Fortuna Düsseldorf Die Spitzenwerte der Fortunen

Düsseldorf · Was haben Axel Bellinghausen, Jonathan Tah, Michael Rensing, Michael Liendl, Charlison Benschop und Timm Golley gemeinsam? Sie alle haben für einen Spitzenwert in den ersten 19 Spieltagen der aktuellen Saison gesorgt.

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Marktwerte der Profis
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Das sind die Marktwerte der Fortuna-Profis

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Foto: Falk Janning/Transfermarkt.de

Zu Beginn der Saison 2014/2015 wusste Axel Bellinghausen nicht einmal, ob er jemals wieder als Profi ein Fußballspiel würde bestreiten können. Zunächst zwei hartnäckige Oberschenkelverletzungen, aber vor allem ein exorbitanter Knorpelschaden im Knie hätten durchaus das Karriereende des Mittelfeldspielers bedeuten können. Doch der 31-jährige Kämpfer wäre nicht er selbst, wenn er sich nicht mit unbändigem Willen und Selbstdisziplin zurück in das Team gefightet hätte. "Nach diesen Verletzungen sehe ich den Fußball ganz anders, ich genieße jedes Spiel, das ich gesund auf dem Platz stehen darf" — so gibt der Rückkehrer einen kleinen Einblick in sein Gefühlsleben.

Als sich der Routinier im Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue eindrucksvoll in der Mannschaft zurückgemeldet hatte, startet er gemeinsam mit dem Team eine beeindruckende Serie. Immer getrieben von seiner Energie und unbändigem kämpferischen Einsatz. Seine Spielweise hat sich bald in der Liga herumgesprochen, und so blieb es nicht aus, dass Mittel gefunden werden mussten, dieses Energiebündel auf der linken Seite zu stoppen. Weil schließlich am Ende seiner unwiderstehlichen Sprints oft eine gezielte Flanke (86 Prozent Erfolgsquote!) folgte, war allzu häufig das letzte Mittel ein Foul. Insgesamt 34 Mal wurde der Flügelflitzer unsanft vom Gegner gebremst — deutlich häufiger als zum Beispiel der Stürmer Joel Pohjanpalo, der lediglich ganze vier Mal gefoult wurde. Nicht einmal die Bayern-Stars aus der Bundesliga wurden so oft von den Beinen geholt wie Axel Bellinghausen — Thomas Müller wurde 19 Mal gefoult, Xabi Alonso 23 Mal.

Offiziell steht immer noch die Aussage von Trainer Oliver Reck aus dem Sommertrainingslager in Maria Alm: "Es gibt keine klare Nummer eins im Tor", sagte er dort im Mannschaftshotel. Der Verlauf der bisherigen Saison spricht allerdings eine andere Sprache, von einer Ausnahme in Kaiserslautern einmal abgesehen, stand immer Michael Rensing im Fortuna-Tor, sofern er nicht verletzt war. Auch zum Rückrundenauftakt am 8. Februar in Karlsruhe scheint der 30-Jährige nach überstandener Rückenverletzung erneut die Nase leicht vorne zu haben. Zu Recht, wenn man die Ergebnisse des Halbjahreszeugnisses der Rheinischen Post und die Statistiken der DFL zu Grunde legt.

Sergio Pinto absolviert individuelles Training
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Sergio Pinto absolviert individuelles Training

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Der Torhüter schneidet bei unserer Notenvergabe am besten ab, erreicht bei zwölf Einsätzen einen Schnitt von 2,4 — wobei einmal die Bestnote 1 (in Aue) vergeben wurde und einmal, für das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig, die Note 2+. Für diesen äußerst guten Durchschnittswert stand der Ex-Münchner genau 1080 Spielminuten zwischen den Pfosten und hielt dabei die stolze Zahl von 41 Torschüssen — das bedeutet: 79 Prozent aller Schüsse auf sein Tor hält der Schlussmann fest. Ihm werden vier Glanzparaden bestätigt, fünf abgefangene Flanken bescheinigt, sowie vier heruntergefischte Eckstöße.

