Fortuna Düsseldorf Ayhan ist Fortunas Lebensversicherung

Düsseldorf · Kaan Ayhan hat die Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag nicht gezogen. Damit besitzt der Zweitligist an ihm ebenso die vollen Transferrechte wie an Marcel Sobottka und Ihlas Bebou. Das ist wirtschaftlich wichtig - und sportlich noch mehr.

Kaan Ayhan: Schalker Jung bei Fortuna
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Das ist Kaan Ayhan

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Foto: Falk Janning

Die Unkenrufe waren laut, und sie schienen nicht unberechtigt. Als die Zweitligasaison für Fortuna am 21. Mai endete, war der Klassenerhalt unter Dach und Fach - es drohte jedoch der Verlust dreier ganz wichtiger Stammspieler. Zwar waren Ihlas Bebou, Marcel Sobottka und Kaan Ayhan allesamt noch mit Verträgen bis Juni 2018 ausgestattet, doch Bebou schlug Fortunas Angebot zur vorzeitigen Verlängerung mit dem Hinweis aus, so schnell wie möglich seinen Traum von der Ersten Liga verwirklichen zu wollen.

Derlei war von den beiden anderen zwar nicht zu hören, doch besaß der FC Schalke 04, von dem Sobottka im Sommer 2015 an den Rhein gewechselt war, ein Rückkaufrecht für den 23-Jährigen. Und Ayhan hatte in seinem Kontrakt eine Ausstiegsklausel, nach der er Fortuna für 1,5 Millionen Euro hätte verlassen dürfen. Eine lächerliche Summe für den 22-Jährigen, immerhin aktueller türkischer Nationalspieler.

Zwei Wochen später hat sich die Situation grundlegend verändert. Schalke ließ die Frist verstreichen, in der es Sobottka für ein Butterbrot hätte zurückkaufen können. Und während das womöglich noch eine unerklärliche Panne in der Gelsenkirchener Führungsetage war, so fiel Ayhans Entscheidung ganz bewusst aus: Der vielseitig verwendbare und hoch veranlagte Abwehr- und Mittelfeldspieler hätte seine Ausstiegsklausel bis zum 31. Mai wahrnehmen können, machte davon aber keinen Gebrauch. Das bestätigte der Verein am Pfingstwochenende.

Nun heißt das im schnelllebigen Fußballgeschäft noch nicht, dass Ayhan und Sobottka zum Beginn der Vorbereitung auf die neue Saison am 26. Juni im Arena-Sportpark definitiv dabei sein, schon gar nicht, dass beide bis zum Ende der Spielzeit das Düsseldorfer Trikot tragen werden. Sie sind aber, ebenso wie Ihlas Bebou, so etwas wie Fortunas Lebensversicherung geworden. Denn noch liegt der Klubführung kein konkretes Angebot für den Nationalstürmer Togos vor. Und wenn denn eines kommen sollte, so hat der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer mehrfach versichert, dann müsste es sehr hoch angesiedelt sein, ehe Fortunas Schmerzgrenze erreicht wäre.

Wie hoch das ist, verrät Schäfer richtigerweise nicht. Schließlich will er mögliche Interessenten gar nicht erst auf die Idee bringen, einen aus dem Youngster-Trio (auch Bebou ist ja erst 23) auf seine Einkaufsliste zu nehmen. Man darf jedoch davon ausgehen, dass Schäfer und seine Mitstreiter für einen Betrag unter drei Millionen Euro nicht einmal den Brieföffner aus der Schublade holen würden.

Diese Einstellung ist die einzig richtige vor einer Saison, die Fortuna und einigen anderen Klubs eine Chance bietet, die vielleicht so schnell nicht wiederkommen wird. Es fehlen die ganz großen Favoriten, es fehlen jene Klubs, die mit ihrer Finanzkraft so überlegen sind, dass sie sich den Erfolg erkaufen können - wie es etwa Stuttgart und Hannover in der Vorsaison waren und wie es der HSV oder Wolfsburg bei einem Abstieg hätten sein können.

"Unser Ziel war es, durch unsere jungen Spieler Werte zu schaffen", sagt Schäfer. "Das ist gelungen, das heißt aber nicht, dass wir sie deshalb teuer verkaufen wollen. Uns ist es viel lieber, sie zu behalten und mit ihnen eine starke Mannschaft zu bauen." Das Fundament ist gelegt. Jetzt muss das Trio nur wirklich bleiben - und der Kader weiter verstärkt werden. Die Konkurrenz hat bereits fleißig eingekauft, Fortuna muss bald nachlegen.

(jol)
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