Fortuna Düsseldorf Fortunas Sieg des Willens

Düsseldorf · Trainer Friedhelm Funkel ist es gelungen, sein Team nach dem desolaten Auftritt gegen Würzburg wieder in den Kampfmodus zu versetzen. Die Folge ist das 3:2 beim 1. FC Nürnberg - und dennoch wird an Funkels Stuhl gesägt.

 Ein echtes Team: Die Fortuna-Kollegen feiern Alex Madlung (ganz rechts) nach dem 3:2.

Ein echtes Team: Die Fortuna-Kollegen feiern Alex Madlung (ganz rechts) nach dem 3:2.

Foto: wolff

Es gab Situationen in dieser Zweitliga-Saison, da musste sich Fortuna attestieren lassen: Der Gegner war einfach hungriger, wollte den Sieg mehr als sie. In Bielefeld war das so, als die Arminia ein ganz schwaches Spiel 2:1 gewann. Oder auch im Heimspiel gegen 1860, als die Münchner mit 1:0 die Oberhand behielten. Am Sonntag jedoch drehten die Düsseldorfer den Spieß um. Keinen Moment zu früh, denn in der Partie beim 1. FC Nürnberg stand nichts weniger als das sportliche Überleben auf dem Spiel.

Und Fortuna war da. Sie geriet 0:1 in Rückstand - und erzwang den Ausgleich. Sie ging 2:1 in Führung, musste eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleich hinnehmen - und schlug erneut zurück. Alexander Madlung warf sich in den Eckball Jerome Kiesewetters, als gäbe es kein Morgen mehr, zwang so Abdelhamid Sabiri in der 88. Minute zum Eigentor. Die Düsseldorfer gewannen ihr wichtigstes Saisonspiel mit 3:2, weil sie den Sieg unbedingt wollten, weil sie ihn das entscheidende Quäntchen mehr wollten als der Gegner.

Doch wie war diese Wende nur möglich, nur acht Tage nach dem in jeder Hinsicht kläglichen 1:1 im Kellerduell mit den Würzburger Kickers? "So etwas geht nur, wenn eine Mannschaft funktioniert", sagt Trainer Friedhelm Funkel - und unterschlägt dabei seinen großen Anteil. Der 63-Jährige und sein Trainerteam haben den Spielern den Glauben an die eigenen Stärken wiedergegeben, bewusst nicht den Weg über intensive Einzelgespräche und aufsehenerregende Aktionen gesucht, sondern den Profis mit wohlgesetzten Worten und Gesten das Vertrauen ausgesprochen.

Im Falle von Ihlas Bebou, dem derzeit wichtigsten Mann für Fortunas Offensive, sogar noch fünf Minuten vor Spielbeginn. Da nahm Funkel den 23-Jährigen zur Seite, erinnerte ihn an seine Qualitäten und sagte ihm: "Wenn einer gegen Würzburg mal schwach spielen durfte, dann du. Aber heute brauchen wir ein gutes Spiel von dir, du machst das." Bebou wurde mit zwei Torvorlagen zum Hauptdarsteller.

Fortuna steht dank des Rucks, der vor dem Nürnberg-Spiel durch ihre Reihen ging, ganz kurz vor der Rettung. Doch ausgerechnet jetzt kochen Spekulationen hoch, nach denen die Klubführung die Trennung von Funkel anstrebt. Damit erhielte sie den Beifall der Kritiker des Chefcoachs, von denen es vor allem wegen der schwachen Heimbilanz eine ganze Reihe gibt. Doch weil ebenso viele Beobachter, denen Fortunas fehlende Kontinuität und die ständigen Trainerwechsel gegen den Strich gehen, zu Funkel stehen, nennt niemand Ross und Reiter.

Der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer hielt nach dem 3:2 an der Noris eine Brandrede, in der er für das letzte Saisonspiel gegen Aue unbedingt einen Sieg einforderte. Doch tat er das, um Funkels Kritikern im Erfolgsfall den Wind aus den Segeln zu nehmen? Oder übte er bewusst Druck aus, um einen Trainerwechsel zu forcieren? Im machtpolitischen Spiel hinter den Kulissen sind viele Varianten denkbar. Für die Spieler, die in der Mehrzahl zum Trainer halten, ist das gewiss nicht leistungsfördernd.

(jol)
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