Fortuna-Fan besitzt museumsreife Sammlung Der Herr der Trikots

Düsseldorf · André Günther sammelt alle Trikots von Fortuna Düsseldorf, die ihm in die Hände fallen. Nur getragen müssen sie sein. Nun hat uns der Düsseldorfer einen Blick in sein "Museum" erlaubt.

Fortuna Düsseldorf: André Günther besitzt museumsreife Trikot-Sammlung
Foto: Falk Janning

Begonnen hat alles 1975. Da wurde André Günther als 15-Jähriger von seinem Vater mit ins Rheinstadion genommen und erhielt aus der Hand von Klaus Allofs sein erstes Trikot. Schon seit seinem siebten Lebensjahr hatte er regelmäßig die Heimspiele seiner Fortuna besucht, doch dieses Erlebnis weckte in dem glühenden Fortuna-Fan das Sammelfieber und eine grenzenlose Leidenschaft.

Während andere Briefmarken oder Münzen zusammentragen, begann er mit dem Sammeln von Trikots seines Lieblingsvereins. Heute besitzt der 57-Jährige, der an der Heinrich-Heine-Allee aufwuchs, die wohl größte Sammlung an Fortuna-Trikots überhaupt. Mittlerweile hat er mehr als 500 zusammen. Allesamt original und von Spielern getragen. Mit ihnen könnte man ein veritables Museum eröffnen, in dem man zeigen könnte, wie sich die Trikots entwickelt haben.

Es ist einzigartig, was Günther in seinem Trikotzimmer stapelt, das sich aus Sicherheitsgründen nicht bei ihm zu Hause befindet. Egal ob aus Baumwolle oder aus Synthetik, ob aus Aufstiegs- oder Abstiegsjahren, alle Shirts hebt er für die Nachwelt auf. Wenn Günther von seiner Sammlung spricht, dann ist spürbar, mit welcher Intensität er seine Leidenschaft betreibt.

Fein säuberlich gefaltet sind die Stoffe in Kisten verpackt. Der 57-Jährige hängt sie nicht auf Bügel, wie das andere Sammler tun. "Das Trikot bekommt Beulen, wenn man es aufhängt", sagt er. "Und mein Horror ist, dass Motten in die alten Baumwollstoffe Löcher beißen." Deshalb steckt er jeden einzelnen Dress in eine 60 mal 40 Zentimeter große Tasche, die er mit einem Clip verschließt und in einen mit dem jeweiligen Jahr versehenen Karton legt. Nur für Fotos holt er die kostbaren Stücke raus.

Günther hat fast alle Fortuna-Trikots seit der Saison 1964/65. Besonders die ältesten sind wahre Schätze, sie haben auch einen hohen ideellen Wert, sind unverkäuflich. Er sammelt dabei nicht nur Heim- und Auswärtstrikots, sondern auch die Ausweich- und Torwarthemden — und alle natürlich jeweils noch als Kurz- und Langarmversion. Die meisten Exemplare sind allerdings keine herkömmlichen Trikots, die man im Fanshop erwirbt, sondern wurden von Spielern getragen. In Sammlerkreisen werden sie "matchworn" genannt. Diese machen die Sammlung des gebürtigen Düsseldorfers zusätzlich so einzigartig und wertvoll.

"Ich sammle Spielertrikots, denn damit ist oft eine Geschichte oder ein ganz besonderes Spiel verbunden", sagt Günther. Wenn er ein Trikot nass geschwitzt vom Spieler bekommt, hat es für ihn den höchsten Wert. Zu vielen Exemplaren kann er eine Anekdote erzählen. Waschen würde er die Trikots nie. "Dreck, Wiese, Rasen, Grün, Schweiß — alles muss dran bleiben", sagt er. Er hängt die frisch erbeuteten und schweißgetränkten Stoffe zum Trocknen auf, dann kommen sie in sein Trikotzimmer. Dankbar ist er den Spielern, wenn sie nach dem Spiel an den Zaun kommen und ihm das versprochene Trikot überreichen. So wie Axel Bellinghausen, der sich trotz der bitteren Pokalniederlage in Wiedenbrück nicht zu schade war, dafür quer über den Platz zu laufen.

Ehrenplätze und einen besonderen ideellen Wert haben für den leidenschaftlichen Sammler auch die Trikots von Charlison Benschop, Assani Lukimya und Johannes van den Bergh, die er in Kaiserslautern, Augsburg und Burghausen bekam. An Hand von Pressefotos versucht er zu dokumentieren, dass es sich wirklich um die in den Partien getragenen Originale handelt. Das ist meist nicht so einfach wie bei jenem Stück Stoff, das Michael Lindl im Spiel bei Union Berlin trug und das völlig zerrissen war.

Um an die begehrten Unikate zu kommen, ist ein Netzwerk an Kontakten wichtig, verrät der Sammler, der seit Jahren eine Auswärtsdauerkarte hat. Das Netzwerk hat er unter anderem bei Testspielen und Trainingseinheiten aufgebaut, hat dort die Fußballer angesprochen. "Die Spieler erkennen dann ehrliches Interesse und geben gerne", so Günther. Diese Vorgehensweise hat er aber nach so vielen Jahren nur noch selten nötig. Seine Sammelleidenschaft ist in Mannschaftskreisen längst bekannt. Auch der Kontakt zu anderen Fans und Sammlern sowie zu ehemaligen Profis der Fortuna ist wichtig, um an die begehrten Trikots zu kommen. "Zudem braucht man manchmal Glück, Hartnäckigkeit und Geduld", sagt er.

Beliebt sind die Trikots aus den 70er- und 80er-Jahren, die entsprechend kostbar sind. Besonders hier sind Fälschungen nicht selten. Auch für diese Zwecke hat Günther seine Homepage eingerichtet. Auf www.fortuna-aktuell.de ist eine Auswahl seiner Sammlung zu sehen. Verkaufen würde er seine Schätze nie.

Wenn der Verein auf ihn zukommen würde, um ein Museum einzurichten, würde er über eine Leihgabe nachdenken, sagt er. Erste Gespräche gab es bereits.

(faja)
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