Fortuna Düsseldorf Funkel: "Ich bin bereit für Fortuna"

Düsseldorf · Alles deutet darauf hin, dass Fortuna Düsseldorf heute Trainer Frank Kramer beurlaubt. Erst danach könnte sich Friedhelm Funkel Gespräche über den Job vorstellen, weil er seinen Kollegen sehr schätzt.

Am Montag um 15 Uhr geht beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf nach einem trainingsfreien Sonntag die Arbeit weiter. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Chefcoach Frank Kramer die Einheit noch leiten wird, geht gegen null. <u>Wie unsere Redaktion erfuhr, soll der 43-Jährige heute Mittag über seine Beurlaubung informiert werden</u>.

Zwar hat der kommissarische Vorsitzende Paul Jäger am Freitagabend nach dem überaus enttäuschenden 1:1 gegen Schlusslicht MSV Duisburg gesagt: "<u>Ich gehe davon aus, dass Frank Kramer im Spiel beim FSV Frankfurt auf der Bank sitzt.</u>" Doch schon sein Zusatz, dass es am Wochenende einige Gespräche gebe, ließ starke Zweifel zu. Diese Zweifel haben Fortunas Profis, die Kramer in ihrer Mehrheit doch so gern behalten hätten, selbst gesät. Sie zeigten gegen die schwachen Duisburger erst nach der Pause das Engagement, das von Anfang nötig gewesen wäre. Selbst dann zeigten sie jedoch so große spielerische Defizite, dass der Glaube an eine nachhaltige Verbesserung der Tabellensituation schwer fällt.

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Foto: dpa/Marius Becker

Am liebsten würde die Klubführung Kramer zwar immer noch nicht entlassen, weil mit ihm der im Sommer groß angekündigte neue Weg Fortunas komplett gescheitert wäre und der Verein wieder einmal ganz von vorn beginnen müsste. Die Realitäten zwingen Vorstand und Aufsichtsrat jedoch zum Handeln, denn ein Absturz in die dritte Liga darf keinesfalls riskiert werden.

Die wahrscheinlichste Möglichkeit ist nun eine Art "Hoffenheimer Modell". Der Bundesligist aus dem Kraichgau will bis zum Saisonende mit Altmeister Huub Stevens als "Feuerwehrmann" aus der Krise kommen, setzt dann ab Juli 2016 auf Nachwuchstrainer Julian Nagelsmann. Bei Fortuna könnte der neue Mann ab nächstem Sommer Horst Steffen sein, denn der war schon vor Kramers Verpflichtung ein ernsthafter Kandidat in Düsseldorf, wollte aber damals seinen Vertrag bei den Stuttgarter Kickers erfüllen - die ihn inzwischen gefeuert haben.

Stevens' Rolle in der Fortuna-Version des Hoffenheimer Modells könnte nach Informationen unserer Redaktion Friedhelm Funkel übernehmen. Der frühere Profi von Bayer Uerdingen verfügt über reichlich Trainererfahrung, machte sich unter anderem bei Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln gerade in Drucksituationen einen Namen. "Noch hat niemand von Fortuna mit mir gesprochen", sagt der 61-Jährige auf Anfrage. "Ich habe ein hervorragendes Verhältnis zu Frank Kramer, habe mich erst neulich auf der Tribüne in Bochum sehr gut mit ihm unterhalten. Da versteht es sich von selbst, dass ich mich nicht bei Fortuna-Spielen herumdrücke und um seinen Posten bewerbe."

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Foto: Wolff

Aber wenn die Düsseldorfer Kramer erst beurlauben und dann auf ihn zukommen? "Wenn ein Trainer derzeit ohne Beschäftigung ist, dann will er wieder arbeiten", gibt Funkel zu. "Fortunas Kader hat eine Qualität, die mehr zulässt als den vorletzten Tabellenplatz. Manchmal läuft es einfach nicht, so ist unser Geschäft. Ich bin bereit, würde dann mit Fortuna sprechen."

Funkel ist der Favorit für die Rolle des Feuerwehrmanns, er ist aber nicht der einzige Kandidat. Auch Jos Luhukay ist wieder im Rennen, der vor ein paar Wochen noch abgewinkt hatte, als er mit den Düsseldorfern in Verbindung gebracht wurde. Seinerzeit hieß es noch, dass der Niederländer ausschließlich an einem Engagement in der ersten Liga interessiert sei. Inzwischen soll Luhukay seine Meinung geändert haben - womöglich, weil sein früherer Klub FC Augsburg mit dessen Coach Markus Weinzierl in die Erfolgsspur zurückzukehren scheint. Zudem fällt wie schon im vergangenen Sommer der Name von Jens Keller, der seit seiner Beurlaubung bei Schalke 04 noch ohne neuen Arbeitgeber ist.

Allen Kandidaten gemein ist, dass sie am Sonntag in Frankfurt Fortunas Mannschaft sehr wahrscheinlich noch nicht betreuen werden. Co-Trainer Peter Hermann hat den Job des Interimscoachs bei Bayer Leverkusen bereits dreimal erfolgreich ausgefüllt und wird dies nun ab heute Nachmittag wohl auch in Düsseldorf einige Zeit lang tun. Der 63-Jährige hat jedoch nie ein Interesse daran gehabt, dauerhaft oder auch nur für mehrere Monate in vorderster Reihe zu agieren. Doch egal, ob für Funkel, Luhukay, Keller oder womöglich noch einen neuen Aspiranten: Der Auftrag heißt Klassenerhalt - um jeden Preis.

(jol)
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