Fortuna Düsseldorf Kramers Suche nach der richtigen Balance

Düsseldorf · Mal zu offensiv, mal zu defensiv: Es scheint fast so, als ob die Taktikumstellungen von Trainer Frank Kramer bei Fortuna Düsseldorf derzeit nur scheitern können. Was macht Hoffnung? Fast gar nichts.

1. FC Kaiserslautern - Fortuna: Einzelkritik
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  • Wie es war

Fortuna startete offensiv in die Saison: Kramer vertraute Michael Liendl, der mittlerweile zu 1860 München abgewandert ist, auf einer von zwei Sechser-Positionen. Vor Kramer war der Österreicher im offensiven Mittelfeld gesetzt gewesen. Zusammen mit Mathis Bolly, Sercan Sararer (Flügel) und der Doppelspitze bestehend aus Didier Ya Konan und Joel Pohjanpalo gingen die Düsseldorfer somit mit fünf gelernten Offensiven in die Partien.

Genauso verliefen dann auch die Spiele. Die Fortuna verzeichnete zahlreiche Torchancen, nutzte aber nur brutal wenige. Das Team zeigte gelungene Spielzüge, immer wieder kam es über die Flügel in Strafraumnähe — die Abnehmer wurden allerdings nur selten gefunden. Und wenn doch, dann blieben die Chancen meist ungenutzt.

Das noch viel größere Übel: In der Defensive brannte es aufgrund der offensiven Spielweise regelmäßig lichterloh. Zudem merkte man den Verteidigern die fehlende Spielpraxis im Verbund an, das Resultat waren individuelle Fehler, die wieder zu Chancen des Kontrahenten führten. Immerhin zeigten sowohl Michael Rensing in der Bundesliga als auch Lars Unnerstall (DFB-Pokal) starke Leistungen.

  1. Wie es ist

Kramer reagierte schon früh in der Saison. Er änderte die Formation in ein 4-2-3-1-System, die Doppel-Sechs wurde mit zwei Abräumern besetzt. Gegen Mannschaften, die mitspielten und auch den Weg nach vorne suchten, war das Spiel der Düsseldorfer ansehnlich. Die schnellen Außen Sararer und Bolly bzw. Ihlas Bebou brachten den Ball aus einer halbwegs sicheren Defensive schnell Richtung gegnerisches Tor, Didier Ya Konan zog allein mit seiner Präsenz den Fokus der Innenverteidiger auf sich.

1. FC Kaiserslautern - Fortuna: Reaktionen
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Die Kehrseite der Medaille: Das Spiel wurde zwar kompakter, aber auch statischer. Bei defensiv eingestellten Teams verpuffte das Tempo, Torchancen wurden weniger. Gegen den 1. FC Heidenheim, 1. FC Nürnberg, Karlsruher SC, SV Sandhausen und 1. FC Kaiserslautern agierten die die Düsseldorfer erschreckend harm- und ideenlos.

Und es wurde noch schlimmer: Anstatt einige torlose Unentschieden zu sammeln, verlor Kramers Team vier der fünf Spiele. Die Fortuna schaffte es nicht, die individuellen Fehler abzustellen.

  1. Was Hoffnung macht

Das ist der wohl traurigste Punkt: erschreckend wenig. Kramers Taktikumstellung ist sinnvoll. Auf die spielerischen Qualitäten in einer Krise zu setzen, ist riskant. Aus einer kompakten Defensive sich die Punkte zu erkämpfen ist die logische Konsequenz. Dafür zeigen die Fortunen aber bisher nicht die nötige Qualität. Immerhin hat diese Mannschaft bereits gezeigt, dass sie selbst Konkurrenz von der Tabellenspitze regelrecht an die Wand spielen kann. Allerdings passiert das immer nur über kurze Strecken, von Konstanz kann keine Rede sein.

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Hoffnung macht immerhin die baldige Wiederkehr der verletzten Bolly und Sararer. Insbesondere Letzterer kann mit seiner Qualität im Dribbling für die wichtigen Überraschungsmomente sorgen, die man bei der Fortuna nur selten sieht. Zudem scheint Kramer die passenden Spieler für die Defensive gefunden zu haben. Mit der Viererkette bestehend aus Julian Schauerte, Karim Haggui, Christian Strohdiek und Axel Bellinghausen und der Doppel-Sechs Julian Koch und Lukas Schmitz präsentierten sich die Fortunen souverän und zeigten in den Spielen gegen 1860 München und Bochum ihre besten Vorstellungen — selbst schwächelnd gegen den KSC hätte es fast zum Sieg gereicht. Bisher ist das allerdings nur Theorie: Gegen Sandhausen fehlte Schauerte, in Kaiserslautern Bellinghausen, der mit seinen Kämpferqualitäten der Mannschaft besonders in der aktuellen Situation ungemein weiterhelfen könnte.

Nach der jüngsten Pleite blieb Kramer also nichts anderes übrig, als sich erst einmal um Durchhalteparolen zu bemühen. "Wir müssen uns da freischwimmen. Aber das ist ein ganz schwerer, langer Weg", sagte der Coach. Dem lässt sich nicht widersprechen.

(cfk)
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