Fortuna Düsseldorf Rüzgar: Eine Karriere auf der Achterbahn

Düsseldorf · Kemal Rüzgar ist gerade 21 Jahre alt, doch der Stürmer der Fortuna hat in seiner bislang noch jungen Laufbahn bereits einige Aufs und Abs erlebt. Zeitweise ist er sogar vereinslos, ehe er sich über die U23 für die Profis empfahl.

 Kemal Rüzger feierte gegen den MSV Duisburg sein Zweitligadebüt.

Kemal Rüzger feierte gegen den MSV Duisburg sein Zweitligadebüt.

Foto: Falk Janning

Kemal Rüzgar gehört wirklich nicht zu den Lautsprechern seiner Zunft. Leise, fast schon zögernd kommen die Worte aus dem Mund des 21-Jährigen, wenn man ihn in ein Gespräch verwickelt. Auch auf dem Fußballplatz äußert sich diese Zurückhaltung bisweilen, jedenfalls solange kein Ball in seiner Nähe ist. Nicht, dass Rüzgar ein lauffauler Stürmer wäre - vielmehr ist es sein innerer Spieltrieb, der ihn dann überkommt und ihn instinktiv das Richtige machen lässt. So wie beim 3:1-Sieg von Fortunas U23 gegen Alemannia Aachen in der Regionalliga West Anfang November vergangenen Jahres.

Nazim Sangaré erhält auf Höhe der Mittellinie den Ball und sprintet in Richtung Strafraum los. Rüzgar beobachtet ruhig die Szenerie und läuft ebenfalls los, kreuzt Sangarés Laufweg und bekommt die Kugel maßgeschneidert in den Lauf serviert. Ein kurzer Blick, und der junge Angreifer schießt gekonnt am herauseilenden Aachener Torwart vorbei ins Tor. 15 weitere Male durfte der gebürtige Dillenburger im Laufe der Spielzeit zum Jubeln in Richtung Eckfahne abdrehen. Ein echtes Novum in der bislang noch jungen Karriere des Deutsch-Türken. "Tatsächlich war es das erste Mal, dass ich einer Saison so viele Tore geschossen habe", verrät Rüzgar. Zum Vergleich: Während er zu seiner Jugendzeit in 42 A-Junioren-Bundesligaspielen lediglich acht Treffer erzielte, netzte er in 43 Regionalligapartien für die "Zwote" satte 24 Mal ein. Eine Quote, die ihn zugleich gemeinsam mit Tugrul Erat zum Rekordtorschützen der U23 macht. Doch woher kommt diese plötzliche Leistungsexplosion?

"Früher war ich oftmals verletzt oder habe nicht richtig ins Spielsystem gepasst", erläutert Rüzgar, der sein Fußballerglück erst im Team von Trainer Taskin Aksoy fand. Zuvor durchlebte der ehemalige türkische U18-Auswahlspieler eine komplette Achterbahnfahrt der Gefühle, mit ständigen Aufs und Abs. Mit 17 wechselte er in die Jugend von Bayer Leverkusen, weil er bei der Fortuna zunächst keinen Anschlussvertrag für die U23 erhielt.

Kurz darauf beschloss der Werksklub jedoch, seine zweite Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden. Damit stand Rüzgar am Ende seiner Juniorenzeit plötzlich ohne Verein und ohne Perspektive dar. "Das war wirklich eine harte Zeit", resümiert er. "Ich habe mich eigentlich nur privat fit gehalten, bin laufen gegangen und habe mit Freunden Fußball gespielt." Ein halbes Jahr ging das so, ehe sich die Fortuna an ihr früheres Sturmtalent zurückerinnerte und es im Winter 2015 zum Probetraining einlud.

Rüzgar überzeugte prompt und avancierte in der Rückrunde der Saison 2014/15 zum Stammspieler und Torjäger. Mit frischem Selbstvertrauen ging es dann in die neue Spielzeit. Zwischenzeitlich hatte sich Rüzgar sogar schon ins Blickfeld der Profis gespielt, ehe ihm das Schicksal erneut einen Streich spielte. Eine leichte Form des Pfeifferschen-Drüsenfiebers, eingefangen im Trainingslager der U23 in Südkorea, bremste das aufstrebende Talent erneut aus.

Wieder musste er unfreiwillig eine Pause einlegen, unterkriegen ließ er sich dadurch jedoch nicht - im Gegenteil. Acht Tore waren seine Antwort bis zur Winterpause. Mittlerweile wurden auch Marco Kurz und später Friedhelm Funkel auf den Torjäger aufmerksam, Letzterer verhalf im schließlich zum Zweitligadebüt gegen den MSV Duisburg (1:2). Wenn es nach Rüzgar geht, soll es bei diesem Kurzeinsatz nicht bleiben. Vielleicht hat die Achterbahnfahrt ja endlich ein Ende gefunden.

(RP)
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