Fortuna Düsseldorf Fortuna auf der Suche nach sich selbst

Düsseldorf · Das 0:1 gegen Sandhausen erhöht den Druck in Düsseldorf – aber es gibt keine Alternative zum Weg des Umbruchs.

Fortuna Düsseldorf - SV Sandhausen: Reaktionen
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Foto: dpa, bt lre

Das 0:1 gegen Sandhausen erhöht den Druck in Düsseldorf — aber es gibt keine Alternative zum Weg des Umbruchs.

Innerhalb von nur sieben Tagen von großer Begeisterung in tiefe Depression zu verfallen — das schafft wahrscheinlich nur Fortuna Düsseldorf. Als am Freitagabend das Zweitliga-Fußballspiel gegen den SV Sandhausen beim Stande von 0:1 abgepfiffen wurde, war es in der Tat erst sieben Tage her, dass Mannschaft und Trainer nach dem mitreißenden 1:1 beim damaligen Spitzenreiter VfL Bochum minutenlang in der Fankurve gefeiert wurden. Und nun? Tristesse pur.

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Selbst Chefcoach Frank Kramer, ansonsten in jeder Lebenslage ganz sachlicher Analytiker, wirkte in den ersten Minuten nach dem Sandhausen-Spiel mitgenommen. Und natürlich war die zu Ende gegangene englische Woche ein Rückschlag für die Düsseldorfer, gar keine Frage. Dem blutleeren, leidenschaftslosen Auftritt beim 1:1 in Karlsruhe ließen sie eine Vorstellung ohne Ideen und nahezu ohne Torchancen folgen.

"Leidenschaft und Wille waren gegen Sandhausen wieder da", erklärte Kramer, "nur sind sie ins Leere gelaufen. Wir sind fußballerisch immer mehr verkrampft, die Ballsicherheit ist flöten gegangen." Anders ausgedrückt: Fortunas Profis wollten viel zu viel. Im Bestreben, die ganz schwache Vorstellung beim KSC schnell vergessen zu machen, sollte alles gegen Sandhausen besonders schön, extrem entschlossen ausfallen — und das ging daneben. Die Mannschaft ist auf der Suche nach sich selbst, auf der Suche nach dem Königsweg, der die erforderliche Leidenschaft mit dem ebenso nötigen kühlen Kopf verbindet.

Der Haken daran ist, dass nicht mehr jeder im Umfeld des Vereins die Geduld dafür hat. Bei Facebook sammelte ein User zahlreiche "Gefällt mir"-Angaben mit seinem Eintrag, Kramer habe jetzt genügend Zeit gehabt, der Vorstand müsse dringend handeln. Doch viel zu oft schon ist Fortuna diesen angeblich so zwingenden "Gesetzen der Branche" gefolgt und damit auf die Nase gefallen. Die Vereinsführung und die Mehrzahl der Beobachter waren doch noch vor einer Woche, erst recht während der intensiven Vorbereitung vollauf begeistert von Kramer und seiner Arbeit gewesen — und das soll jetzt vorbei sein?

Fortuna Düsseldorf gegen SV Sandhausen: Einzelkritik
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Nein, die Düsseldorfer haben keine Alternative dazu, den Weg des Umbruchs mit dem Trainerteam Frank Kramer und Peter Hermann weiterzugehen. Sicher, die Spiele gegen Karlsruhe und Sandhausen waren tief enttäuschend, aber deshalb sollte man nicht die Gesamtentwicklung aus den Augen verlieren. Und da hatte die Mannschaft schließlich noch vor kurzem gegen 1860 München und in Bochum mehr Struktur als in den zwei Jahren zuvor zusammengerechnet. Der Vorstand muss allerdings das Rückgrat besitzen, Kramers und Hermanns Weg mit durchzufechten. Der Vorsitzende Dirk Kall und Finanzchef Paul Jäger haben dieses Trainerteam nach ausgiebiger Prüfung der Konzeption ausgesucht, sie haben die Umsetzung trotz der Ergebniskrise (nun fünf Niederlagen, alle mit einem Tor Differenz, zwölf Aluminium-Treffer) stets gelobt und tun es jetzt noch. Der Trainer stehe nicht zur Disposition, betonen beide, und es ist zur Stunde mehr als nur eine Durchhalteparole.

So muss es auch am Freitag noch sein, wenn Fortuna in Kaiserslautern gastiert. Eine völlig neu geschaffene Struktur darf nicht mit einem Ultimatum verbunden werden, Druck macht die Mannschaft sich selbst genug. Doch es wird neuer hinzukommen, am 21. Oktober auf der Mitgliederversammlung. Oder schon vorher durch den Aufsichtsrat, der längst nicht immer nur in eine Richtung marschiert. Auch für dessen Mitglieder wäre ein sportlicher Durchbruch wichtig, für Kall und Jäger sowieso. Der Druck liegt beileibe nicht nur auf Kramer, nicht nur seine Zukunft hängt von einer Trendwende ab.

(jol)
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