Fortuna Düsseldorf Funkel ist Fortunas Kanzler

Düsseldorf · Trainer Friedhelm Funkel drückt der Mannschaft seinen Stempel auf. Mit seiner Ruhe und Bodenhaftung, seinem Ehrgeiz und seiner Leidenschaft ist er Vorbild. Damit stabilisiert er den gesamten Verein rund um das Fußball-Zweitligateam.

Friedhelm Funkel im Gespräch mit Torwart Michael Rensing.

Friedhelm Funkel im Gespräch mit Torwart Michael Rensing.

Foto: Falk Janning

In Düsseldorf sind sie ziemlich schnell ziemlich aufgeregt. Nicht nur die Fans, auch die Verantwortlichen schielen nach zwei, drei Siegen nach oben und liebäugeln mit den Aufstiegsplätzen; doch nach zwei, drei Niederlagen stellen sie ängstlich, ja geradezu panisch alles in Frage. Diese emotionale Unausgeglichenheit prägt seit Jahren und Jahrzehnten die Fortuna-Seele. Eine der wenigen Ausnahmen war der Vorsitzende Peter Frymuth, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte und der in der Lage war, perspektivisch zu arbeiten.

Wie gut, dass der Verein in Friedhelm Funkel einen Mann hat, den all das nicht anficht. Obwohl der 63-Jährige Rheinländer durch und durch ist, verfügt er über die Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, seinen Beruf seit mehr als vier Jahrzehnten professionell auszuüben. Die in dieser Zeit erworbene Erfahrung bestärkt ihn darin.

Das wurde während des gesamten Saisonverlaufs deutlich, in den vergangenen Tagen aber ganz besonders: Als Fortuna nach der Hinrunde elf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz zur dritten Liga hatte und sieben Zähler hinter dem Tabellendritten stand, schielte er weder nach oben noch nach unten. Auch wollte er nichts von einer langweiligen Saison im Mittelmaß wissen. "Wir haben eine sehr junge Mannschaft", wiederholte er gebetsmühlenartig. "Da kommt es immer zu Schwankungen, das ist völlig normal. Da gibt es immer Phasen, die es enger werden lassen." Deshalb brachten ihn auch die Misserfolge der vergangenen Wochen nicht aus der Ruhe, wenngleich sie ihn fuchsten.

Auch beim 0:2-Rückstand gegen Union Berlin behielt Funkel an der Außenlinie die Ruhe. Seine Mannschaft arbeitete weiter und kam in der Nachspielzeit zum 2:2. Der Zeitpunkt war glücklich, der Punkt jedoch hochverdient. "Wie die Mannschaft nach dem Rückstand reagiert hat, das verdient höchsten Respekt", sagte Funkel. "Ich bin sehr zufrieden."

Diese Zufriedenheit betrifft die Einstellung, den Charakter, die mentale Stärke seiner Mannschaft. Dass es fußballerisch noch einiges zu verbessern gibt, weiß er. Daran arbeitet er mit der Mannschaft. Doch wichtiger scheint in diesen Tagen, da die Saison auf die Zielgerade einbiegt, die psychische Robustheit. Selbst der Tabellensiebte Heidenheim kann sich bei sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz noch nicht in Sicherheit wiegen. "In der vergangenen Saison reichten 33 Punkte für Platz 15, in dieser braucht man wahrscheinlich 38 oder 39", sagt Funkel. "Es bleibt bis zum Saisonende spannend."

Funkel ist zwar schon mal mit Mannschaften abgestiegen, aber dafür auch fünf Mal in die Bundesliga aufgestiegen - auch dank seiner Nervenstärke. Er ist in der Lage, das Leistungsvermögen und die Situationen richtig einzuschätzen. Das lebt er seinen Spielern vor - mit großem Realitätssinn, ehrgeizig, selbstbewusst. Er vertraut ihnen und signalisiert beharrlich: "Wir schaffen das." Irgendwie erinnert das auch ein bisschen an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

(ths)
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