Trotz eigener, guter Leistungen vergisst Michael Rensing aber nie seine beiden Mitkonkurrenten, wenn er sagt: "Wir sind drei fast gleichwertige Torhüter, wobei jeder dem anderen im Training hilft, noch besser zu werden." Dass das nicht nur brave Artigkeiten sind, bestätigen die beiden anderen Keeper auch immer wieder. Lars Unnerstall und Robin Heller hauen in die gleiche positive Kerbe.

Jonathan Tah hat bis auf ganz wenige Ausnahmen eine bärenstarke Hinrunde als Innenverteidiger bei der Fortuna hingelegt. Als er im Sommer als Leihgabe vom Hamburger SV an den Rhein gewechselt war, war das sicher nicht in diesem Maße abzusehen. Der 18-Jährige hatte zwar alle Junioren-Nationalmannschaften des DFB durchlaufen, in der U17 war er sogar der Kapitän, aber nur wenige hatten einen derart gelungenen Einstand erwartet. Durch seine guten Leistungen bekam der junge Mann die Spielpraxis, die sich der HSV erhofft hatte.

In der bisherigen Saison erwies sich der Hamburger mit ivorischen Wurzeln als zweikampfstärkster Spieler der Düsseldorfer. Insgesamt gewann er 67 Prozent seiner Zweikämpfe, in der Luft kommt der kopfballstarke Innenverteidiger sogar auf stolze 73 Prozent und am Boden immer noch auf 64 Prozent. Doch das ist noch nicht alles, was das Abwehrtalent auszeichnet: Seine Pässe aus dem Spiel kommen zu 84 Prozent an den eigenen Mitspieler — ein absoluter Spitzenwert.

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Das ist das Halbjahreszeugnis der Fortunen

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Für sein jugendliches Alter agiert "Jona" sehr abgeklärt, lässt sich so gut wie nie aus der Ruhe bringen. "Das entspricht eben meinem Charakter, so bin ich auch in meinem privaten Leben" — so erklärt er seine gelassene und durchdachte Spielweise. Die Leihgabe des HSV fühlt sich in der Mannschaft sehr gut aufgenommen und hervorragend gefördert. Er hat deshalb einen großen Wunsch: Er möchte den Jungs und dem Verein zu seinem Abschied den Aufstieg als Geschenk hinterlassen. "Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen", sagte der Abwehrriese noch kürzlich im spanischen Trainingslager. Nur eines möchte er auf gar keinen Fall: Eine mögliche Relegation gegen seinen Heimatverein spielen zu müssen.

Wenn man den Spieler Michael Liendl beschreiben möchte, darf man sich getrost einiger Attribute bedienen, die nur den wirklich Guten der Branche zustehen. Seine Qualitäten hat der Mittelfeldspieler ganz sicher in der Spielgestaltung, er ist ein "Zehner" der alten Schule. Er beherrscht das Passspiel, findet mit gutem Auge häufiger als andere seine Mitspieler. Er ist ein Stratege, der gerne hinter den Spitzen die Fäden zieht. Das klappte zu Beginn seines Engagements bei Fortuna Düsseldorf fast auf Anhieb, inzwischen schien nach vielen erfolgreichen Wochen vorübergehend etwas Sand in das Getriebe gekommen zu sein — dennoch blieb der Österreicher eine der Korsettstangen von Trainer Oliver Reck.

Der 29-jährige Familienvater ist der Marathonmann des Zweitligisten, spult pro Spiel stolze 10,67 Kilometer auf dem Rasen ab, insgesamt in dieser Saison bereits 202,89 Kilometer. 71 Ballkontakte (total 1348 Ballbesitzphasen), sowie 53 Pässe pro Begegnung (insgesamt 1014) weist die Statistik des österreichischen Nationalspielers aus. Wie es sich für einen Spielgestalter seiner Klasse gehört, kommen 76 Prozent seiner Pässe auch da an, wo sie hin sollen. Doch im Wintertrainingslager musste Cheftrainer Oliver Reck seine Korsettstange einmal zum Gespräch unter vier Augen bitten — seine Pässe kamen nicht mehr an, die Freistöße waren alles andere als gezielt. Michael Liendl bleibt aber optimistisch. "Der Urlaub in der Pause hat gut getan, die Akkus sind wieder voll aufgeladen", sagt er heute. Wenn auch noch nicht ganz auf dem gewohnten Niveau — die Tendenz zeigt bei Fortunas Regisseur dennoch nach oben.

