Fortuna Düsseldorf Ein Riss geht durch Fortuna

Düsseldorf · Der Aufsichtsrat ist gespalten, der Vorstand ohne Vorsitzenden, die Mannschaft steht im Keller der zweiten Fußball-Bundesliga. Finanzchef Paul Jäger traut sich die Führungsrolle zu und übt Kritik am Aufsichtsrat.

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Paul Jäger wäre um ein Haar schon einmal Vorstandsvorsitzender der Fortuna geworden. Vor zwei Jahren war es quasi beschlossene Sache, dass der Finanzvorstand die Führung übernehmen soll. Doch dann äußerte Jäger nach der Niederlage in Aalen eine seiner Ideen öffentlich. Er wollte die sofortige Trennung von Trainer Mike Büskens und Norbert Meier zurück holen. "Hätte ich die Klappe gehalten, wäre ich damals Vorstandsvorsitzender gewesen", sagt er rückblickend.

In diesen Tagen steht der damalige Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf noch weitaus schlechter da. Die sportliche Talfahrt hält unvermindert an und hat die Mannschaft auf den drittletzten Platz der zweiten Liga abrutschen lassen. Vom Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall, der schließlich statt Jäger vom Aufsichtsrat berufen wurde, hat sich der Verein vor einer Woche getrennt, so dass dem Gremium nur noch Paul Jäger und Sven Mühlenbeck angehören. Der Aufsichtsrat ist zwar vollzählig, aber teilweise fehlbesetzt und führungslos. "Das hängt damit zusammen, dass im Aufsichtsrat sehr unterschiedliche Ansichten vorherrschen", sagt Paul Jäger. So ist der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Kronenberg ein Kompromisskandidat, der sich lediglich als Sprecher des Gremiums, nicht aber als dessen Führungspersönlichkeit versteht.

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Foto: Falk Janning/Transfermarkt.de

Der Aufsichtsrat mit seinen unterschiedlichen Strömungen muss aber einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen und bestellen. Paul Jäger hat bis jetzt immer bestritten, das Amt anzustreben. "Grundsätzlich glaube ich nicht, dass ich ein Mann für die erste Reihe bin", sagt er, lässt sich aber ein Hintertürchen offen: "Natürlich, wenn ich spüren würde, dass alle neun Aufsichtsräte und die Mitglieder mehrheitlich dafür wären, würde ich es machen. Dann würde ich es mir zutrauen und ich würde es auch gut machen."

Jäger ist lang genug dabei, er weiß zu taktieren. Doch jetzt sieht er den Moment gekommen, um sich zu positionieren. "Ich stelle mich hinten an", sagt er bescheiden, um sogleich die Werbetrommel für sich zu rühren. "Aber ich bin 26 Jahre dabei und verfüge über ein großes Netzwerk. Da habe ich natürlich eine ganze Menge Wissen und Erfahrung gesammelt." Nur Karl Hopfner vom FC Bayern München ist länger dabei. An Jäger kommt keiner vorbei. Selbstbewusst und herausfordernd sagt er über mögliche andere Kandidaten: "Es muss ein starker Vorstandsvorsitzender sein, sonst würde ich in der Tat darüber nachdenken, es lieber selbst zu machen." Jäger lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er sich für die eigentliche Nummer eins hält. Ohne ihn läuft nichts, gegen ihn schon mal gar nichts. Deshalb schreibt er den Aufsichtsräten ins Stammbuch: "Ich würde mir wünschen, dass sie eine Personalie, wie die Berufung eines neuen Vorstandes, mit mir und Sven Mühlenbeck absprechen, dass sie uns mitnehmen." Aber er äußert nicht nur diesen Wunsch, sondern hat auch klare Erwartungen an das höchste Gremium: "Ich erwarte von allen Beteiligten, dass Eigeninteressen zurückgesteckt werden und das, was in den Gremien gesagt wird, im Raum bleibt."

Vom Wahlausschuss fordert Jäger eine solidere Auswahl der Kandidaten für den Aufsichtsrat. "Wir haben gute Leute im Verein, zum Beispiel unter den 200 Mitgliedern im Klub 95, der immerhin 1,5 Millionen Euro gibt, könnte zum Beispiel ein Aufsichtsrat kommen."

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Foto: dpa/David Inderlied

Bei aller Kritik an den Führungsgremien des Vereins kommt ausgerechnet die sportliche Leitung gut weg. "Ich stehe zu einhundert Prozent dahinter, ich zweifle nicht einmal ansatzweise", sagt Jäger. "Wir sind mit Frank Kramer und Peter Hermann so gut aufgestellt wie nie. Ich habe in 26 Jahren eine solche Intensität im Training nie erlebt."

Jäger ist bereit. Vor zwei Jahren kostete ihn die Kritik am Trainer den Job. Diesmal die am Aufsichtsrat?

(ths)
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