Fortuna Düsseldorf Ein Derby weniger, ein Angstgegner mehr

Düsseldorf · Der MSV Duisburg macht in der 2. Bundesliga Platz für die Würzburger Kickers. Für einen Verein, der 2002 in der Bezirksliga spielte, bevor er auf eine märchenhafte Reise ging. Zwischenstation: Der Sieg im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf.

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Duisburg - Fortuna

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Foto: Falk Janning

Fortuna war die Lachnummer der ersten Pokalrunde. Die Leistung im August 2014 sei "vereinsschädigend", "peinlich", "desaströs" und "hilflos" gewesen, schrieben Fans damals im Netz. Steven Lewerenz schoss den Regionalligisten nach 114 Minuten mit einem abgefälschten Freistoß zum 3:2-Erfolg. Und die Düsseldorfer Fans ärgerten sich dermaßen über das krumme Ding und das Unvermögen ihrer Elf, dass sie fast noch den Platz gestürmt hätten. "Peinlich" traf es also ganz gut. Die Partie war allerdings wirklich nur mit viel Schnaps zu ertragen.

Die Erinnerungen an das Dallenbergstadion tun dem einen oder anderen Fortunen sicher weh. Doch wenigstens besteht bald gleich in zwei Spielen die Möglichkeit, Wiedergutmachung zu betreiben. Die Kickers haben den Durchmarsch in die 2. Bundesliga geschafft. Und Steven Lewerenz ist nicht dabei, weil er im vergangenen Sommer zu Holstein Kiel wechselte. Christopher Bieber, Doppelpacker beim Pokal-Sieg gegen Düsseldorf, hat sich Rot-Weiß Erfurt angeschlossen. Dumm nur: In Würzburg können noch ein paar andere Jungs ganz passabel kicken. Siehe: die Duisburg-Spiele.

Mit 2:0 und 2:1 schalteten die Unterfranken den MSV in der Relegation aus, kehrten nach 38 Jahren vor allem dank einer gut sortierten Abwehr ins Fußball-Unterhaus zurück. Und die Fortuna-Fans, die teils sogar ins Nachbar-Stadion gepilgert waren, um die "Zebras" zu unterstützen, trauern dem "Straßenbahn-Derby" hinterher. Etwa 340 Kilometer sind es bis nach Würzburg. Immerhin: Auch dort kann man die letzten Meter mit der Straßenbahn fahren. Dass sich die Freude über den Neuling bei den Düsseldorfern in Grenzen hält, zeigen Twitter-User, die den Kickers schon den in Ungnade gefallenen Fortuna-Angreifer Didier Ya Konan anbieten.

Unwahrscheinlich, dass man den mäßig erfolgreichen Stürmer Würzburg-Trainer Bernd Hollerbach unterjubeln kann. Einem kernigen Coach, der bei den Rothosen bisher vieles richtig gemacht hat. Vor 15 Jahren war der Klub zahlungsunfähig, stürzte in die Bezirksliga ab. Nur hartgesottene Fans besuchten die Spiele in der Provinz. Peu à peu kämpfte sich die Kickers nach oben. Finanzspritzen halfen. Das Stadion heißt mittlerweile "Flyeralarm-Arena". Unschön, ja, aber wichtig für den sportlichen Aufstieg. Also können die Anhänger damit leben.

Hollerbach übernahm den Regionalligisten im Juli 2014. Der gelernte Metzger, Architekt des Fußballwunders, stammt aus der Gegend. Er hat bei den Kickers gespielt, bevor sein Weg in die Bundesliga führte. Spitzname: "Holleraxt", weil er mit den Gegenspielern nicht gerade zimperlich umging. Mit dem VfL Wolfsburg wurde er 2009 Deutscher Meister, als Co-Trainer von Felix Magath. Er habe viel vom ihm gelernt, sagte Hollerbach einmal 11Freunde. "Disziplin, Ordnung und Dinge über die körperliche Fitness." Man denkt unweigerlich an Medizinbälle.

Das Projekt "3x3 — In drei Jahren in die Dritte Liga" setzte Hollerbach überpünktlich um. Dann ging das Märchen weiter. Und da die aus dem Dornröschenschlaf geweckten Würzburger bisher jede Hürde genommen haben, braucht es auch noch keine für Märchen so stereotype Schlussformel. So ein Durchmarsch gelang bisher nur RB Leipzig. Auch der gebürtige Würzburger NBA-Basketballer Dirk Nowitzki wird sich verwundert die Augen gerieben haben.

"Heute sitze ich hier als der Glückliche", sagte Hollerbach am Dienstag in der Pressekonferenz nach dem Relegations-Erfolg, benutzte Adjektive wie "speziell" und "unglaublich". Hollerbach ist froh, dem Verein etwas zurückgeben zu können. "Der Trainer hat uns immer vermittelt, dass wir dafür belohnt werden, wenn wir Woche für Woche hart arbeiten. Das hat uns selbstgewusst gemacht", sagte Verteidiger Clemens Schoppenhauer. Selbstbewusst sind auch die Fans, die natürlich vor Freude ausrasteten. In der Stadt, im Stadion und bei Twitter: "Next Stop: 2. Bundesliga".

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