Fortuna Düsseldorf About Schmidt

Düsseldorf · Frank Schmidt trainiert seit fast zehn Jahren den 1. FC Heidenheim. Der 43-Jährige ist ein Mentalitätsmonster, ein Menschenfänger – und arbeitet mit den Schwaben an seinem vierten Aufstieg. Am Samstag (13 Uhr/Live-Ticker) geht's in Düsseldorf um Punkte.

 Fortunas Trainer Friedhelm Funkel (li.) mit Heidenheim-Coach Frank Schmidt.

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel (li.) mit Heidenheim-Coach Frank Schmidt.

Foto: dpa, tki fdt

Frank Schmidt trainiert seit fast zehn Jahren den 1. FC Heidenheim. Der 43-Jährige ist ein Mentalitätsmonster, ein Menschenfänger — und arbeitet mit den Schwaben an seinem vierten Aufstieg. Am Samstag (13 Uhr/Live-Ticker) geht's in Düsseldorf um Punkte.

Als seine Töchter vier und sieben Jahre alt waren, spielte Schmidt mit ihnen Mau-Mau. Er gewann viermal hintereinander. Als die Große anfing zu weinen, bekam er von seiner Frau den Ellenbogen in die Rippen. Und was machte Schmidt? Er holte sich den fünften und sechsten Sieg. "Wenn ich spiele, dann gibt's nichts zu verschenken", erklärt der Trainer — ein Mann, der wohl nie satt sein wird, weil der Hunger nach Erfolg einfach zu groß ist.

Schmidt steht immer unter Starkstrom

Schmidt erzählt die Anekdote in dem Dokumentarfilm "Trainer!" von Regisseur Aljoscha Pause, der drei Fußballlehrer bei der Arbeit begleitet: Frank Schmidt, André Schubert und Stefan Schmidt. Und der Heidenheimer, so wird schon nach wenigen Einstellungen klar, hat schon immer wie ein Trainer gedacht, schon als Spieler in Wien, Aachen oder Mannheim. Nur war es ganz und gar nicht beispiellos, wie der Abwehrmann in den 90er-Jahren über den Rasen wetzte, um es dann doch nie auch nur annähernd in die Bundesliga zu schaffen.

Was der Trainer Schmidt in Heidenheim aufgebaut hat, ist es hingegen schon. Seit knapp neuneinhalb Jahren steht der 43-Jährige an der Seitenlinie des Klubs, länger als jeder seiner Kollegen im deutschen Fußball-Unterhaus: immer unter Starkstrom, immer im Grenzbereich. Er hievte den Klub in einem Kraftakt von der fünften in die zweite Liga. Und jetzt, da schnuppert der 1. FC Heidenheim als Tabellenfünfter doch tatsächlich erneut am Aufstieg. Hätte Schmidt sich zu einer Laufbahn als Bänker entschieden — das stand wirklich zur Debatte — wären die Sparer topfit gewesen.

Er haut Floskeln raus, die jeder Kreisliga-Kicker kennt

"Wir gehen jetzt da raus, Männer — und rennen von der ersten Minute an um unser Leben. Dabei vergessen wir aber nicht die taktische Ausrichtung. Und wenn wir das machen, dann sind die drei Punkte unser", brüllt Schmidt in der Kabine. Als die Dokumentation 2012/13 in den Katakomben der Voith-Arena gedreht wurde, ging es um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Am Ende scheiterte die Truppe knapp, ein Jahr später klappte es mit dem Sprung nach oben.

Schmidt, unweit des Stadions geboren, poltert und haut Floskeln raus, die jeder Kreisliga-Kicker von SG Hackenberg bis Sparta Bilk kennt. Er spricht frei, verhaspelt sich nicht, liefert keine Show ab, nur weil die Kamera dabei ist. Der Coach kehrt sein Innerstes nach außen und verwandelt die Mannschaft innerhalb von Minuten. Zumindest glaubt der Zuschauer fest daran, wenn er solche Bilder sieht. Man selbst wäre jedenfalls blitzartig zum Krieger mutiert.

Heidenheim an der Brenz liegt eingeklemmt zwischen Ulm und Aalen in der schwäbischen Provinz. Das ist ganz weit draußen und trotzdem der Nabel der Welt für manch einen Fußball-Romantiker, der den solide gewachsenen Klub vergöttert. Der bodenständige Übungsleiter ist ein Mentalitätsmonster, ein Menschenfänger, der klopp-artig ausbrechen kann, seine Mannschaft motiviert, antreibt — und das zu immer neuen Höhen. Sechs Zähler fehlen den Heidenheimern aktuell zu Platz drei und Union Berlin. Damit der Kontakt nicht abreißt, müssen am Samstag drei Punkte in Düsseldorf her.

Karneval und Heidenheim — das funktionierte zuletzt ganz gut. Im vergangenen Jahr holten sich die Schwaben in der fünften Jahreszeit mit 1:0 die drei Punkte im Rheinland ab. Damals saß noch Marco Kurz auf der Fortuna-Bank, die elf Jungs auf dem Platz waren nur als Fußball-Profis verkleidet.

Nun steht Schmidt Friedhelm Funkel gegenüber. Einem Mann, der die Kohlen für seine Vereine schon aus dem Feuer geholt hat, als Schmidt noch ein Kind war. Anders als der Heidenheim-Coach ist Funkel die Ruhe selbst. Und das, obwohl die Fortuna gerade die Treppen zum Tabellenkeller herunterstolpert. Der Trainer sollte also schleunigst das Geländer zu packen kriegen — und dabei zur Not die Ellenbogen ausfahren.

(jado)
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