Fortuna Düsseldorf Benschop und Pinto verhindern Eskalation

Marbella · Bis zum Abpfiff ist es ein Testspiel wie jedes andere. Zweitligist Fortuna Düsseldorf bezwingt im Estadio Municipal von Marbella den albanischen Meister KF Skenderbeu durch Treffer von Jimmy Hoffer und Sergio Pinto 2:0, und die knapp 200 ins spanische Trainingslager mitgereisten Fans sind bester Laune. Dann jedoch verderben zwei Zwischenfälle den Samstagnachmittag.

 Das Testspiel wurde durch den Vorfall mit Stadionsprecher André Scheidt überschattet.

Das Testspiel wurde durch den Vorfall mit Stadionsprecher André Scheidt überschattet.

Foto: Christoffer Kleindienst

Zunächst wird Fortunas Vorstandsvorsitzender Dirk Kall von einem Kunststoff-Fächer am Kopf getroffen und erleidet eine blutende Platzwunde — der Werfer bleibt unerkannt. Sekunden später führen spanische Polizisten den Düsseldorfer Stadionsprecher André Scheidt mit festem Griff aus dem Stadion — Scheidt war auf die Laufbahn gesprungen, um ein Foto von den Fans zu machen.

Nur dem besonnenen Eingreifen einiger Spieler und Offizieller ist es zu verdanken, dass es in der Folge nicht zu einer Eskalation kommt. Denn als einige Anhänger durch den Zaun sehen, wie Scheidt im Gang vor den Umkleidekabinen einen Hieb mit dem Schlagstock abbekommt, wollen sie den Innenraum stürmen, dem beliebten Stadionsprecher helfen. Fortunas niederländischer Stürmer Charlie Benschop und der Sicherheitsbeauftragte Jörg Emgenbroich behalten zum Glück kühlen Kopf, greifen ein. "Bleibt auf der Tribüne, Jungs, wir klären das", ruft Benschop den erbosten Fans zu, beruhigt sie. "Kommt bloß nicht hier rein, dann wird alles nur noch schlimmer."

Auch Emgenbroich findet die richtigen Worte. Er hört einen Fan brüllen: "Kommt, Leute, das sind nur fünf Bullen, wir hauen André raus!" Entschlossen stellt sich der Sicherheitsbeauftragte vor die Zuschauer und ruft: "Bleibt bloß oben, dahinter stehen noch hundert andere Polizisten." Mit vereinten Kräften wird die Lage beruhigt — weil ein weiterer Fortuna-Profi eine positive Rolle spielt.

Sergio Pinto, der fließend spanisch spricht, greift als Dolmetscher zwischen den Polizisten und Scheidt ein, sorgt mit Verhandlungsgeschick dafür, dass der Stadionsprecher nicht mit aufs Revier genommen wird. Dann kommt auch Kall wieder aus der Kabine, wo Mannschaftsarzt Dr. Thomas Wieczorek seine Wunde verklebt hat. "Halb so wild", versichert der Vorstandsvorsitzende. "Es blutet ja nicht einmal mehr. Ich muss nicht ins Krankenhaus, mir ist gerade nur ein bisschen schwindlig."

Später, vor den Toren des Stadions, gibt Scheidt zu, dass seine Idee mit dem Foto auf der Laufbahn nicht die beste war. "Ich wollte dann ja auch schnell wieder auf die Tribüne zurück, aber dann nahm mir der Polizist das Handy ab", berichtet der Moderator, der am Samstag auch noch Geburtstag hatte. Dank des beherzten Eingreifens von Benschop, Emgenbroich und Pinto wurde es kein Ehrentag im Gefängnis.

Fortuna Düsseldorf trainiert am Sonntag
17 Bilder

Fortuna trainiert am Sonntag

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Das Estadio Municipal freilich bleibt kein glücklicher Schauplatz für Fortuna. Bei einem Testspiel vor zwei Jahren an gleicher Stätte hatte die Polizei mit vorgehaltener Waffe die Personalausweise vieler Fans eingesammelt, weil einige Düsseldorfer bengalische Fackeln und Raketen gezündet hatten. Sollte es den Klub künftig noch einmal zum Trainingslager in die Nähe von Marbella verschlagen, sollte er sich vielleicht eine andere Testspielstätte suchen.

(jol)
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