Fortuna-Boss Schäfer "Ich will mit Fortuna in die Bundesliga"

San Anton (malta) · Robert Schäfer hat das Ruder bei Fortuna Düsseldorf in schwierigen Zeiten übernommen. Seitdem treibt der Vorstandsboss den radikalen Umbau des Zweitligisten voran.

Robet Schäfer im Mannschaftshotel der Fortuna in Malta.

Robet Schäfer im Mannschaftshotel der Fortuna in Malta.

Foto: Falk Janning

Die launische Diva vom Rhein arbeitet auch im Trainingslager auf Malta hart an sich, um irgendwann wieder aufzusteigen. Schäfer hat sogar eine Aufstiegsprämie verhandelt.

Sportlich, wirtschaftlich und organisatorisch ging es in den vergangenen Jahren bergab. Kosten liefen aus dem Ruder, Ideen fehlten. Es wirkte ein wenig so, als hätte man dem Klub, der am Abgrund zur 3. Liga stand, den Saft abgedreht.

Wunderbar langweilige Hinrunde

Dann kam Schäfer und brachte die Energie mit, die so dringend benötigt wurde. Die Düsseldorfer hielten mit Trainer Friedhelm Funkel die Klasse und spielten eine wunderbar langweilige Hinrunde. Auch, weil der neue Chef unter jeden Teppich guckte. Er beendete Fehlentwicklungen und stellte Weichen.

"Der Umbau der sportlichen Abteilung war wichtig und richtig. Ich glaube an flache Hierarchien, die sind günstiger und schneller, da hat der Fußball noch Nachholbedarf", betont der 40-Jährige im Trainingslager auf Malta — und ergänzt: "Ich will nicht alles alleine entwickeln. Beim Telekom Cup am kommenden Samstag ist das Engagement von allen Mitarbeitern eingeflossen."

Ein Beispiel für die effektive Arbeit beim Zweitligisten: Angreifer Rouwen Hennings habe man im Sommer frühzeitig kontaktiert. Acht Stunden, nachdem dieser im englischen Burnley gehört habe, dass man nicht mehr mit ihm plane. "Auch bei André Hoffmann waren wir schneller als die Konkurrenz", bemerkt Schäfer zufrieden.

Auf Malta lässt es sich derzeit gelassen trainieren — ohne Abstiegsangst im Rücken. Die Bedingungen sind gut, wenn man den Wind ausklammert. Trainer Friedhelm Funkel sagte, man könne sich durchaus vorstellen, im nächsten Winter wiederzukommen.

Schäfer seit Sonntag auf Malta

Sonntagmittag landete Schäfer auf der Mittelmeerinsel und überzeugte sich selbst. "Die Verhältnisse sind optimal, die finanzielle Belastung geringer als in Spanien oder der Türkei", betont der Fortuna-Boss. Wenn man auf der Insel aber dauerhaft vom Wegfall der Türkei als Ziel profitieren wolle, müsse man mehr Rasenplätze bauen, weil es mehr Testspielgegner bräuchte. Das habe er auch dem maltesischen Sportminister erklärt.

Schäfer sieht Fortuna auf einem guten Weg. Sinnbild für die Aufbruchsstimmung im Verein war die harmonische Mitgliederversammlung im vergangenen Oktober. "Grundsätzlich denke ich, dass es auf breite Akzeptanz trifft, was wir tun", sagte Schäfer damals. Wohltuend sachlich geht es bei den Flingernern zu. Auch im Trainingslager, in dem der Klub-Chef kurz durchatmet, um sofort wieder nach vorne zu schauen.

"Ich will mit Fortuna in die Bundesliga, das ist mein Ziel", sagt Schäfer, der sogar eine Aufstiegsprämie verhandelt hat. "Wir brauchten die Hinrunde, um die vergangene Saison aus den Knochen zu schütteln, das ist gelungen", sagt der Vorstandsvorsitzende: "Wenn die Mannschaft hellwach bleibt, bin ich sicher, dass wir unsere Ziele erreichen."

Der neue Mann kehrte den negativen Trend um: erst sportlich, dann strukturell. Er beendet alte Seilschaften, holte neue Leute ins Boot — unter anderem Sportvorstand Erich Rutemöller, Chefscout Uwe Klein und dessen Assistent Goran Vucic. "Die Verteilung der Verantwortung auf mehreren Schultern ist gut. Es ist ein fruchtbarer Austausch. Mal hitzig, aber immer konstruktiv", sagt Schäfer. Er treibt den Bau des Nachwuchsleistungszentrums voran, gibt dem Klub ein junges, dynamisches Gesicht.

Der 40-Jährige nimmt dabei die Fans mit, sie können sich mit dem eingeschlagenen Weg identifizieren, geben Kraft und Rückhalt. Mittlerweile präsentiert sich der Verein mehr in der Heimat Flingern. Das ist Arbeit an der Basis.

"Die Kommerzialisierung muss immer die Emotionen berücksichtigen. Mir machen keine kalten Marketing-Aktionen, sondern wollen Herzen erreichen", erklärt Schäfer. Der Klub baue eine Mannschaft auf, mit der sich die Anhänger zu 100 Prozent identifizieren können. "Bei Talenten arbeiten wir mit möglichst langfristigen Verträgen."

Fortuna ist wieder wer

Im Winter gelang es, Junioren-Nationalspieler Gökhan Gül vom VfL Bochum loszueisen. Der hochveranlagte 18-Jährige wechselte, weil er bei Fortuna einen Weg nach oben sieht. Hoffmann ging es genauso. Fortuna ist anscheinend wieder wer. Wer für Fortuna spielt, macht einen Schritt nach vorne, nicht zurück, glauben die jungen Spieler.

Schäfer kann sich allerdings auch vorstellen, noch den einen oder anderen Nachwuchsmann im Winter auszuleihen. Der Kader ist mit 28 Spielern groß. "Die Jungs brauchen Spielpraxis, wir geben sie aber natürlich nur in gute Hände", sagt Fortunas Leitfigur. "Wenn uns im Sommer wichtige Spieler verlassen sollten, bleiben wir auf jeden Fall handlungsfähig. Beim ausgeliehenen Hennings müssen wir schauen, was möglich ist."

Schäfer hat auf Malta aber nicht nur warme Worte übrig. Der Vorstandsvorsitzende kritisiert den Fan, der beim Testspiel gegen den rumänischen Erstligisten CS U Craiova (1:1) am Samstag mit Pyrotechnik aufs Spielfeld lief: "Wir können ihn identifizieren, er wird ein Hausverbot für zwei Jahre bekommen. Dass jemand betrunken seine pubertäre Entwicklung auf dem Rücken des Vereins auslebt, lassen wir uns nicht gefallen. Durch so ein Verhalten präsentieren wir uns nicht als gute Gäste."

(RP)
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