Fortuna Düsseldorf Duell der Überraschungs-Teams

Düsseldorf · Die Kickers sind Würzburgs ganzer Stolz. Der Aufsteiger hat sich mit Malocherfußball ins Mittelfeld der 2. Bundesliga gearbeitet. Am Sonntag (13.30 Uhr/Live-Ticker) muss Fortuna beim Klub der Namenlosen ran. Die Teams sind sich ähnlicher als man denkt.

 Trainer Bernd Hollerbach zeigt bei den Würzburger Kickers, wo es lang geht.

Trainer Bernd Hollerbach zeigt bei den Würzburger Kickers, wo es lang geht.

Foto: dpa, dka

Die Würzburger Kickers haben eine märchenhafte Reise hinter sich. Vor 15 Jahren war der Klub zahlungsunfähig, dümpelte in der Bezirksliga vor sich hin. Dann ging es Schritt für Schritt nach oben, Finanzspritzen inklusive. Das Stadion, in dem die Fortuna am Sonntag spielen wird, heißt jetzt "Flyeralarm Arena" und fasst 13.100 Zuschauer — Im Schnitt gucken sich 11.207 Fans die Spiele an. Fast immer eine nahezu volle Hütte also, für Zweitliga-Verhältnisse ist das Zuschaueraufkommen dennoch beschaulich. Gemütlich wird es für die Gäste wohl trotzdem nicht.

Kickers steigen in fünf Jahren viermal auf

Der Durchmarsch der Würzburger erinnert an RB Leipzig und die TSG Hoffenheim. Doch das Tempo der Bayern ist noch ein bisschen rasanter. Von 2011 an ging es von der Landesliga in die 2. Bundesliga — vier Aufstiege in fünf Jahren. Im Sommer schalteten die Unterfranken den MSV Duisburg in der Relegation aus (2:0, 2:1). Zum Vergleich: Der aktuelle Tabellenführer der Bundesliga aus Sachsen brauchte sieben Jahre für vier Aufstiege. Kleine Randnotiz: Fortuna schaffte einen Durchmarsch in die Bundesliga 1995.

Bernd Hollerbach, seit Juli 2014 in Amt und Würden bei den Rothosen, hat eine konkurrenzfähige Mannschaft in die 2. Bundesliga geführt, die die Außenseiterrolle längst abgegeben hat. "Wir dürfen alle nicht vergessen, wo wir herkommen", betont der Trainer zwar immer wieder, um die Erwartungen zu dämpfen. Dass das 1:1 gegen Mitaufsteiger Erzgebirge Aue am 14. Spieltag von einigen Spielern schon als Rückschlag wahrgenommen wurde, zeigt aber, dass das Selbstbewusstein in Unterfranken noch einmal gewachsen ist. Auch der berühmteste Sohn der Stadt, Basketballer Dirk Nowitzki, fiebert mit den Fußballern.

Der gelernte Metzger und Ex-Profi Hollerbach — Spitzname "Holleraxt", weil er als humorloser Abwehrspieler gerne mal die Sense auspackte — hat mit den leidenschaftlichen Kickers schon 22 Punkte gesammelt. Das reicht momentan für Platz acht, nur ein Sieg von Relegationsrang drei entfernt. Düsseldorf hat als Sechser einen Zähler mehr auf dem Konto, ein Tor mehr geschossen und eins weniger kassiert (20:14).

Der Fußball von Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel funktioniert ähnlich defensiv. Beide Mannschaften haben die Spielweise dem Saisonziel angepasst: dem Nicht-Abstieg. Doch von dem wird in beiden Städten längst nicht mehr gesprochen. Anscheinend kann es in einer mit Kloppertruppen gespickten Liga für mehr reichen. Die Überraschungsteams punkten mit erfahrenen Spielern: Fortunas Altersschnitt der eingesetzten Spieler liegt bei 26,6, der der Kickers bei 27 Jahren.

Fortuna verliert 2014 ein bitteres Pokalspiel

Die Mannschaften haben nicht nur dieselben Vereinsfarben oder Ziele, sondern auch eine gemeinsame Vergangenheit. Viele dürften sich erinnern, vor rund zwei Jahren verpassten die Würzburger den Rheinländern eine sportliche Ohrfeige: in der ersten Pokalrunde, August 2014. Steven Lewerenz schoss den damaligen Regionalligisten nach 114 Minuten mit einem abgefälschten Freistoß zum 3:2-Sieg. Die mitgereisten Fortuna-Fans ärgerten sich dermaßen über die Schmach, dass sie beinahe den Platz gestürmt hätten. Glücklicherweise ist Lewerenz mittlerweile nicht mehr in Würzburg, sondern in Kiel.

Die Bilanz zwischen Fortuna und den Kickers ist ausgeglichen, weil sich die Flingerner 1980 in der zweiten Runde des DFB-Pokals 2:0 durchsetzen konnten. Thomas Allofs und Amand Theis erzielten die Tore. In der Liga trafen die Klubs noch nie aufeinander. Bis jetzt.

(jado)
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