Flinger Broich ausbauen. Um den Verein in der ersten Liga zu etablieren, müssen zudem Sponsoren gewonnen werden, die Fortunas Einnahmen erhöhen.

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Natürlich schüttelte der Abstieg vor einem Jahr den Verein ordentlich durcheinander. Die Führungskräfte wurden auf allen Ebenen ausgewechselt: Vorstand, Manager, Trainer. Und dennoch wurde die Kontinuität gewahrt. Wirtschaftlich wird mit Augenmaß gehandelt, wobei die Vergangenheit ein mahnendes Beispiel bleibt. Und entgegen dem schillernden Image der Stadt, in der neben dem Alt gern auch der Schampus fließt, setzen die Verantwortlichen auf Heimatverbundenheit und bedenken stets, wo der (Arbeiter-)Verein herkommt.

Sportlich allerdings soll in dieser Saison zum Höhenflug angesetzt werden. Dabei scheint Oliver Reck wie kaum ein anderer geeignet, das wieder auflodernde Feuer der Begeisterung zu schüren. Der ehemalige Torwarttrainer hat sich in der Zeit als Interimstrainer jenen Respekt erarbeitet, der ihm noch vor einem halben Jahr vorenthalten wurde. Da hatte ihm die Vereinsführung die Rolle des Cheftrainers noch nicht zugetraut. Doch seine Arbeit, vor allem aber die Ergebnisse, die er mit der Mannschaft erzielt hat (22 von 27 möglichen Punkten), haben überzeugt. "Wir sind keine Prinzipienreiter, sondern überdenken unsere Entscheidungen, wenn es notwendig ist und korrigieren sie", sagt Dirk Kall.

Oliver Reck hat gemeinsam mit Manager Helmut Schulte den Kader gezielt verstärkt. Natürlich haben sie nicht im zweiten Jahr nach dem Abstieg den Wiederaufstieg in die Bundesliga als Ziel ausgegeben, sondern bescheiden formuliert, "oben mitspielen" zu wollen. Es fällt jedoch auf, dass die Spieler mutig vom Aufstieg sprechen und sich zur Zielsetzung bekennen.

Der Kader, seine Leistungsdichte und -stärke nähren die Hoffnung, und Trainer Reck, der zu begeistern versteht, wird vielleicht mahnen, aber sicher nicht bremsen. Er weiß, dass ein guter Start sofort in die Erfolgsspur führen kann. Das erste Ziel hat er jedenfalls klar gesteckt: Fortuna will vor vollem Haus mit einem Heimsieg gegen Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig in die Saison starten.

Fazit: Der Kader spielte großteils bereits in der vergangenen Saison zusammen, wurde in allen Bereichen gezielt verstärkt und ist auf allen Positionen doppelt besetzt. Auf der Torhüterposition mit Lars Unnerstall sogar in etwa gleichwertig. Die Abwehr ist die Achillesferse der Mannschaft. Sollte sie unter Druck geraten, könnte sie wackeln. Allerdings wird die Fortuna versuchen, den Gegner überhaupt nicht so weit kommen zu lassen. Die Sechser Gartner und Pinto sollen schon davor abräumen. Das Prunkstück der Mannschaft ist jedoch der Offensivbereich, den Regisseur Michael Liendl in Szene setzen wird. Der pfeilschnelle Mathis Bolly sowie die beiden Torjäger Charlison Benschop und Jimmy Hoffer dürften für jede Abwehr in der zweiten Liga eine Gefahr sein. Trainer Oliver Reck setzt auf Spektakel, Tore und Punkte.

(RP)
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