Fortuna Düsseldorf Liendl — "Alpen-Maradona" und Buhmann

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Auswärtserfolg gegen den 1. FC Heidenheim hat vorübergehend gleich ein paar Gewinner hervorgebracht. Neben Oliver Fink und Taskin Aksoy gehört auch Michael Liendl dazu. Der viel gescholtene Regisseur kann in jedem Spiel den Unterschied ausmachen.

Michael Liendl: Feingeist und Elfmeterexperte
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Das ist Michael Liendl

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Foto: rpo, Falk Janning

Neulich beim Training von Fortuna Düsseldorf: "Fakt ist, dass die derzeitigen Spieler aus Süddeutschland und Österreich erstaunlicherweise immer höflich sind", erklärt ein Fan. Kurzes Überlegen in der Runde, dann allgemeines Zustimmen. So plakativ die Aussage auch sein mag, sie trifft momentan zu — und Michael Liendl ist das beste Beispiel dafür. Der in Graz geborene Profi ist fast niemals um eine Antwort verlegen, wahrt dabei immer die Contenance, ist selbskritisch und höflich.

Vor allen Dingen in den vergangenen Wochen und Monaten waren diese Qualitäten bei dem Österreicher gefragt, nach einem guten Start in die Saison flachten seine Leistungen zunehmend ab, die Kritik wurde lauter. Dass dies unter der Obhut des ehemaligen Cheftrainers Oliver Reck geschah, war überraschend, Liendl genoss unter dessen Leitung größtes Vertrauen. "Natürlich ist das gut für mich", bestätigte der Profi im Trainingslager.

Unter dem Interimstrainer Taskin Aksoy standen die Sterne nun äußerst schlecht für ihn, er war nicht mehr automatisch für die Startelf nominiert. Der Coach setzte schon während des Trainings ein deutliches Zeichen, ließ den Österreicher mal in der A-, teilweise aber auch in der B-Mannschaft auflaufen.

Konkurrenzkampf scheint Liendl gutzutun

Der Konkurrenzkampf hat bei Fortuna für Liendl in dieser Saison also offiziell begonnen. Und widererwartend tut er ihm gut. Gegen Heidenheim war er letztlich in der Startelf vertreten, zeigte nach anfänglichen Schwierigkeiten eine durchweg gute Partie.

Er steuerte zwei Assists bei, hatte (mal wieder) die meisten Ballkontakte, zudem spielte er die meisten Pässe (57), schoss gleich vier Mal auf das gegenerische Tor und torpedierte seinen Durchschnittswert der Anzahl von Sprints in einer Partie — er kam auf 19, sein Durchschnittswert liegt bei unter zwölf. "Im Großen und Ganzen haben wir wohl ein recht gutes Spiel gemacht, obwohl wir es uns teilweise selbst ein wenig schwer gemacht haben. Wir haben noch zu viel mit Rückpässen gearbeitet, nicht schnell genug nach vorne — das war sicher ein Manko", sagte Liendl wenig euphorisch nach der Partie.

Größere Erwartungen

Der Österreicher weiß, dass bei ihm mit anderem Maß gemessen wird. Er ist potenzieller Nationalspieler, er ist der viertbeste Vorlagengeber der 2. Bundesliga und sammelt regelmäßig die meisten Ballkontakte (71).

Wenn seine enormen Passqualitäten aber binnen 90 Minuten nicht zu Chancen führen, dann läuft die Partie — vor allen Dingen in der öffentlichen Wahrnehmung — an ihm vorbei. Seine anderen Qualitäten sind entweder zu gering oder nicht zu erkennen, so dass er im besten Fall im allgemeinen Durschnittssud des Teams untergeht.

Bei der Fortuna war er unter drei verschiedenen Trainern dennoch immer gesetzt: Seitdem er im Winter 2014 zu den Düsseldorfern wechselte, war er bei allen Pflichtspielen von Beginn an dabei. Wenn Liendl nämlich seine Qualitäten auf den Platz bringt, hat das Team auch regelmäßig Erfolg. Der Österreicher kommt auf 20 Scorerpunkte. Von den 16 Partien, in denen er welche sammelte, gingen lediglich zwei verloren.

(cfk)
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