Fortuna Düsseldorf Fassungslosigkeit über Fortuna

Düsseldorf · Die Leistung von Fortuna Düsseldorf beim 0:4 beim FC St. Pauli war noch nicht einmal zweitligareif. Der Auftritt gibt den Verantwortlichen Rätsel auf. Zweifel an der richtigen Berufsauffassung der Spieler sind angebracht. Einziger Lichtblick ist ihre Selbstkritik.

FC St. Pauli - Fortuna: Reaktionen
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Foto: dpa, dbo fdt

Seinen einzigen Sprint des Tages gewann Bruno Soares erst nach seiner Auswechslung - gegen zwei übergewichtige Journalisten gesetzteren Alters. Als er das Duo in den Schlussminuten der Zweitligapartie St. Pauli gegen Fortuna (4:0) durch die Glastür der Interviewzone kommen sah, sprang der brasilianische Innenverteidiger wie von der Tarantel gestochen von dem Klappstuhl auf, auf dem er die Fernsehübertragung des Spiels verfolgt hatte. Soares klemmte sich den Stuhl unter den Arm und rannte panisch Richtung Kabine davon, ließ sich auch nicht davon bremsen, dass die Journalisten ihm hinterherriefen, ihn gar nicht ansprechen zu wollen.

Es war beileibe nicht die einzige Slapstick-Nummer, die ein Düsseldorfer an diesem Abend abzog. Fortuna reihte so viele abenteuerliche Aussetzer aneinander, dass sich mancher Zuschauer regelrecht veräppelt vorkam. Wie beim 1:0 für die Hamburger, als Soares einen Rückpass mit einem solchen Karacho und noch dazu auf Kniehöhe zu Torhüter Michael Rensing zurückspielte, dass der beim besten Willen nicht mehr entscheidend klären konnte. Oder beim 2:0, als Jonathan Tah Rensing ohne Not einen Bodycheck verpasste, als der gerade eine Flanke abfing. Oder beim 3:0, als Tah von Paulis Waldemar Sobota weglief, so dass dieser wenige Meter vor dem Tor völlig blank stand. Entsprechend verliefen etliche Gespräche. Da sich Fortunas 2000 Anhänger zum Glück in Sarkasmus flüchteten statt zu allem Überfluss auch noch Krawalle zu inszenieren, standen später viele gemischte Fangruppen zusammen. Immer wieder hörte man dabei von Hamburger Seite Fragen wie: "Was war denn da bitte bei Euch los?" oder "Was war das denn? Wir dachten, wir seien hier die Trümmertruppe."

Wenn die Düsseldorfer Profis überhaupt etwas ehrte, dann war es die Selbstkritik - auch wenn sich dafür niemand mehr etwas kaufen konnte. "Es ist einfach alles scheiße gelaufen", sagte Julian Schauerte sichtlich fassungslos. "Es kann einfach nicht sein, wie wir uns hier präsentiert haben." Mittelfeld-Routinier Sergio Pinto schlug in die gleiche Kerbe. "Wir können uns für diesen Auftritt nur entschuldigen", meinte der Deutsch-Portugiese. "Es war ein gebrauchter Tag." Ob ein erfahrener Haudegen wie er denn nicht versucht habe, in der Pause die Kollegen mitzureißen, wurde Pinto gefragt. "Natürlich versucht man da, positiv auf die Mannschaft einzuwirken", antwortete er. "Das ist aber nicht so einfach, wie man sich das manchmal vorstellt. Schließlich hatte auch ich einen Katastrophen-Tag erwischt."

So wie die gesamte Mannschaft. "Man muss sich ganz anders gegenseitig helfen, da muss ein ganz anderer Zusammenhalt sichtbar sein", schimpfte Sportvorstand Helmut Schulte. Es hätte da freilich auch nicht geschadet, wenn die Verantwortlichen schon bei der Zusammenstellung des Kaders darauf geachtet hätten, dass es geeignete Führungsspieler gibt. Jetzt liegt das Kind im Brunnen, und nicht wenige Fortuna-Fans bekundeten, dass die Spieler nach dem Desaster zu Fuß den Heimweg antreten sollten. Bruno Soares hätte dann für die kleinen Laufpausen ja wenigstens einen Klappstuhl dabei gehabt.

(jol)
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