Fortuna Düsseldorf Reitmaier will Unnerstall halten

Düsseldorf · Fortunas Ersatztorwart würde lieber gestern als heute den Verein wechseln. Sein Torwarttrainer möchte auf den fleißigen Profi beim Fußball-Zweitligisten aber nicht verzichten. Spätestens im Sommer muss er das aber wohl.

Lars Unnerstall: Der Hüne in Fortuna Düsseldorfs Tor
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Das ist Lars Unnerstall

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Foto: Falk Janning

Lars Unnerstall will weg. Was nicht überrascht. Unnerstall wollte die Fortuna schon häufiger verlassen. Im vergangenen Sommer wäre der Torwart vom Fußball-Zweitligisten gerne zu einem anderen Klub gegangen. Doch es fand sich kein neuer Arbeitgeber, also blieb er. Womöglich zähneknirschend, aber das ist dem 26-Jährigen bei der täglichen Trainingsarbeit nicht anzumerken. Auch gestern war er wieder höchst engagiert, immer im Zwiegespräch mit Torwarttrainer Claus Reitmaier und seinem Torwartkollegen Michael Rensing.

Vielleicht sagt Reitmaier deshalb, dass ein Wechsel für Unnerstall aus seiner Sicht nicht in Frage kommt: "Ich würde ihm im Winter keine Chance geben, den Verein zu verlassen." Im Sommer sehe das zwar anders aus, weil der Vertrag dann ausläuft. Aber man merkt dem Ex-Profi-Torwart an, wie sehr er Unnerstall als starke Nummer zwei schätzt und gerne halten würde: "Lars ist fleißig und ehrgeizig, obwohl er momentan nicht spielt. Er versteckt sich im Training nicht. Das darf er auch nicht, wenn er seine Chance auf Einsätze bewahren will."

Doch genau die wird ihm immer wieder verwehrt, und damit reiht er sich ein in ein selbst gemachtes Fortuna-Dilemma der vergangenen zehn Jahre. Seit 2007 stehen jede Saison zwei Profis unter Vertrag, die wohl bei jedem anderen Klub in der Liga Stammtorhüter (gewesen) wären. Vier Jahre hieß das Duell Michael Melka gegen Michael Ratajczak — mit leichten Vorteilen für Melka, obwohl "Rata" in der ersten Zweitliga-Saison nach dem Aufstieg fast durchspielte. Ratajczak hatte dann die Nase vorn, als der österreichische Nationaltorwart Robert Almer sein Glück in Düsseldorf versuchte - der dann wiederum in der Bundesligasaison an Fabian Giefer scheiterte. Gegen jenen Giefer hatte Rensing zunächst keine Chance und leistete sich einen Eklat: Rensing verließ wenige Stunden vor dem ersten Saisonspiel gefrustet die Umkleidekabine. Später hat er sich dafür entschuldigt, sich in die Rolle als Ersatzmann gefügt und seine Chance genutzt. Zum Leidwesen von Lars Unnerstall, der derzeit nicht an ihm vorbeizukommen scheint.

Ein Dilemma mit den zwei starken Torhütern, wie es die Fortuna seit Jahren provoziert, ist ein Risiko, sagt Ex-Profi Reitmaier: "Natürlich kann es unruhig werden, wenn zwei ähnlich starke Torhüter um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen." Bei der Fortuna mache er sich derzeit keine Sorgen, "die Jungs haben eine super Einstellung, unterstützen sich gegenseitig, das ist schon außergewöhnlich". Aber eben auch keine Sache von nachhaltiger Dauer.

"Gefühlt" wollte Unnerstall schon weg, als der Kampf um die "Nummer eins" im Fortuna-Tor erstmals entschieden war. Vor rund zwei Jahren war das. Der damals in die Saison gestartete Trainer Oliver Reck, selbst einst Profi-Torwart, wollte sich nicht festlegen und führte das Rotationsprinzip bei den Torhütern ein. Doch Rensing hatte damals schon die Nase vorne, kam auf mehr als doppelt so viele Einsätze in der vorletzten Spielzeit (24 zu zehn). In der vergangenen Saison spielte in der Liga nur Rensing, Unnerstall kam auf zwei Pokalspiele. Wenigstens etwas? Nein, nicht genug.

"Natürlich ist es mein Ziel, nicht nur eine Handvoll Spiele zu machen, sondern dauerhaft im Kasten zu stehen", sagte Unnerstall vor einem Jahr und hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gerne mehr spielen würde. Nur eben ohne Eklat.

Dabei muss es in ihm brodeln, für Torhüter gibt es neben einer Verletzung kaum etwas Schlimmeres, als sich den Ernstfall fast immer von draußen ansehen zu müssen. Mit den Ersatzspielern in der Pause warmlaufen, nach Siegen in der Fankurve zwar jubeln, aber keinen wirklichen Beitrag geleistet zu haben, womöglich am nächsten Tag voll trainieren zu müssen. Anders als bei Feldspielern wird ein Ersatztorhüter in der Regel auch nicht für die letzten Minuten eingewechselt. Bei den Siegprämien sollte es indes vertraglich so geregelt sein, dass kein Nachteil entsteht.

Aber Geld ist eben nicht alles. Lars Unnerstall geht aufs beste Torwartalter zu, will endlich irgendwo hinter eine Abwehr im Profifußball das Sagen haben, einer Mannschaft wirklich helfen. Warum das im vergangenen Sommer mit dem Wechsel noch nicht geklappt hat, kann Torwarttrainer Reitmaier nicht verstehen: "Es war schließlich ordentlich Bewegung auf dem Torwartmarkt." Das dürfte spätestens im Sommer aber wieder so sein und Unnerstall eher einen neuen Arbeitgeber verschaffen, als dass er bleibt. Denn mehr weg wollen als er, kann man wohl kaum.

(RP)
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