Fortuna Düsseldorf Fortuna am Abgrund

Düsseldorf · Bei der 0:1-Niederlage beim SV Sandhausen geben die Düsseldorfer den spielerischen Offenbarungseid ab. Im Duell zweier ganz schwacher Teams entscheidet ein kapitaler Fehler von Haggui. In der Folge muss Trainer Kurz gehen.

Die Einsamkeit des Torhüters in der Niederlage: Fortunas Keeper Michael Rensing kurz vor dem Abpfiff.

Die Einsamkeit des Torhüters in der Niederlage: Fortunas Keeper Michael Rensing kurz vor dem Abpfiff.

Foto: falk janning

Marco Kurz muss einen Moment überlegen. Ob die Mannschaft ihn im Stich gelassen habe, wird Fortunas Trainer nach der 0:1-Niederlage beim SV Sandhausen gefragt. "Wir haben nicht die Ruhe gehabt, die ich mir gewünscht hätte", antwortet er ausweichend. Die Antwort, die auf der Hand liegt, will er in diesem Augenblick nicht geben: Natürlich hat ihn die Mannschaft im Stich gelassen. Ihre Vorstellung gab den Ausschlag dafür, dass Kurz einen Tag später gehen musste.

Nach einem einigermaßen ordentlichen Beginn, als es wenigstens läuferisch und kämpferisch noch stimmte, brach sie etwa ab der 60. Minute ein, servierte ihrem ebenfalls ganz schwachen Gastgeber schließlich in Person von Kapitän Karim Haggui den entscheidenden Treffer auf dem Silbertablett.

Was aber das Schlimmste war an diesem Samstagmittag: Fortuna gab den spielerischen Offenbarungseid ab. Nichts ging in Sachen Pass- oder gar Kombinationsspiel, die individuellen Fehler mochte irgendwann niemand mehr zählen. "Es kam ein Punkt, von dem an beide Mannschaften nur noch Freistöße und Ecken hereinschlugen", sagte Kurz. "Sandhausen war dann das Team, das das Glück mehr erzwungen hat und dafür belohnt wurde."

Es passte in die Düsseldorfer Galerie der Unzulänglichkeiten, dass die Lohntüte von einem Fortuna-Spieler verteilt wurde. Haggui produzierte nach einem harmlosen langen Ball der Sandhäuser eine Kopfball-Kerze in den eigenen Strafraum zurück. Abwehrkollege Alexander Madlung, ansonsten noch einer der Besseren in einer krass enttäuschenden Gästemannschaft, verlor den anschließenden Zweikampf. Das folgende Gewürge, in dem Torhüter Michael Rensing zunächst noch rettete, endete damit, dass Haggui den Sandhäuser Denis Linsmayer anschoss, von dessen Körper - ein wenig auch vom Arm - der Ball ins Netz sprang.

"So ein dummes Tor", ärgerte sich der Kapitän hinterher. "Diesmal war ich es. Aber leider ist es bei uns so: Die Namen ändern sich, aber die Gegentore sind einfach da." Eigene Treffer hingegen nicht. Dabei hatte Fortuna lange Zeit sogar die besseren Chancen - natürlich in Folge von Standards, denn herausgespielt wurde an diesem Tag von niemandem etwas. Bereits nach vier Minuten köpfte Madlung nach einem Eckball von Axel Bellinghausen knapp über das Tor, Sekunden nach Wiederbeginn dann lenkte Torhüter Marco Knaller einen Kopfball Oliver Finks auf Freistoßflanke von Lukas Schmitz um den Pfosten.

Zu diesem Zeitpunkt stand Bellinghausen gar nicht mehr auf dem Platz. Bereits Mitte der ersten Hälfte hatte sich der Routinier bei einem Tritt von SVS-Verteidiger Damian Roßbach am Knöchel verletzt. Bellinghausen schleppte sich humpelnd in die Pause, konnte jedoch nicht weitermachen. Ohne ihn nahmen die Dinge ihren Lauf - und es zeigte sich, dass das Team viel zu viele Defizite hat, um den freien Fall aufzuhalten. Fortuna steht am Abgrund. Egal, mit welchem Trainer.

(jol)
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