Fortuna Düsseldorf Leser erinnern sich an Fortunas Aufstieg 1966

Düsseldorf · Viele schicken Fotos und erzählen ihre Geschichte, wie sie den Tag vor 50 Jahren beim 5:1-Sieg in Offenbach erlebt haben.

 Triumphzug durch die Altstadt (im Auto von links): Trainer Kuno Klötzer, Präsident Bruno Recht und Spielmacher Reinhold Straus.

Triumphzug durch die Altstadt (im Auto von links): Trainer Kuno Klötzer, Präsident Bruno Recht und Spielmacher Reinhold Straus.

Foto: Horstmüller

Dirk Krüssenberg

Erlaubnis holen Wir waren eine tolle Truppe. Jupp Hellingrath, Horst Häfner und Peter Meyer waren echte Düsseldorfer und sorgten immer für gute Stimmung, was unseren Trainer Kuno Klötzer manchmal der Verzweiflung nahe brachte. Das Spiel in Offenbach ist natürlich unvergessen. Die Rückfahrt auf der Autobahn glich einer zehn Kilometer langen Fortuna- Polonaise — nur Düsseldorfer. Dann ging es natürlich zum Benrather Hof, wo Werner Biskup eine Wette anbot, sie sogleich einlöste und durch den Kö-Graben schwamm. Leider konnte ich aber nicht ganz so ausgelassen mitfeiern. Als Abiturient musste ich die Erlaubnis der Schulbehörde einholen, damit ich ab und zu für Fortuna freigestellt wurde. Sonntag das Spiel in Offenbach, Montag der Empfang im Rathaus, wo wir mit amerikanischen Schlitten von Auto Becker hingebracht wurden. Und zwischendurch musste ich immer auch mal für das Abitur büffeln. Das war das einzig blöde an der tollen Zeit. Leider ist der Kontakt untereinander über die Jahre etwas selten geworden.

Joachim Schleip, Heerdt

Mit Klötzer-Tochter Zum Spiel in Offenbach konnten wir leider nicht. Die stand Konfirmation an, und mit mir zusammen wurde in der Oberbilker Christuskirche die Tochter von Trainer Kuno Klötzer konfirmiert. Diese Abwesenheit ihrer Eltern nutzten wir, um in deren Wohnung auf der Kruppstraße das Spiel mit einigen Leuten gemeinsam am Radio zu verfolgen. Ein Freund von mir holte beim letzten Torjubel mit einem der hochmodischen "ägyptischen" Ledersitzkissen den Kronleuchter von der Decke. Bis heute habe ich keine Ahnung, ob Helga dafür irgendwelche Strafen von den Eltern bekommen hat. Eine der ewigen Erinnerungen an Erlebnisse mit "meiner Fortuna".

Wolfgang Merken, Meerbusch

Blinddarm geplatzt Am Samstag vor dem Spiel in Offenbach hatte ich Schmerzen im Unterbauch. Der Besuch beim Notarzt (weißer Porsche, weiße Kleidung) brachte die Diagnose "Zwölffingerdarmgeschwür". Meine Frage an den Doc: Kann ich nach Offenbach zum Spiel? Ja, lautete die Antwort, aber nicht fahren. Super, auf nach Offenbach mit dem Käfer und fünf Freunden. Zurück ging es mit einem unbekannten Mercedesfahrer: Ich lag hinten und krümmte mich vor Schmerzen. Mit geplatztem Blinddarm kam ich ins Theresienhospital in der Altstadt. Prof. Stemmer nahm die Notoperation vor. Zehn Tage lag ich im Koma, vier Wochen in der Klinik. Ich war dem Teufel von der Schüppe gesprungen, F95 aufgestiegen, am Endspieltag England — Deutschland wurde ich entlassen. In den 90er Jahren war Peter Meyer mein Nachbar in Meerbusch.

Wolfgang Angerer, Mülheim

Auf der Rückreise Meine Frau und ich waren auf der Rückreise aus unserem Urlaub in Kärnten und wollten, koste es was es wollte, das Spiel in Offenbach sehen. Also fuhren wir mit unseren VW 1300 morgens gegen sechs Uhr vom Ossiacher See los. Die Eintrittskarten haben wir ganz normal an der Tageskasse erstanden. Die Stimmung war einmalig, Randale und Feuerwerk kannten wir damals noch nicht. Das Spiel war für uns ein einmaliger Rausch.Meine Autogramme von Peter Meyer, Werner Biskup und Dirk Krüssenberg sind leider in den Jahren verloren gegangen.

Hans-Jörg Lutze

Konfetti in Kölle Zwei großartige Fußballspiele sind mir natürlich in besonderer Erinnerung geblieben: Das Spiel gegen Bayern München und das Spiel in Offenbach. Wir sind damals im Sonderzug nach Offenbach gefahren. Bei der Ankunft in Offenbach war die Bahnhofshalle mit Fortuna- Fans prall gefüllt. Ich hatte das beglückende Gefühl, dass sich unter den Fan-Gesängen und Sprechchören eigentlich das Dach heben müsste. Auf der Rückfahrt kam im Zug, weit bevor Köln passiert wurde, Hektik auf. Papierschnipsel wurden hergestellt und wurden bei der Durchfahrt in Köln in Siegerlaune auf den Bahnsteig geworfen. Und trotzdem: Alles blieb friedlich und von reiner Fußballbegeisterung geprägt. Es war ein großartiges Fußballerlebnis, mir noch heute nach 50 Jahren präsent. Vielen Dank für Ihren Artikel vom 22. Juni 2016!

