Fortuna Düsseldorf Es geht zu Chaos-Klub Arminia Bielefeld

Düsseldorf · Auf der Alm regiert das Chaos. Mit dem Luxemburger Jeff Saibene sitzt bei Arminia Bielefeld in dieser Saison bereits der vierte Trainer auf der Bank. Fans von Fortuna Düsseldorf dürfte das nicht allzu fremd sein.

Der neue Cheftrainer der Arminia: Jeff Saibene.

Der neue Cheftrainer der Arminia: Jeff Saibene.

Foto: dpa, nar lof

Es ist noch nicht lange her, da drehte sich das Trainerkarussell in Düsseldorf besonders schnell: Im November 2015 flog Frank Kramer ab, Peter Hermann hielt die Stellung, bis Marco Kurz übernahm. Als sich Kurz nicht mehr halten konnte, sprang Friedhelm Funkel im März 2016 auf — und der fand dank jahrzehntelanger Erfahrung die Bremse.

Eine Saison, vier Trainer, Klassenerhalt — so stellt sich das Arminia Bielefeld auch vor. Allerdings gehen die Ostwestfalen dann doch einen anderen Weg. Sie haben entgegen der Gepflogenheiten im deutschen Profi-Fußball keinen alten Bekannten verpflichtet. Normalerweise stehen immer ein paar Feuerwehrmänner neben dem Karussell und warten auf ihren Einsatz. Darauf, dass ein Kollege von dem Gefährt donnert. Darauf, dass das Handy klingelt.

Arminia überrascht mit Trainer aus Luxemburg

Peter Neururer zum Beispiel, das wäre so ein Ersthelfer gewesen. Doch die Bielefelder, die überraschten Fans und Mannschaft mit Jeff Saibene. Jeff wer? Jeff Saibene, Luxemburger, als Kicker 1993 Schweizer Meister mit dem FC Aarau, jetzt Fußball-Trainer, 48 Jahre alt, in der Schweiz schon mal den Abstiegskampf gewonnen, allerdings auch schon verloren, aber immerhin direkt wieder aufgestiegen. Jeff Saibene eben.

Er folgte in der Länderspielpause auf Rüdiger Rehm, Jürgen Kramny und Carsten Rump, der wieder ins zweite Glied rückte. Bei seiner Vorstellung sagte Saibene natürlich, was so wohl jeder seiner Vorgänger seit der Vereinsgründung 1905 in Ostwestfalen formulierte: "Ich freue mich sehr, bei diesem Traditionsverein arbeiten zu können — und nehme diese interessante Aufgabe mit meinem Trainerteam sehr gerne an."

Auch Saibene ist ein Feuerwehrmann

Allerdings erzählte er auch, dass er zweimal den Schweizer FC Thun als Tabellenschlusslicht übernommen und gerettet hat. Was ihn in Bielefeld zuversichtlich macht? "Das Spiel gegen Kaiserslautern hat gezeigt, dass diese Mannschaft lebt, dass sie Fußball spielen kann und Leidenschaft zeigt." Mit Rump an der Seitenlinie feierten die Bielefelder beim 2:0 am 25. Spieltag ihren fünften Saisonsieg. Es war gleichzeitig der fünfte Heimsieg.

Saibene saß dann erstmal am Samstag in Würzburg am Spielfeldrand. Und das, was die Mannschaft spielte, hatte nur im entferntesten Sinn mit Fußball zu tun. Zwar suchte die Arminia Angreifer Fabian Klos, der in der laufenden Spielzeit immerhin schon elfmal treffen konnte, sie fand ihn aber nur selten. Im zweiten Durchgang versuchte es Saibene erfolglos mit Stürmer Andreas Voglsammer.

Wäre Junior Diaz nicht gewesen, hätten die Bielefelder im Abstiegskampf mit 0:1 einen herben Dämpfer erlitten. Doch der Würzburger Abwehrspieler produzierte in der Nachspielzeit slapstickartig einen Querschläger, der sich als Bogenlampe ins eigene Tor senkte — eine Szene für den Jahresrückblick. Wohltuend ehrliches Fazit von Saibene: "Die Leistung war über 90 Minuten ungenügend. Wir müssen uns in allen Belangen steigern, wenn wir uns retten wollen, da gibt's nichts schönzureden." Am Montag kündigte er Veränderungen in der Startelf an.

Funkel sprach wie jeder andere, der die Partie gesehen hatte, von einem glücklichen Punkt, glaubt aber am Dienstag an eine verbesserte Arminia: "Der neue Trainer hat nun ein wenig mehr Zeit gehabt, der Mannschaft seine Vorstellungen zu vermitteln. Sie werden versuchen, uns von Beginn an unter Druck zu setzen." Den Gastgebern bleibt auch gar nichts anderes übrig.

Heimpremiere gegen Fortuna

Bielefeld hängt mit 24 Punkten auf Platz 17, zwei Zähler fehlen zu Erzgebirge Aue und dem rettenden Ufer. Es ist also noch alles drin. Gegen Fortuna (33 Punkte), durch die überflüssige 0:1-Niederlage gegen 1860 München auf Platz zehn abgerutscht, soll die eigentlich ganz passable Heimbilanz — fünf Siege, fünf Unentschieden, fünf Niederlagen — ausgebaut werden.

Saibene kann sich ein Beispiel an Funkel nehmen. Zwar nicht, was die miese Heimbilanz angeht, aber immerhin hat der 63-jährige Feuerwehrmann die Diva vom Rhein mit seiner stoischen Ruhe ins halbwegs sichere Tabellenmittelfeld geführt. Theater gab's in dieser Saison meist woanders: bei 1860 München, in Karlsruhe oder eben Bielefeld.

(jado)
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