Fortuna hinten zu anfällig Funkel muss defensiver spielen lassen

Düsseldorf · Genau in dem Moment, da Fortuna als Spitzenreiter offensiv und attraktiv spielen will, geht der Schuss nach hinten los. Der Zweitligist muss in der Abwehr wieder sicher stehen, wenn er Erfolg haben will.

Funkel nimmt sich Fortunen zur Brust
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Funkel nimmt sich Fortunen zur Brust

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Foto: Falk Janning

In Düsseldorf werden emotionale Schwankungen ausgelebt, wie es im Rheinland üblich ist - himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Doch im Fußball ist es nicht etwa so, dass Erfolge nur Jubel auslösen, sondern sie wecken auch Begehrlichkeiten. Als Fortuna nach zwölf Spielen nur eine Niederlage kassiert hatte und die Tabelle souverän mit 29 Punkten und 21:10 Toren anführte, war das einigen nicht genug. Die Mannschaft spiele zu defensiv und unattraktiv. So verständlich der Wunsch der Anhänger auch sein mag, so ist erfolgreicher Fußball jedoch nur selten mit einem spielerisch attraktiven Spektakel gepaart. Das haben sie einfach ignoriert.

Funkel wollte nicht nur die Spiele, sondern auch die Kritiker gewinnen, was sich in den letzten drei Begegnungen als Fehler erwiesen hat. Gegen Heidenheim bot der Trainer von Beginn an zwei Stoßstürmer auf (Rouwen Hennings und Emir Kujovic). Das Spiel endete 2:2. Auch in Ingolstadt wählte der Coach eine offensive Formation, indem er nicht nur die beiden Stürmer Hennings und Havard Nielsen von Beginn an brachte, sondern auch noch den angeschlagenen Wirbelwind Benito Raman; nach der Pause die offensiven Davor Lovren, Takashi Usami und Kujovic. Fortuna verlor 0:1. Und gegen Dresden sollten nicht nur Hennings, Raman und Usami für Druck sorgen, sondern auch Kapitän Oliver Fink. Fortuna unterlag mit 1:3.

Sechs Gegentore in den vergangenen drei sieglosen Spielen sind deutlich zu viel. Die Zuschauer haben zwar daheim drei Fortuna-Tore gesehen, aber keinen Sieg. Es ist höchste Zeit, dass Funkel die Defensive wieder stärkt, damit die Mannschaft jene Ruhe und Sicherheit gewinnt, die zuvor die Basis für ihre Erfolgsserie waren.

Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenführer Holstein Kiel räumt Funkel ein: "Wir müssen defensiv besser stehen als zuletzt. Und die Mannschaft muss die taktische Marschroute mit Leben erfüllen." Dabei wird sicherlich hilfreich sein, dass in dem zuletzt gesperrten Marcel Sobottka wieder ein Spieler im defensiven Mittelfeld zur Verfügung steht, der den Spielaufbau des Gegners stört. "Er wird mit Sicherheit in die Mannschaft zurückkehren", sagt Funkel, der "sonst nicht viele Änderungen vornehmen" will. Aber vielleicht doch noch ein, zwei. So könnte der kampfstarke Jean Zimmer wieder in die Elf kommen. Sicher ist bereits, dass Kaan Ayhan nach dem missglückten Versuch, ihn aus der Abwehr ins Mittelfeld vorzuziehen, wieder den defensiveren Part übernehmen wird.

Fortuna ist zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde Tabellenzweiter mit vier Punkten Vorsprung auf den Dritten. Doch in Düsseldorf herrscht nach vier Partien ohne Dreier weit verbreitet eine Stimmung, die gen zu Tode betrübt tendiert. Dem emotionalen Ausschlag nicht allzu große Bedeutung beizumessen, fällt dem Realist Funkel jedoch nicht allzu schwer: "Unser Saisonziel ist Platz eins bis sechs, das sollten wir nicht vergessen. Wir sind auf einem wunderbaren Weg, dieses Ziel zu erreichen und den Verein zu stabilisieren. Wir haben Werte geschaffen, stehen wirtschaftlich und sportlich deutlich besser da als vor eineinhalb Jahren."

Sein Plädoyer für Kontinuität verbindet er mit einer Warnung: "Wenn wir uns von diesem Weg nicht abbringen lassen, wird Fortuna in den nächsten Jahren erfolgreich sein. Aber wenn der Erfolg früh da ist, und man glaubt, es gehe immer so weiter, dann wird er nicht dauerhaft sein."

(ths)
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