Willi Jeuck

Klassenkamerad Ich war am 26. Juni 1966 zwar nicht auf dem Bieberer Berg, dennoch war das Jahr 1966 auch ein besonderes für mich: WM in England, Abitur im zweiten Kurzschuljahr, Musterung für die Bundeswehr und natürlich der Aufstieg Fortunas. Am 4. Juni 1966 habe ich das Hinspiel gegen Offenbach im alten Rheinstadion vor 37.000 Zuschauern mit einem 2:0-Sieg durch Tore von Waldemar Gerhardt und Reinold Straus erlebt. Im Tor stand mein ehemaliger Klassenkamerad Dirk Krüssenberg. Für uns war es natürlich etwas Besonderes, dass ein Klassenkamerad in der ersten Mannschaft spielte, aber in der erfreulichen Ermangelung der heutigen Fußballhysterie gab es meines Wissens keine Privilegien seitens der Schule für ihn. In der Schulmannschaft spielte er im Feld. Meine Erinnerung an das Jahr 1966: Iuvat meminisse (Erfreuliche Erinnerung).

Hanjo Bay

Im Kö-Graben Es war phantastisch: Die Anreise, die Stimmung, das Spiel, der Aufstieg. Für mich von der Emotion her, ich war damals 18 Jahre jung, das Größte, was ich seit meinem ersten Fortunaspiel 1958, erlebt habe. Als wir aus Offenbach am Abend nach Düsseldorf zurück kamen, suchten wir unsere damalige Stammkneipe "Zur Jägerklause" auf der Oststraße auf. Der damalige Wirt senkte im Aufstiegsrausch den Preis für ein Glas Alt auf zehn Pfennig, was die Stimmung endgültig zum Überkochen brachte. Zwischen den stundenlagen Gesängen und Gelagen, ging es mit Fortunafahne zum Abkühlen in den Kö-Graben. Leider existieren hiervon keine Fotos. Die Feierei endete gegen neun Uhr am nächsten Morgen. Die Pokalendspiele und -siege waren toll, Basel fast nicht zu toppen, doch für mich bleibt die damalige Erstürmung des Bieberer Bergs das Größte.

Gerda Hoppe

Fahne gebastelt Diese Begeisterung vergisst man nie. Damals war ich 22 Jahre alt und Studentin. Wir hatten schon einen Fernseher, aber an eine Übertragung des Spiels war nicht zu denken. Meine beiden älteren Brüder und ich waren uns einig: Wir mussten nach Offenbach. Eine Fanfahne musste her: Ein roter Pullover wurde über den langen Wanderstock gezogen, ein Bettuch als weißer Anteil angenäht und mit Fortuna beschriftet. Früh sind wir mit Proviant aufgebrochen. Das Spiel begeisterte total. Mein Lieblingsspieler Biskup erzielte per Elfmeter das 4:0. Heimspielatmosphäre auf dem Bieberer Berg — Gänsehaut pur. Singend fuhren wir zurück, in der Altstadt wurde weiter gefeiert. Ich bin immer noch Fortuna-Fan, obwohl seit 1966 viel Geduld gefragt war. Heute gehe ich oft in die Oper, aber zu größeren Spielen auch ins Stadion.

Klaus Baumann

Idol Peter Meyer Wir waren zwei Freunde, um die 30 Jahre alt, in dieser Zeit bei fast jedem Fortunaspiel dabei. Offenbach war natürlich Ehrensache. Anreise mit dem Wagen. Wir waren schon früh vor Ort, es blieb noch genug Zeit zum Anheizen, wozu wir den ortsüblichen Äppelwoi probierten, und dann dabei blieben. Das Spiel natürlich wie im Rausch erlebt. Peter Meyer war unser Idol und Held. Leider gibt es aus dieser Zeit keine eigenen Fotos, deshalb habe ich mir damals eine kleine Broschüre gekauft: Fortuna 95, Der Weg nach oben. Es war 1966 erschienen, im Verlag der Rheinischen Post.

Gernot Stens

Liedgut von einst Meine Freunde Norbert, Hanjo und Rolf, wie ich muntere 17 Jahre jung, waren mit mir mit von der Partie — per Sonderzug. Natürlich zog ein Unverbesserlicher die Handbremse. Als die Ersten auf freier Strecke aus dem Zug hüpften und die Hymne "Mir sin alles Düsseldorfer Jonges" grölten, befürchteten wir schon, nicht mehr rechtzeitig zum Spiel zu kommen. Doch es klappte. Nach dem Spiel zogen wir in einem siegestrunkenen Pulk und lautem Gesang zum Bahnhof. "Peter Meyer — Ey Ey Ey Ey!” und "Ob Cola oder Bluna — Deutscher Meister wird Fortuna!" Als wir in Düsseldorf ankamen, ging es in die Jägerklause auf der Oststraße. Als wir dort mehr krächzend als singend einfielen, stimmten alle ein: "Und so zogen wir in die Bundesliga ein und werden wieder Deutscher Meister sein — Fortuna, Fortuna, immer wieder Fortuna!"

Stromi aus Benrath

Mit dem Sonderzug Ich habe den Artikel in der RP gelesen und konnte sofort und ohne jede Einschränkung den Schilderungen des Autors zustimmen. Ich war am 26. Juni 1966 knapp zehn Jahre alt und es war eines der größten Kindheitserlebnisse für mich, als mein Vater an diesem Sonntag mit mir im Sonderzug zum Aufstiegsspiel nach Offenbach fuhr. Viele Grüße und ein dreifaches 95 Olé

(RP)
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