Fortuna Düsseldorf Pause für den Vorarbeiter

Düsseldorf · Adam Bodzek ist oft der Erste, der sich sein strahlend weißes Trikot von oben bis unten einsaut. Der Sechser von Fortuna Düsseldorf spielt Malocherfußball. Er ackert, rackert und grätscht an der Grenze des Erlaubten. Gegen Hannover muss er am Freitag zusehen.

Adam Bodzek: Der Leader von Fortuna Düsseldorf
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Das ist Adam Bodzek

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Foto: Falk Janning

Es waren am Millerntor gerade ein paar Sekunden gespielt, da leistete sich Bodzek schon die erste Nickeligkeit. Fortunas "Aggressive Leader" verhinderte einen schnellen Einwurf des FC St. Pauli, indem er den Ball wegschoss. Da war sie, die erste Ermahnung von Schiedsrichter Daniel Siebert, der sich in den folgenden 90 Minuten zum Gesprächspartner des Fortunen entwickelte. Denn Bodzek, gründlicher Staubsauger vor der Abwehr, kämpfte, foulte in schöner Regelmäßigkeit und wurde gefoult. Siebert war also immer in der Nähe.

"Alle, von vorne bis hinten, haben super verteidigt"

Nach 28 Minuten, es stand noch 0:0, zuckten die rund 3000 Düsseldorfer Fans in der Arena zusammen. Bodzek, mit der Hypothek von vier Gelben Karten ins Spiel gegangen, haute Gegenspieler Christopher Buchtmann um. Ein Pfiff. Kaan Ayhan donnerte wütend das Leder weg. Siebert zeigte "Gelb". Nur wem genau, das war die umgehend gestellte Fan-Frage auf dem Kiez. Fortuna twitterte, Bodzek sei bestraft worden. Es dauerte, bis sich herumsprach, dass es Innenverteidiger Ayhan erwischt hatte. Zum Glück, der steht damit schließlich "erst" bei drei Gelben Karten und einer "Gelb-Roten".

Am Freitag gegen Hannover braucht man Bodzek dringend auf dem Platz, den kampfstarken Führungsspieler, der von Fußball-Ästheten nicht gerade gefeiert wird. Vor allem gegen den Bundesliga-Absteiger, der mit zwei Punkten Vorsprung auf dem dritten Tabellenplatz steht, ist Gift und Galle gefragt. Und wer kann besser Gift und Galle spucken als Bodzek, der Chef im Ring? Genau, niemand.

Fortuna Düsseldorf: Friedhelm Funkel hat Spaß am Ball
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Funkel hat Spaß am Ball

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Foto: Falk Janning

"Alle, von vorne bis hinten, haben super verteidigt. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und sehr stolz auf die Leistung", sagte Abwehrmann Kevin Akpoguma, als der 1:0-Arbeitssieg unter Dach und Fach war. Fortuna hat in 13 Spielen zwölf Gegentore kassiert. Nur der FC Heidenheim, der sich erst zehn Treffer fing, verteidigt effektiver. In Düsseldorf ist das nicht allein der Verdienst der regelmäßig wechselnden Innenverteidiger Akpoguma, Ayhan, Robin Bormuth oder Alexander Madlung, sondern auch der Verdienst Bodzeks.

Fortunas Anhänger freuen sich über Malocherfußball

Der 31-Jährige gewinnt 60,5 Prozent der Zweikämpfe, er bringt 82,8 Prozent seiner Zuspiele an den Mann. Bodzek hat noch kein Spiel gefehlt, stand 1323 Minuten auf dem Feld. Mittlerweile ist es kaum mehr vorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der die Trainer lieber auf ihn verzichteten. Unter Frank Kramer hatte Bodzek einen schwierigen Stand. Marco Kurz verbannte den Abräumer sogar auf die Tribüne. Dann kam Funkel im März 2016. Und plötzlich war Bodzek wieder jemand. Sein Weg bei Fortuna war nicht zu Ende, ganz im Gegenteil. Er sorgte für Stabilität im Abstiegskampf und ist aus der Startelf nicht mehr wegzudenken.

Funkel vertraut dem Routinier, der in Sandhausen Fortunas erstes Saisontor erzielte. Bodzek zahlt zurück, Spieltag für Spieltag, bis jetzt. Denn am Freitag, wenn Hannover 96 ins Rheinland kommt, ist er gesperrt. Fünf Minuten vor Schluss bremste er einen Konter von St. Pauli, indem er Cenk Sahin attackierte. Die Folge: eine Gelbe Karte. Fortuna brauchte Zeit, Sahin eine kurze Behandlungspause. Das war hart, zugegeben. Bodzek hielt es für notwendig. "Was ein schmutziger Sieg", postete ein Fortuna-Fan bei Twitter. Die Anhänger freuen sich über Malocherfußball à la Bodzek. Vor allem, wenn er von Erfolg gekrönt ist.

(jado)
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