Fortuna Düsseldorf Schäfer schüttelt Fortuna durch

Düsseldorf · Vorstandsboss Robert Schäfer setzt beim Fußball-Zweitligisten erste Duftmarken als neuer Chef. Das sorgt zunächst für Unruhe im Verein.

Fortuna Düsseldorf stellt Robert Schaefer vor
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Fortuna stellt Robert Schäfer vor

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Foto: Falk Janning

Für die einen ist es ein Sommertheater bei Fortuna Düsseldorf, für die anderen die logische Folge eines radikalen Umbruchs. Während die Spieler im Urlaub sind, ruckelt sich das Umfeld neu ein, es wackelt und kracht gewaltig im Gebälk beim Fußball-Zweitligisten.

Woher kommt diese aktuelle Unruhe im Verein?

Das Bemühen der handelnden Personen um einen Neuaufbau nimmt gerade richtig Fahrt auf. Es hat sich eine neue Hausmacht formiert: Reinhold Ernst ist seit Dezember 2015 Vorsitzender des Aufsichtsrats, Robert Schäfer seit Mitte März neuer Vorsitzender. Dritter im Bunde ist Carsten Knobel als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Aus dem Umfeld ist zu hören, dass zwischen diese drei aktuell "kein Blatt Papier passt". Der neue Vorstandsboss Schäfer hat volle Rückendeckung des Kontrollgremiums, den neuen Kurs der Fortuna auch personell zu gestalten und setzt als Chef gerade erste kräftige Duftmarken. Dass Schäfer von einer Fortuna-Institution wie Finanzvorstand Paul Jäger Gefolgschaft verlangt, passt ins Bild. Symbolisiert durch die Anweisung, sich nur nach Rücksprache mit ihm öffentlich zu äußern.

Wer bestimmt die Zielrichtung des Neuaufbaus?

Der Aufsichtsrat hat dem neuen Vorstandschef Robert Schäfer das volle Vertrauen ausgesprochen. Der bisherige Geschäftsführer von Dynamo Dresden gilt bei Funktionären, Sponsoren und Fußballverbänden als kompetent und erfahren, hatte sich schon beim Amtsantritt auf die Gestaltungsmöglichkeiten gefreut: "Es geht darum, etwas aufzubauen." Aber er weiß auch: Wer aufräumen muss, bekommt dafür meist keine Geschenke.

Mit welchem Personal soll das gelingen?

Dass Schäfer nicht auf bestehenden Mauern und mit alten Steinen bauen mag, ist ihm wohl nicht zu verdenken. Aus der Entfernung hatte er sich bereits dafür eingesetzt, dass Friedhelm Funkel für den gescheiterten Marco Kurz als Trainer kommen sollte, weil er ihn aus seiner Münchner Zeit kennt. Da war es logisch, mit Funkel zu verlängern und kurz darauf Manager Rachid Azzouzi zu entlassen, der sich im Winter noch für Kurz entschieden hatte. Während sich Trainer Funkel also um eine "identifikationsstarke Mannschaft" kümmern soll, baut der Vorstandschef an einem Führungsteam ohne alte Seilschaften.

Warum schimpfen so viele darüber, dass die Fortuna ihr Herz verliert?

Nach den sportlich enttäuschenden Jahren seit dem Bundesligaaufstieg 2012 liegen die Nerven schneller blank als in früheren Erfolgszeiten. Schon unter Schäfers Vorgänger Dirk Kall wurden Mitarbeiter entlassen, die für die "alte Fortuna" stehen, die sich aus der Viertklassigkeit hochgearbeitet hatte. Das stieß vielen sauer auf, die den Verein mit ihrer Treue und Geduld auch in den schweren Jahren unterstützten. Finanzvorstand Jäger gilt vielen als letzte Ikone jener alten Garde, weil er bereits seit 1989 im Verein tätig ist. Jäger selbst betont immer wieder das Bild der Fortuna-Familie jener Aufbauzeit. Kall war letztlich gescheitert, obwohl er ähnliche Ziele formulierte wie jetzt Schäfer.

Gibt es eine Alternative zum laufenden Umbau?

Stimmen gegen den radikalen Umbau gibt es einige, auch von prominenter Stelle, aber eine Alternative für den Schäfer-Ernst-Kurs hat noch niemand präsentiert. Sportlich, wirtschaftlich und organisatorisch ging es in den vergangenen vier Jahren eher bergab als bergauf. Der Klassenerhalt am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison sollte Warnsignal genug sein, finden die Befürworter des Neuaufbaus.

(RP)
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