Fortuna Düsseldorf Fans feiern Motivator Oliver Reck

Paderborn/Düsseldorf · Der erkrankte Cheftrainer Köstner fehlt eine weitere Woche – und die Position seines Vertreters wird stärker.

Oliver Reck: Fußball-Trainer, Torwart-Legende und "Pannen-Olli"
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Das ist Oliver Reck

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Der erkrankte Cheftrainer Köstner fehlt eine weitere Woche — und die Position seines Vertreters wird stärker.

Die Fans hatten ihren Helden gefunden. "Oliver Reck", sangen die Anhänger des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf in Dauerschleife, wollten nach dem Husarenritt zum 2:1-Sieg in Paderborn unbedingt den Vertretungs-Trainer vor ihrer Kurve sehen. Doch der 49-Jährige bewies ein sehr gutes Gespür für die Situation: Während die Spieler sich nach ihrem Überraschungscoup beim Aufstiegsaspiranten feiern ließen, verdrückte sich Reck mit einem kurzen Winken Richtung Kurve in den Kabinentrakt der Benteler-Arena.

"Dieser Sieg ist auch für Lorenz-Günther Köstner", sagte er dort. "Wir alle, die Mannschaft ebenso wie ich, hoffen sehr, dass die Leistung hier in Paderborn ihm hilft, dass er ganz schnell wieder auf die Beine kommt." Oliver Reck — laut Vertrag Torwarttrainer bei Fortuna, aber wegen der Erkrankung von Chefcoach Köstner nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison als Vertreter an vorderster Front — fand den richtigen Ton. Wieder einmal.

Schon vor der Mannschaft hatte er ihn gefunden, damit seine größte Stärke ausgespielt. Reck versteht es, mit wenigen, gut gesetzten Worten einen Spieler stark zu reden, einen erfahrenen Profi ebenso wie ein junges Talent. Deshalb glaubte die Mannschaft vor dem Anpfiff in Paderborn an sich, obwohl sie von den zehn Partien zuvor nur eine gewonnen, das Hinspiel gegen den SCP im eigenen Stadion 1:6 verloren hatte.

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"Wir haben den Mut gehabt, selbst nach vorn zu spielen", analysierte Reck, der nach dem 1:0 in Kaiserslautern und dem 3:1 in Cottbus auch sein drittes Auswärtsspiel als "Chef" gewann. Als sein Paderborner Gegenüber André Breitenreiter auf einen seiner Meinung nach fälligen Elfmeter für sein Team hinwies, lächelte der Hesse nur: "Von mir aus hätte der Schiri auch drei Elfer gegen uns pfeifen können, dann hätten wir trotzdem gewonnen."

Auch im Nachhinein betonte Reck, wie stark die Vorstellung Fortunas war, wie verdient daher der Sieg — doch er machte nicht den Fehler, die Aufmerksamkeit zu sehr auf den eigenen Anteil zu lenken. "Es stand eine richtige Mannschaft auf dem Platz", betonte er. "Jederzeit war zu spüren, dass jeder Spieler alles für den Verein und für unseren erkrankten Cheftrainer geben wollte." Doch wie krank ist Köstner wirklich? Ein Nerv im Bereich der Halswirbelsäule ist eingeklemmt, so dass er sich kaum rühren, geschweige denn seiner Trainingsarbeit nachkommen kann.

In dieser Woche bleibt der 62-Jährige erst einmal krankgeschrieben, wird sich gründlich durchchecken lassen. In der Zwischenzeit macht Oliver Reck weiter, versichert jedoch jeden Zweifler seiner Loyalität. "Wir im Trainerteam lassen uns von niemandem auseinanderdividieren", erklärte er. "Taktik und Aufstellung für Paderborn haben wir gemeinsam besprochen. Vor dem Spiel habe ich dann vor der Mannschaft eine Erklärung verlesen, die Lorenz verfasst hatte. Alle haben für ihn gespielt."

Doch solche Sätze stärken Recks Position innerhalb des Trainerteams eher noch weiter. Außer Genesungswünschen für Köstner kommentiert die Klubführung das Thema nicht — aber es muss ja auch gar kein Fass mit der Aufschrift "Reck oder Köstner" aufgemacht werden. Es könnte sich eher lohnen, über eine Tandemlösung nachzudenken, wie es sie bei Bayer Leverkusen in der Vorsaison mit Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä durchaus erfolgreich gegeben hat. Denn Köstners Stärke ist die taktische Konzeption, der Entwurf eines stabilen Systems, Reck kann eine Truppe motivieren, mit Coaching an der Seitenlinie das Letzte aus ihr herausholen. Menschlich kommen die beiden auch bestens miteinander klar — klingt ganz nach einem Doppel zum Wohle des Vereins.

(RP)
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