Spannung in der 2. Bundesliga Vierkampf um den Aufstieg

Düsseldorf · Die 2. Bundesliga ist ins Jahr 2018 gestartet. Und die Rückrunde verspricht Spannung. Düsseldorf, Kiel, Nürnberg und Ingolstadt sind die Favoriten für den Sprung ins Oberhaus.

Fortunas Zuschauerschnitt im Jahresvergleich
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Foto: Endermann Andreas

Dass die 2. Bundesliga gleich mit einer englischen Woche ins neue Jahr startet, ist bemerkenswert. Viele Klubs hadern, weil sie drei Duelle innerhalb von anderthalb Wochen bestreiten müssen. Fans ärgern weite Auswärtsfahrten unter der Woche. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) stellt ein Argument dagegen: "Weil parallel keine Bundesliga-Begegnungen ausgetragen werden, kommt der 2. Bundesliga am 19. Spieltag eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit zu", heißt es. Die DFL schafft also ein künstliches Alleinstellungsmerkmal, dass die Liga aus dem Schatten der Bundesliga holt. Nötig hätte sie es nicht.

Der Zuschauerschnitt der laufenden Zweitliga-Saison liegt bei mehr als 16.000 Fans pro Spieltag. Er liegt damit höher, als in jeder anderen zweiten Fußballliga in ganz Europa. In der spanischen La Liga 2 etwa liegt er bei nur rund 8000. Der FC St. Pauli begrüßt im Schnitt die meisten Zuschauer (29.302), Fortuna Düsseldorf (26.082) liegt hier auf Rang drei. Das Interesse ist einfach zu erklären: Spannung pur ist geboten, weil für fast alle Teams noch fast alles möglich ist. Zwischen Aufstiegsanwärter FC Ingolstadt (29 Punkte) und dem abstiegsbedrohten 1. FC Heidenheim (22) wiederum liegen gerade einmal sieben Zähler. So richtig spannend wird es an der Tabellenspitze. Eine Macht wie den FC Bayern nämlich gibt es im Unterhaus nicht.

Fortuna Düsseldorf grüßte die Konkurrenz in der Winterpause von der Tabellenspitze aus. Einen hauchdünnen Ein-Punkte-Vorsprung auf die direkten Verfolger Holstein Kiel und den 1. FC Nürnberg hatte sie in die Pause gerettet. Ingolstadt folgte mit sechs Zählern Rückstand. Ein Vierkampf auf Augenhöhe ist entbrannt. Und das Ende? Vollkommen offen.

Das Überraschungsteam im Quartett der Aufstiegskandidaten ist sicher Regionalligaaufsteiger Holstein Kiel. Bis zur Winterpause hatten sie 36 Tore erzielt. Damit hat Kiel die treffsicherste Elf der Liga. Hinzu kommt eine stabile Defensive: Mit drei Pleiten kassierten die "Störche" die wenigsten Niederlagen aller Spitzenteams. Der 1. FC Nürnberg hatte im Sommer als einziger Klub das Ziel Aufstieg formuliert. Vor allem der Toptorjäger der Liga, Mikael Ishak, hielt das insgesamt stark besetzte Team mit seinen zwölf Treffern bislang auf Kurs.

Auch wenn der FC Ingolstadt derzeit leicht hintenansteht: Als Bundesligaabsteiger ist er naturgemäß ein heißer Aufstiegskandidat. Zudem verfügt er über den teuersten Kader der Liga (24,13 Mio.). Der FCI könnte dem Spitzentrio am ehesten gefährlich werden, weil er in der Hinrunde mehr Konstanz bewiesen hat als etwa Verfolger Union Berlin. Obwohl alle Vier nun gut im Rennen sind, hüten sie sich davor, Kampfansagen zu machen. So auch der von allen Gejagte: die Fortuna.

Wer als Tabellenführer überwintert, kann schlecht den Klassenerhalt als Saisonziel ausgeben - aber vollmundig vom Aufstieg sprechen, das wollen sie bei Fortuna Düsseldorf auch nicht. Und so wählt Trainer Funkel vor dem Neustart in eigener Arena gegen den FC Erzgebirge Aue (heute, 20.30 Uhr) eine besonders kreative Formulierung. "Vor der Saison hatten wir ja als Ziel einen Platz unter den ersten sechs Teams ausgegeben", sagt der 64-Jährige. "Und natürlich wollen wir jetzt versuchen, den bestmöglichen dieser Plätze zu erreichen." Selbst für schwache Mathematiker ist klar: Das kann nur Platz eins sein.

Sollte Fortuna auf dem Platz eine ähnliche Kreativität zeigen und obendrein von Verletzungen wichtiger Spieler verschont bleiben, könnte der große Wurf drin sein. Entsprechend zuversichtlich sind die Fans: 2373 Rückrunden-Dauerkarten setzte der Klub in der Winterpause ab, kommt nun insgesamt auf fast 15.000 Dauerkarten. "Man spürt die Euphorie überall in der Stadt", sagt Funkel. "Doch das Beste daran ist, dass die allermeisten Fans dennoch realistisch sind. Sie träumen vom Aufstieg, und das dürfen sie auch. Sie sagen aber zudem: Wenn es am Ende doch nicht klappt, dann eben beim nächsten Mal. Hauptsache, ihr seid endlich auf dem richtigen Weg."

Das ist der Klub aus dem Arbeiterstadtteil Flingern definitiv. Mehr noch als der aktuelle Tabellenstand spricht dafür die Zukunfts-Ausrichtung. In der vergangenen Woche legte Fortuna den Grundstein für das Funktionsgebäude des neuen Nachwuchsleistungszentrums - ein Meilenstein auf dem Weg, den Anschluss an die Erstligaklubs der Region zu finden. Und alles solide finanziert, unter anderem mit einem Niedrigzins-Darlehen, das durch eine Landesbürgschaft für besonders förderungswürdige Nachwuchsprojekte möglich wurde.

Da fehlt im Grunde nur noch der Aufstieg, den in Düsseldorf natürlich jeder möchte, auch wenn keiner gern darüber spricht. Ein weiteres sportliches Signal in diese Richtung gab die Klubführung gestern mit der Verpflichtung des Japaners Genki Haraguchi. Obwohl Fortuna in Benito Raman, Takashi Usami und Davor Lovren bereits über drei starke offensive Außen verfügt, lieh sie den 26-Jährigen bis Saisonende von Hertha BSC aus. Und der Japaner soll bestimmt nicht nur helfen, den Klassenerhalt abzusichern.

(RP)
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