Fortuna Düsseldorf Fortunas fragwürdige Trainerdiskussion

Düsseldorf · Ausgerechnet kurz nach dem 3:2-Sieg in Nürnberg, aber noch vor der endgültigen Rettung des Zweitligisten vor dem drohenden Abstieg wird Trainer Friedhelm Funkel in Frage gestellt. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig gewählt.

Neuer Trainer des 1. FC Kaierslautern: Das ist Friedhelm Funkel
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Das ist Friedhelm Funkel

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Foto: dpa/Marius Becker

Bei Fortuna Düsseldorf war es schon immer ein bisschen anders als bei anderen Fußballklubs. Warum sollte es also im Abstiegskampf der Zweitliga-Saison 2016/17 nicht wieder skurril zugehen?

Da ist die Mannschaft nach einer bis tief in den Herbst hinein sehr ordentlichen Hinrunde scheinbar im gesicherten Mittelfeld, rutscht dann durch eine erschreckend schwache Heimbilanz doch noch in die gefährdete Zone. In dieser ganzen Zeit stärkt die Klubführung Chefcoach Friedhelm Funkel und seinem Trainerteam den Rücken. Doch kaum ist der Klassenerhalt nach dem 3:2 beim 1. FC Nürnberg nahezu in trockenen Tüchern, wird Funkels Position durch gezielte Indiskretionen geschwächt und eine schwungvolle Trainerdiskussion eröffnet. Der Zeitpunkt ist äußerst unpassend gewählt, da Fortuna vor dem letzten Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (Sonntag, 15.30 Uhr) eben noch nicht rechnerisch gerettet ist. Der Verein wäre also gut beraten, zumindest noch für eine Woche Ruhe zu bewahren.

Aber Funkel und die Mannschaft müssen sich nun auf den letzten wichtigen Schritt vorbereiten, während gleichzeitig über einen möglichen Nachfolger für die neue Saison diskutiert wird - obwohl der Vorstand um den Vorsitzenden Robert Schäfer Funkels Vertrag erst Ende Oktober bis 2018 verlängert hat.

Nun darf man natürlich darüber diskutieren, ob diese Entscheidung die richtige war. Fortuna hat seit dem 4:0 gegen Bielefeld am 21. Oktober nicht mehr in der eigenen Arena gewonnen - kurz nach dieser Partie erfolgte übrigens die Vertragsverlängerung. Manch einem passt auch die eher defensiv orientierte Taktik des 63-Jährigen nicht, und in den sozialen Netzwerken fällt deshalb mitunter das böse Wort "Steinzeit-Taktik". Zudem kommen häufig Vorwürfe, der Trainer fördere junge Spieler nicht genug.

Nun kann man allerdings dagegenhalten, dass erst unter Funkel junge Profis wie Marcel Sobottka, Kaan Ayhan, Kevin Akpoguma und Robin Bormuth zu festen Größen in der Stammelf reiften, er zudem Ihlas Bebou aus einem Leistungsloch herausholte. Alle diese Spieler waren zu Saisonbeginn 22 Jahre und jünger. Die Heimschwäche ist ein klares Manko - dafür ist Fortuna Vierter der Auswärtstabelle. Und was die Taktik angeht: Wer Funkel verpflichtet, der weiß, was er bekommt. Will man ihm seinen Hang zum kompakten Spiel also jetzt plötzlich vorwerfen?

Der Vorstand trägt die Verantwortung für das sportliche Abschneiden. Deshalb hat er selbstredend das Recht, einen Trainer seiner Wahl zu benennen. Wenn dieser für die kommende Saison allerdings trotz des Klassenerhalts nicht Friedhelm Funkel heißen soll, dann muss das Gremium mit Robert Schäfer, Paul Jäger, Erich Rutemöller und Sven Mühlenbeck Farbe bekennen und sich nicht hinter angeblichen Forderungen aus dem Aufsichtsrat verstecken. Und es muss mit den Folgen leben, wenn der x-te Versuch mit wieder einem neuen Trainer zum x-ten Mal in die Binsen geht.

(jol)
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