Eines kann Charlison Benschop, bevorzugt Charlie genannt, ganz und gar nicht gut vertragen: Unverletzt auf der Bank zuschauen zu müssen, wie ein anderer auf seiner Position spielt. Da verliert er schon einmal das ansonsten ewig sonnige Lachen auf dem Gesicht. Ansonsten ist der Sonnyboy durch nichts aus der Ruhe zu bringen, betritt fast immer mit einem Lied auf den Lippen, freundlich jedem einzelnen Fan zublinzelnd, den Rasen des Trainingsgeländes im Arena-Sportpark.

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Offensichtlich ein Erfolgsrezept, denn mit zehn Treffern bei 18 Einsätzen (davon 15 in der Startelf) führt er die interne Torschützenliste der Fortuna an — das bedeutet gleichzeitig Platz zwei in der Zweitligastatistik aller Klubs. Unter seinen Teamkollegen kann niemand außer Joel Pohjanpalo, der es auf bisher acht Treffer brachte, dem Niederländer in dieser Beziehung das Wasser reichen. 33 Versuche in 1345 Spielminuten benötigte Benschop hierfür, dazu gab er noch drei Torvorlagen — und das, obwohl er ähnlich oft (32 Mal) von den Beinen geholt wird wie "Der Meistgefoulte" Axel Bellinghausen. Seine Pässe kommen in 72 Prozent aller Fälle an.

Eigentlich wurde der Curacao-Niederländer als lupenreiner Stürmer von Stade Brest an den Rhein geholt, musste aber aus taktischen Gründen oft hinter der Spitze spielen, zeitweise sogar als "Zehner" agieren. In welcher Aufgabe aber auch immer: Der 25-Jährige hat bewiesen, dass er aus jeder Position heraus Tore erzielen kann. "Ich bin ein Gewinnertyp, will immer spielen und möglichst viele Tore machen", beschreibt Charlison Benschop sich selbst sehr zutreffend.

Als Timm Golley im Sommer 2012 aus Wesel-Lackhausen zur Fortuna wechselte, war er eigentlich für das Regionalliga-Team von Trainer Taskin Aksoy vorgesehen. Durch viele Langzeitverletzungen im Profiteam des damaligen Trainers Norbert Meier rückte der gebürtige Dinslakener aber schnell in die erste Mannschaft auf und konnte im Training gut mithalten.

Seine Einsatzzeiten in Zweitligaspielen blieben indes überschaubar. In der Vorsaison brachte es der ehemalige Oberliga-Spieler nur auf acht Einsätze (drei Starteinsätze / fünf Wechsel) und absolvierte insgesamt 371 Spielminuten. In der laufenden Saison wurde es noch deutlich weniger: Zwei Einsätze (drei Minuten gegen Ingolstadt und fünf Minuten gegen Union Berlin) — das war der Minusrekord aller in der Hinserie aktiven Fortunen. So lag es dann nahe, dass sowohl der Verein als auch der Spieler überlegen mussten, wie der Stürmer zu mehr Einsatzzeiten kommen könnte. Seine Chancen bei der Fortuna wurden noch deutlich geringer, als auch noch in Ihlas Bebou ein viel versprechendes Talent nach einjähriger Verletzungspause als Konkurrent im bereits überdurchschnittlich gut besetzten Düsseldorfer Sturm zurückkehrte. Obwohl Trainer Oliver Reck Timm Golley als einen Offensivakteur mit überraschenden Aktionen sehr schätzt, wurde der Blondschopf in der Winterpause an den Ligakonkurrenten FSV Frankfurt ausgeliehen — eine "win-win-Situation" für alle, wie Fortunas Sportvorstand Helmut Schulte es ausdrückte.

(jol)
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