Fortuna Düsseldorf Darum Gartner!

Düsseldorf · Das war dann schon ein wenig überraschend: Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel setzte in Dresden auf Christian Gartner, Marcel Sobottka musste für den Österreicher auf die Bank. Der Mittelfeldmann zahlte es beim 1:1 (1:0) mit einem Tor und viel Dynamik zurück.

Fortuna Düsseldorf: Christian Gartner erzielt sein erstes Saisontor
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Gartner erzielt sein erstes Saisontor

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Foto: Falk Janning

Gartner ist nicht bekannt dafür, aus sich herauszugehen. Er verliert selten ein Wort zuviel, bleibt lieber im Hintergrund. Häufig sah man den 23-Jährigen in Düsseldorf nicht auf, sondern neben dem Feld. Seit er vom SV Mattersburg kam, verpasste Gartner verletzungsbedingt 40 Spiele, das waren umgerechnet 275 fußballfreie Tage. Am Ostersonntag war die schmerzvolle Vergangenheit jedoch vergessen: Der Mittelfeldspieler erzielte sein erstes Pflichtspieltor für Rot-Weiß — und zeigte zur Abwechslung mal Gefühle, nämlich pure Freude.

Die linke Seite macht Alarm

Was war passiert? Angreifer Rouwen Hennings hatte den Ball nach links gespielt, Außenverteidiger Lukas Schmitz nach innen gepasst — und der Österreicher verwandelt. Florian Ballas grätsche noch in den Ball, der vom linken Innenpfosten in die Maschen flog. 17 Minuten waren da gespielt. Der Mittelfeldspieler hatte seine Kritiker frühzeitig in der Partie Lügen gestraft. Denn viele konnten nicht verstehen, inklusive der Autor dieses Textes, warum ausgerechnet Marcel Sobottka draußen bleiben musste. "Sobottka auf der Bank, so lächerlich" oder ein überraschtes "Sobottka echt auf der Bank!" waren bei Twitter zu lesen, als die Aufstellung 30 Minuten vor Spielbeginn herauskam. Der Mittelfeldmann kam schließlich nach 64 Minuten für den glücklosen Rouwen Hennings in die Partie — und blieb ebenfalls glücklos.

Funkel lobte Gartner und erklärte seine Entscheidung auf der Pressekonferenz nach der Begegnung so: "Das zentrale Mittelfeld war stark, auch Gartner auf der linken Seite. Er hat seine Aufgabe sehr gut gelöst, gute Situationen inszeniert. Ich habe Sobottka erst am Morgen informiert, dass er auf der Bank beginnt, so lange war ich unschlüssig. Der Grund für meine Entscheidung war, dass Oliver Fink sich zentral derzeit sehr wohl fühlt, und Gartner kann links auch gut spielen."

Allerdings kommt der Österreicher in dieser Saison auf gerade einmal 633 mehrheitlich durchwachsene Spielminuten. Sobottka dagegen hat sich zum Leitwolf, Vorkämpfer und Torschützen entwickelt. Beim 2:2 gegen Union Berlin fehlte der frühere Schalker gesperrt. Gartner spielte äußerst unauffällig, musste nach 58 Minuten beim Stand von 0:2 für Jerome Kiesewetter weichen. Die Frage, ob er wieder auf die Ersatzbank muss, stellte sich also eigentlich nicht. Die Fortuna-Anhänger warteten geschlossen auf die Sobottka-Rückkehr. Doch Funkel, nicht dafür bekannt, allzu häufig die Rotationsmaschine anzuwerfen, blieb bei der Berlin-Elf.

"Das sieht mir alles sehr rechtslastig aus", kommentierte eine Twitter-Userin vor der Begegnung. Top-Scorer Ihlas Bebou lief dort auf. Tatsächlich war zu erwarten, dass vor allem der togolesische Nationalspieler wirbeln würde. Alarm machte schließlich aber die linke Seite. Wie im Training spielte sich Fortuna in Halbzeit eins das Leder zu. Lukas Schmitz wetzte über die linke Außenbahn, Gartner verteilte die Bälle. Die Düsseldorfer hätten zur Pause höher führen müssen, aber Fink rutschte beispielsweise ein Schmitz-Zuspiel an die Latte (41.).

Gartner überzeugt mit Ballsicherheit und Kreativität

"Ich sehe mich auf der Halbposition vor Adam Bodzek als kreativer Spieler, der auch mal einen Ball durchstecken kann", erklärte Gartner in der Winterpause: "Ich konzentriere mich auf den Verein und will in der Rückrunde so viele Spiele wie möglich machen." Der Auftritt in Dresden war sein neunter in der zweiten Halbserie — nur gegen Karlsruhe, 1860 München und Bielefeld reichte es nicht für Minuten. Tatsächlich dürfte die Kreativität und Variabilität des Österreichers den Ausschlag gegeben haben.

Eine verpatzte Szene wird ihm allerdings in Erinnerung bleiben: Nach 58 Minuten lief er einen Konter, schoss aber aus 40 Metern auf das Tor, statt die Chance auszuspielen. "Es hätte vielleicht noch ein Tor werden können, aber ich habe den Ball da extrem schlecht getroffen. Das Ergebnis ist sehr enttäuschend, das Spiel war richtig gut — wir müssen aber kaltschnäuziger werden, dann hätten wir die drei Punkte mitgenommen", sagte der Österreicher, der mit der Leistung der Mannschaft zufrieden war, auch wenn es am Ende nur zu einem 1:1 reichte: "Wir haben uns etwas zugetraut, haben nach vorne ein gutes Spiel mit vielen Ballstationen gemacht — ärgerlich, dass wir die daraus entstandenen Chancen nicht reingemacht haben."

Funkel kommentierte den Gartner-Fernschuss, also den Rückpass zum Dresdner Torwart Marvin Schwäbe, so: "Er sieht viele Dinge gut — leider nicht, dass Kaan Ayhan völlig frei war, als er stattdessen versuchte, von weit weg aufs leere Tor zu schießen." Ansonsten war die Leistung des 23-Jährigen einwandfrei. Von uns gab's für den Auftritt eine 2-.

Bis zum 30. Juni 2017 hat Gartner noch einen Vertrag bei den Flingernern. In der Form des Dresden-Spiels hätte man in Zukunft definitiv eine Verwendung für ihn.

(jado)
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