Fortuna Düsseldorf Demirbay reißt die größte Lücke

Düsseldorf · Die Runderneuerung des Kaders bietet Fortuna eine große Chance zum Neuanfang. Den technisch besten Spieler und zugleich besten Torschützen zu ersetzen, ist allerdings eine große Herausforderung.

Der Trainer und sein Musterschüler: Friedhelm Funkel war für HSV-Leihgabe Kerem Demirbay eine Vertrauensperson.

Der Trainer und sein Musterschüler: Friedhelm Funkel war für HSV-Leihgabe Kerem Demirbay eine Vertrauensperson.

Foto: christof wolff

Fortunas Kaderplanung läuft auf höchster Drehzahl. "Ich sitze jeden Morgen mit unseren Trainern Friedhelm Funkel und Peter Hermann zusammen", berichtet der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer. "Anschließend führen wir viele Gespräche. Wir werden uns nicht mehr allzu lang gedulden müssen bis zur ersten Verpflichtung." Eine beruhigende Botschaft auch an diejenigen, denen es mit dem Aufbau des Teams für die Saison 2016/17 nicht schnell genug geht. "Wenn ich manche Fans höre und lese, könnte man fast den Eindruck gewinnen, wir hätten niemanden unter Vertrag", sagt Schäfer augenzwinkernd. "Dabei steht unsere Mannschaft im Prinzip bereits."

Über eine wichtige Ergänzung dieses Zitats ist sich der 40-Jährige jedoch absolut im Klaren: "Dass wir in der abgelaufenen Saison nur 32 Tore geschossen haben, haben wir auf dem Schirm." Und auch hier folgt ein hoffnungsfroher Nachsatz: "In nicht allzu ferner Zukunft werden wir auf diesem Sektor eine positive Nachricht bekommen."

Eine solche tut allerdings auch Not nach der negativen News, die das Saisonende - wenn auch erwartet - für die Düsseldorfer bereithielt. Ausgerechnet der beste Torschütze des Teams nahm seinen Abschied: Kerem Demirbay, den Fortuna im August vom Bundesligisten Hamburger SV auslieh. Zehn Treffer erzielte der 22-Jährige in 25 Ligapartien, darunter siebenmal das wichtige 1:0 und zudem den Siegtreffer zum 4:3 gegen Kaiserslautern.

"Mit Kerem kann man einfach super Fußball spielen", sagte Teamkollege Oliver Fink über ihn. "Er macht seine Tore einfach überragend." Umso schmerzlicher für seine Mannschaftskameraden, aber auch für Trainerteam, Klubführung und Fans, dass Demirbay nicht zu halten war. "Diese Klasse haben wir noch nicht", sagte Schäfer nach dem letzten Saisonspiel in Braunschweig, in dem der gebürtige Gelsenkirchener beide Treffer zum 2:0-Sieg erzielt hatte, bedauernd. Funkel ergänzte: "Wir wissen, was wir an Kerem gehabt haben. Es ist schade, aber wir hatten keine Chance, einen solch exzellenten Spieler zu halten."

Der Grund dafür ist ganz einfach, beinahe banal: Fortuna fehlt das Geld. Zwar sieht es im Moment eher nicht nach einer Rückkehr Demirbays zum HSV aus, bei dem der Deutsch-Türke noch bis Juni 2017 unter Vertrag steht. Dessen Trainer Bruno Labbadia hatte erklärt, mit Demirbay zu planen, laut "Hamburger Abendblatt" wolle der Spieler aber nicht mehr zu dem Klub zurück, der sich zwei Jahre lang nicht um ihn gekümmert habe. Fortuna nutzt diese Gemengelage dennoch nicht viel: Die Bundesligisten TSG Hoffenheim und der 1. FC Köln haben ihre Hüte in den Ring geworfen und können eine weit höhere Ablöse zahlen als die zum Sparen gezwungenen Düsseldorfer.

Wie zuvor schon bei anderen Leihspielern wie Martin Harnik, Maximilian Beister oder Bamba Anderson bleibt Fortuna also nur die Erinnerung an Demirbays Großtaten. Und die Dankbarkeit des 22-Jährigen: "Es war mir sehr wichtig, diesem tollen Verein und den Superjungs in der Mannschaft helfen zu können." Funkel, Hermann und Schäfer stellt er durch seinen Weggang die mit Abstand schwierigste Aufgabe. Es gilt, einen Spieler zu finden, der wie Demirbay die spielerischen Fähigkeiten besitzt, Fortunas Team zu führen, und obendrein vor dem gegnerischen Tor entschlossen seine Chancen nutzt.

Womöglich wird mit Demirbays Transfer aber auch eine Systemänderung einhergehen: Falls Funkel künftig auf zwei echte Angriffsspitzen setzt, könnte es bei Fortuna gar keinen echten "Zehner" mehr geben. Die Hauptsache ist, irgendjemand schließt die Lücke, die Demirbay in Sachen Torhunger hinterlässt. Am besten schießt er noch ein paar Tore mehr als sein Vorgänger -in nicht allzu ferner Zukunft.

(jol)
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