Fortuna Düsseldorf Boykott des Spiels in Leipzig spaltet Fortunas Anhänger

Düsseldorf · Wenn Fortunas Zweitliga-Fußballer am Montag (20.15 Uhr) die Aufgabe in Leipzig in Angriff nehmen, können sie auf weit weniger Unterstützung bauen, als sie es sonst in fremden Stadien gewohnt sind. Nur 350 Fortuna-Anhänger haben die Fahrt angetreten - vor allem, weil die Fanorganisation Ultras zu einem Boykott aufgerufen hat.

Fortuna Düsseldorf: Fans protestieren gegen RB Leipzig
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Fortuna-Fans protestieren gegen RB Leipzig

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Foto: RPO/Falk Janning

Damit will sie gegen das Projekt des Österreichers Dietrich Mateschitz protestieren, der in Leipzig mit seinen Brause-Millionen einen potentiellen Fußballriesen geschaffen hat, der Traditionsvereinen wie Fortuna schwer zu schaffen machen könnte.

Mit einem "Pro und Contra" hat die RP in der Vorwoche darüber berichtet und die Frage gestellt, ob ein solcher Boykott ein legitimes Mittel sei. Es ist ein Thema, das die Düsseldorfer Anhängerschaft spaltet. Das Votum der User von RP Online fällt dabei sehr deutlich aus: 80,9 Prozent der Abstimmungs-Teilnehmer halten den Boykott für legitim, nur 19,1 Prozent sind anderer Meinung.

Schwieriger wird es bei der Argumentation im Detail. "Der Boykott ist nachvollziehbar", schreibt etwa Bernd Czeslik, "aber er wird nichts nützen. Da hilft nur konsequenter Verzicht auf die Brause." RP-Leser Karl-Heinz Schröder dagegen findet, dass Tradition und Kommerz heutzutage nicht mehr trennbar seien: "Wenn Leute Geld in die Hand nehmen und etwas aufbauen möchten, sollte man froh sein sein, dass es so etwas gibt. Der Boykott ist eigentlich ein Armutszeugnis."

Dirk Uwe Gerbrecht ist da völlig anderer Meinung. "Leipzig ist kein Klub, sondern ein Produkt", meint der Büdericher. "Als Fortuna-Fan, der bisher alle Punktspiele dieser Saison gesehen hat, schließe ich mich diesem Boykott an." Uwe Gerell hält die ganze Diskussion für überflüssig, da alle Bundesligisten nur noch Wirtschaftsunternehmen seien. In diesem Sinne argumentiert auch Karl Heinz Berger, der die Ultras als "ewig Gestrige" bezeichnet. Dem hält Jens Balkenhol entgegen: "Der Boykott ist alles andere als kindisch. Er ist statt dessen der (leider letztlich wohl zum Scheitern verurteilte) Versuch, ein Zeichen gegen den völligen Verkauf der Fußballseele und -tradition zu setzen."

Auch Fortunas Vorstand äußert sich. "Ich bedaure sehr, dass wir in Leipzig auf die Unterstützung vieler Fans verzichten müssen und freue mich über jeden, der uns begleitet", sagt Finanzchef Paul Jäger. "Durch einen Boykott bestraft man vor allem die eigene Mannschaft. Die größte Strafe für Leipzig wäre, wenn wir dort die Punkte klauen. Hinfahren, gewinnen, Mund abwischen!"

Sportvorstand Helmut Schulte weist darauf hin, dass auch er sich die Einhaltung des Financial Fairplay wünsche. "Aber es ist für jede Mannschaft gut, wenn sie auch auswärts unterstützt wird. Dennoch akzeptiere ich es, wenn jemand anderer Meinung ist und sich dieses Spiel nicht ansehen will."

Zum Abschluss wirft Jäger noch eine Frage auf: "Wäre die Beurteilung des Brause-Engagements eine andere, wenn nicht der neue Klub bzw. sein Vorgänger SSV Markranstädt unterstützt worden wäre, sondern einer der Traditionsvereine Lok oder Sachsen Leipzig? Ein spannendes Thema, finde ich."

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